Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 57
Oder nehmen wir zum Beispiel den Jänner. Da haben wir überhaupt nur drei Tagesordnungspunkte, davon war einer eine Gebührenerhöhung bei der Wiener Rettung - gegen die wir selbstverständlich auftreten, weil man ja nicht nur auf Seiten des Bundes schimpfen kann, wenn alles teurer wird, und das dann selber immer als gerechtfertigt hinstellt -, und es ging auch um die Übertragung der Bereiche Gesundheitsberatung, Gesundheitstelefon und Polleninformation an den Fonds Soziales Wien, wo wir so gut wie überhaupt keine Mitspracherechte haben; da können wir uns nur die Ergebnisse der Tätigkeit gnadenhalber anhören.
Meine Damen und Herren! Aus unserer Sicht wird also das Budget der Stadt
Wien mit solchen Maßnahmen immer mehr ausgehöhlt, und die Tagesordnung des
Gesundheitsausschusses wird gleichfalls ausgehöhlt. Wir sind jedenfalls gegen
solche weiteren Ausgliederungen.
Es ist ja seit 1997 kein Finanzplan mehr erstellt worden, und 1997 wurde
beispielsweise auch der letzte Bedarfs- und Entwicklungsplan für Einrichtungen
für pflegebedürftige Menschen erstellt; dieser ist bis heute nicht wirklich
verwirklicht. Das heißt, das einzige, was stattgefunden hat, ist ein Ausverkauf
von Grundflächen: Geriatriezentrum Wienerwald, Steinhofgründe; damit wird sich
wohl diese Baumanagement GmbH beschäftigen müssen, beispielsweise mit der
Versilberung der Steinhofgründe, der Hälfte der Steinhofgründe. Klar, das ist
beste Lage, tolle Bauten - es ist eben modern und effizient.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie die Sozialdemokraten es von sich
gewiesen haben und gesagt haben: Die Bundesregierung verkauft das
Familiensilber! Aber bei der SPÖ ist natürlich alles ganz anders, vernünftig
und begründbar, wenn man solche Dinge wie die Steinhofgründe verkauft - klar, das
kann man ja wunderbar umwidmen! Es ist auch viel billiger, wenn man auf anderen
Plätzen vielleicht die Grundstücke nur least und nicht selber kauft, was man so
hört. Außerdem dürfte es heutzutage "in" sein, dass man bei Heil- und
Pflegeeinrichtungen für Nerven- und Geisteskranke Umwidmungen vornimmt - in
Luxuswohnungen oder in Eliteuniversitäten. Das scheint heutzutage mehr oder
weniger auf der Tagesordnung zu sein.
Oder nehmen wir das Neueste aus der Zeitung: Das Privatspital im AKH,
natürlich auch etwas, mit dem sich diese Bauholding wird auseinander setzen
müssen, Plan und Bau dieses Hotels und dieses Spitals. Dort wird ja ein
Privatspital und auch ein Luxushotel gebaut. Wenn ich hier dem Pressedienst
folge und Herrn Direktor Krepler zitiere, wird das Privatspital in etwa vier
bis fünf Jahren fertig sein, für vermögende internationale Kundschaft,
120 Betten mit einem Eingang in das AKH-Hauptgebäude. Weiters ist ein
Hotel geplant, ein Luxushotel, dass man eben die Leute und Angehörigen dort
unterbringen kann. Das wird auch den Gästen offen stehen, auch für die
medizinische Behandlung. Dass das Privatspital kommt, sei aber fix, sagt Herr
Krepler.
In einem anderen Pressedienst wird das dann von der Frau Stadträtin ein
bisschen relativiert, und sie sagt, das ist alles andere als fix. Allerdings
wurde der Bauplatz für die Errichtung des Privatspitals schon letztes Jahr
freigegeben, ganz so scheint es also nicht zu sein.
Wenn ich mir dann durchlese, wie das im sozialdemokratischen Sinne zu
verstehen ist, was man von einer Zwei-Klassen-Medizin halten soll, und mir das
auf der SPÖ-Homepage anschaue - Mag Renate Brauner: „Ich habe dieses
Menschenressort im Juli 2004 im vollen Wissen um die Herausforderung
übernommen. Die Leistungen, die unsere Spitzenmedizin heute erbringen kann,
werden immer komplexer und immer besser und dadurch natürlich immer teurer. Wir
setzen uns dafür ein, dass diese Spitzenmedizin allen Wienerinnen und Wienern
zugute kommt. Medizinische Versorgung auf höchstem Niveau darf und soll keine
Frage des Einkommens sein. Wien ist eine soziale Stadt, in der bestmögliche
Gesundheitsversorgung für alle WienerInnen obersten Stellenwert besitzt. Die
Wiener SPÖ als Stadtregierung und Bürgermeister Häupl an der Spitze kämpfen
darum, dass das so bleibt."
2005 steht auf der Homepage der SPÖ unter Spitäler: „Unser
gesundheitspolitisches Modell ist dem Modell der schwarz-blauen Bundesregierung
diametral entgegengesetzt. Wir lehnen die Zwei-Klassen-Medizin entschieden ab.
Die finanzielle Situation des Einzelnen darf niemals entscheidend für den
Zugang zur optimalen medizinischen Versorgung sein."
Das ist sozialistische Theorie - und in der Praxis schaut dann, wenn man
etwas ausgliedert, zum Beispiel den KAV, die Welt schon anders aus. Denn der
Wiener Krankenanstaltenverbund hat natürlich auch ein Leitbild, und in diesem
Leitbild heißt es: „Unser Leitbild nennt die Ziele und Grundsätze, für die wir
uns einsetzen und die wir anstreben. Es ist für die Zukunft der
Orientierungsrahmen für die Entwicklung der Krankenhäuser, Geriatriezentren und
sonstigen Einrichtungen des Wiener Krankenanstaltenverbundes und verdeutlicht
unser Selbstverständnis."
Unter einigem anderen haben wir dann den schönen Grundsatz: „Wir handeln
wirtschaftlich nach unternehmerischen Grundsätzen." Das ist dann die
beinharte Wahrheit! (Beifall bei der FPÖ.) Denn die solidarischen Reden
halten wir fürs Volk, und für die Bonzen sind die Privilegien. Zur
internationalen Kundschaft wird sich sicher auch der eine oder andere Bonze ins
Privatspital oder ins Luxushotel legen dürfen, so wie ja auch die kleinen Leute
ihre Kredite in der BAWAG bekommen und oben auf dem Dach die Bonzen in ihren
Penthäusern leben.
Meine Damen und Herren! Wir lehnen aus diesen Gründen und aus
grundsätzlichen Überlegungen eine weitere Ausgliederung und damit diese
Baumanagement GmbH ab. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Pilz. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Danke, Frau
Vorsitzende!
Herr Kollege Ebinger, es wäre ja
noch irgendwie verständlich, wenn es darum ginge, dass etwa die Ölscheichs und
reichen Leute, von denen man rund um
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