Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 82
kann man im Wohnungsbereich jene Voraussetzungen
schaffen, dass sich die MigrantInnen nicht ausgegrenzt und sich die Altbürger
nicht überfahren und verdrängt fühlen. (Beifall bei der ÖVP.)
Mit einer radikalen Ausgrenzung, wie sie die FPÖ
propagiert, und mit der bürokratischen Verhinderungstaktik der SPÖ wird dieser
anzustrebende Zustand, meine sehr geehrten Damen und Herren, aber nicht
erreichbar sein! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Der
nächste Redner ist Herr GR Dr Stürzenbecher. – Ich erteile ihm
das Wort.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie üblich, geht es der FPÖ bei ihrer heutigen
Dringlichen Anfrage beziehungsweise beim Dringlichen Antrag nicht um die Lösung
eines Sachproblems, sondern darum, künstlich Emotionen zu erzeugen, um für
irgendeinen Wirbel zu sorgen. In diesem Fall hängt das damit zusammen, dass die
FPÖ offenbar schon mitbekommen hat, dass ihr bevorstehendes Volksbegehren gegen
die EU relativ schwach auf den Beinen sein dürfte. Deshalb kommen Sie jetzt
auch daher und sagen: Das Wetter wird schuld sein, der Zeitpunkt wird schuld
sein, weiß Gott was wird schuld daran sein, dass vermutlich nicht so viele
Leute unterschreiben, wie Sie sich das wünschen würden. Deshalb stellen Sie
heute auch diese Dringliche Anfrage. (Zwischenruf bei der FPÖ.)
Nur deswegen hat Kollege Strache das da inszeniert
und hat dann auch ein bisschen EU-Debatte mit hineingebracht. Wobei ich dazu
eingangs schon sagen möchte: Wir Sozialdemokraten sind natürlich auch der
Auffassung, dass man von der Europäischen Union nicht alles kritiklos hinnehmen
soll. Wir – sowohl unsere Abgeordneten im Europäischen Parlament, aber
auch die Sozialdemokratie überhaupt – treten mit ganzer Kraft dafür ein,
dass aus dieser Europäischen Union eine sozialere Union wird und dass der
Neoliberalismus in dieser Union zurückgedrängt wird. Das ist eine gute und
richtige Forderung, und dabei bleiben wir natürlich. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist aber auch klar, dass wir grundsätzlich zur
Europäischen Union und ihren Werten stehen. Wir sehen sie insgesamt als ein
wichtiges, historisch notwendiges europäisches Projekt, als ein
Friedensprojekt, und bekennen uns bei aller Kritik, die in gewissen
Politikbereichen notwendig ist, grundsätzlich zur Europäischen Union. Das ist
eben der Unterschied zu fundamentalistischen Gegnern der Europäischen Union.
Leider werfen uns manche fälschlich vor, dass wir eine populistische Politik
betreiben. Das ist absolut nicht nachzuvollziehen! Das ist ganz einfach falsch!
Vielmehr üben wir sehr vehemente, aber konstruktive Kritik dort, wo es notwendig
ist, verteidigen aber natürlich prinzipiell die Werte der Europäischen Union.
In diesem Sinn möchte ich Kollegen Strache bitten,
dass er jetzt bei allem Herumgerede, das er hier an den Tag gelegt hat,
wirklich einmal dezidiert die Frage beantwortet: Ist die FPÖ für den Austritt
aus der Europäischen Union? – Das sollten Sie einmal klar darlegen! Sagen
Sie uns das! Wenn ja, dann müssten Sie ja gegebenenfalls auch diesbezügliche
Schritte anstreben. Sind Sie für den Austritt aus der Europäischen Union, Herr
Kollege Strache? Nehmen Sie endlich dazu Stellung! Sagen Sie Ja oder Nein!
Damit komme ich schon zum sachlichen Bereich unserer
konkreten Themenstellung "Gemeindebauten und Richtlinie betreffend
Drittstaatsangehörige". Erstens ist festzustellen, dass die FPÖ und ihre
Vertreter dieser Drittstaaten-Richtlinie zugestimmt haben. Das sage ich jetzt
einmal ganz wertfrei, wie es eben Faktum ist. Am 23. November 2003 haben
der Rat für Justiz und Inneres der Europäischen Union diese Richtlinie beschlossen.
Für Österreich haben dort der ÖVP-Innenminister Dr Strasser und der
FPÖ-Justizminister Dr Böhmdorfer diese EU-Richtlinie mit beschlossen, und
deshalb gibt es sie. Das sollen die Wienerinnen und Wiener auch wissen, wobei
ich jetzt nicht sage, dass wir, wenn die sozialdemokratische Partei an der
Regierung gewesen wäre und unsere Minister dort gewesen wären, gegen eine
solche Richtlinie gestimmt hätten. Das möchte ich nicht behaupten! Wir hätten
uns vielleicht bemüht, dass sie im einen oder anderen Punkt noch besser ist.
Das glaube ich schon!
Faktum ist aber jedenfalls, dass die FPÖ diese
Richtlinie eindeutig mitzuverantworten hat. Und ich kann mich auch nicht
erinnern – und ich habe sogar in einschlägigen Zeitschriften dieser Zeit
nachgeschaut –, dass knapp nach dem 23. November der damalige
stellvertretende Bundesparteiobmann der FPÖ H C Strache sich gegen
Böhmdorfer gewendet und ihn kritisiert hätte, dass diese Richtlinie beschlossen
wurde. (Zwischenruf von GR
Heinz-Christian Strache.) Das war nicht der Fall. Das nenne ich nach wie
vor vollkommen wertfrei nur als Faktum. Das ist einmal vollkommen klar. (GR Johann Herzog: Er war nicht
Bundesparteiobmann, er war Wiener Abgeordneter!) Er war jedenfalls
Präsidiumsmitglied und Wiener Parteiobmann! – Somit ist vollkommen klar,
dass die FPÖ hier eine doppelbödige Politik betreibt, und das weisen wir
natürlich zurück. (Beifall bei der
SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Bevor Kollege Strache noch eine Tatsächliche
Erwiderung macht: Es reicht, dass er Präsidiumsmitglied und führendes Mitglied
der FPÖ war und dass er Kollegen Böhmdorfer damals diesbezüglich nicht
kritisiert hat. (Weitere Zwischenrufe bei
der FPÖ.)
Kommen wir jetzt konkret zur
Sachproblematik betreffend Gemeindebauten: Wir setzen – und das stellen
alle internationalen Umfragen und Studien fest – in Wien die
Lebensqualität als oberste Priorität. Es gibt bei uns keine Slums
beziehungsweise Ghettos, im internationalen Vergleich haben wir ein hohes
Sicherheitsniveau, wir haben ein dichtes soziales Netz im Gemeindebereich und
beste medizinische Versorgung sowie ein ausgezeichnetes Angebot an leistbaren
Wohnungen. Die 220 000 Gemeindebauten und der soziale Wohnbau tragen
mit dazu bei, dass die Mieten insgesamt auf
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