Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 82
einem für westliche Millionenstädte moderaten Niveau sind.
Ein Erfolgsgeheimnis für unsere ausgezeichnete
Wohnsituation, die auch bei den Bürgerinnen und Bürgern zu 90 Prozent,
also zum ganz überwiegenden Teil, als sehr gut oder gut eingeschätzt wird, ist
auch die Tatsache, dass wir eine soziale Durchmischung im Wohnbau haben. Wir
haben es durchaus geschafft, dass in Gemeindebauten zwar durchaus die sozial
Schwächeren leben, das ist richtig und gut so, dass aber auch
Durchschnittsverdiener im Gemeindebau vertreten sind. Deshalb haben wir diese
soziale Durchmischung, die uns ganz wesentlich von anderen Sozialbauten in
anderen Ländern unterscheidet, wo im Sozialbau wirklich eine Ghettoisierung
stattfindet. Diese soziale Durchmischung ist ein ganz wichtiges Ziel.
Ein weiteres Ziel, seit 2000 durch die
Notfallswohnungen konkretisiert, ist, durchaus eine sanfte Öffnung des
Gemeindebaus zu betreiben. Hätten wir eine unumschränkte Öffnung des
Gemeindebaus betrieben, wie sie die GRÜNEN und teilweise die ÖVP oft gefordert
haben – wobei allerdings das mit den 5 Prozent, wie es Görg einmal
gefordert hat, auch keine unumschränkte Öffnung gewesen wäre –, dann wäre
das sicherlich nicht positiv gewesen, dann wäre diese sinnvolle soziale
Durchmischung nicht aufrechterhalten geblieben und dann hätten wir nicht eine
so gute Wohnsituation. Wir sind jedoch vernünftig im Rahmen der sanften Öffnung
vorgegangen.
Jetzt zur Umsetzung der Drittstaaten-Richtlinie:
Diese wird an dieser sanften Art der Öffnung nichts ändern. Sie ändert in der
Praxis überhaupt sehr wenig, weder am Ziel der sozialen Durchmischung noch am
Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund in den Gemeindebauten. Das
diesbezügliche Verhältnis entspricht übrigens dem Gesamtdurchschnitt der Wiener
Bevölkerung.
Die Drittstaaten-Richtlinie ist, wie gesagt, von der
Europäischen Union mit Zustimmung der österreichischen Vertreter beschlossen
worden, und sie ist – das ist mehrfach von meinen Vorrednern gesagt
worden – natürlich auch umzusetzen. Das ist geltendes Recht. Auf dieser
Basis hat der Nationalrat das diesbezügliche Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz
beschlossen, und dann ist die Niederlassungs- und
Aufenthaltsdurchführungs-Verordnung der Bundesregierung dazugekommen.
Etwas muss man schon sagen: Diese Verordnung ist
natürlich nicht sehr geglückt, sie ist äußerst kompliziert und äußerst schwierig
nachzuvollziehen. (GR Heinz-Christian
Strache: Swoboda!) Die Bundesregierung hat damit eine Verordnung erlassen,
deren Folgen man schwer abschätzen kann. Deshalb ist es auch vollkommen
unmöglich, Zahlen zu nennen.
Ich möchte nicht fremde Leute interpretieren, ich
habe aber die Pressekonferenz der Kollegin Korun miterlebt, in der sie
ausdrücklich gesagt hat, dass man nicht abschätzen kann, wie viele davon im
sozialen Bereich betroffen wären. Ich glaube, das stimmt. Wenn Sie also schon
grüne Abgeordnete zitieren, dann sollten Sie sie richtig zitieren! Das soll
Ihnen auch ins Stammbuch geschrieben sein! (GR
Heinz-Christian Strache: Sie rechnet mit 100 000, das habe ich genau
gehört!) Sie sollen überhaupt richtig zitieren, ganz wurscht, wen Sie
zitieren! Richtig ist aber jedenfalls, dass der Bund bei dieser Verordnung
nicht optimal gearbeitet hat und dass wir uns in Wien jetzt mit den Folgen
auseinander setzen müssen!
Zur Belegung meiner These zum Wohnbereich: Was wird
sich ändern? – Ich sage: Es ändert sich nicht sehr viel. Wir haben
betreffend die Information der Bevölkerung beim Wohnservice Wien eine Durchwahl
eingerichtet, wo man sich erkundigen kann. Weiters gibt es eine Telefonnummer,
unter welcher man einen persönlichen Termin ausmachen kann, und es sind seit
Beginn der telefonischen Beratung betreffend EU-Richtlinie für
Drittstaatsangehörige zirka 2 000 Telefonanfragen erfolgt. Die
persönlichen Beratungen bei Wiener Wohnen liegen bei zirka 1 000 und die
Vormerkungen bei zirka 200 mit Stichtag 27. Februar 2006. Wenn
man das mal sechs hochrechnet, dann liegen wir bei etwas mehr als 1 000,
was wir bisher bei Notfallswohnungen, die frei geworden sind, teilweise auch
hatten.
Hier also künstliche Unruhe zu erzeugen, ist
vollkommen fehl am Platz! Die Entwicklungen sind so, wie wir sie erwartet
haben, und wir setzen diese Richtlinie vollkommen korrekt und sinnvoll um, ohne
dabei wie die FPÖ künstlich Aufregung zu erzeugen.
Bei jeder Unklarheit gibt es Rücksprachen mit der
MA 20, denn unklar ist natürlich manches. Da gibt es sehr alte Titel, dann
gibt es neue Titel, und insgesamt geht es darum, dass man einen unbefristeten
Aufenthaltstitel hat. Vieles, was in dieser Verordnung steht, ist aber für
Nichtjuristen überhaupt nicht und für Juristen oft schwer nachzuvollziehen. Das
hat uns die Bundesregierung eingebrockt und damit müssen wir leben!
Um nun noch ein bisschen zum Sozialbereich zu kommen:
Faktum ist, dass diese Richtlinie umgesetzt wird, wobei man in diesem
Zusammenhang auf ein äußerst komplexes Fremdenrecht und ein äußerst komplexes
Sozialhilferecht stößt. Außerdem ist diese ganz komplizierte Verordnung zu
beachten. Alle seriösen Experten sagen, dass man keine Zahlen nennen kann, wie
viele wirklich von der Sozialhilfe zusätzlich betroffen sein werden. Sicher
ist, dass wir eine gute Zusammenarbeit auch mit den Fremdenrechtsbehörden
haben. Es liegen mehrsprachige Anträge auf, und man arbeitet mit den NGOs
zusammen, um eine sinnvolle Beratung zu gewährleisten. Ich glaube, all das ist
notwendig und geschieht auch.
Zur FPÖ ist auch noch zu sagen,
dass Sie ja mit der Regierung nichts mehr zu tun haben, Herr Kollege Strache!
Andererseits heißt es noch immer “Freiheitlicher Parlamentsklub“, und soviel
ich weiß, sind durchaus noch eine Reihe von Abgeordneten im Bund –
angeblich fünf oder mehr –, die sich zur FPÖ bekennen. Wie gesagt: Ich
weiß das nicht genau, ich kann das nur der Zeitung entnehmen. Es wäre einmal
interessant, dass Sie sagen, wie viele vom Freiheitlichen Parlamentsklub zur
Freiheitlichen Partei gehören! Stützen Sie die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular