Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 82
Österreicher massiv gestiegen ist. Auch dafür,
Kollege Strache und Kollege Tschirf, sind Sie und Ihre Handlanger in der
Bundesregierung verantwortlich, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Und es sind alle diese Maßnahmen, die auf der
Bundesebene in den letzten Jahren gemacht worden sind, bezeichnenderweise fast
immer und fast ausnahmslos weit über der Inflationsrate vonstatten gegangen. Da
haben Sie keine Rücksicht genommen, welche Preissteigerungen tatsächlich
gewesen sind, ganz im Gegensatz zu dem, was wir versuchen, in Wien zu tun.
Wir brauchen uns nur vor Augen führen: Es sind die
Wohn- und Betriebskosten, die zum Beispiel durch eine Erhöhung der
Energieabgabe um 100 Prozent genau beim Strom, oder um 151 Prozent
beim Gas massiv verteuert wurden. Da jetzt eine Erhöhung, die nach elf Jahren
in dieser Stadt einmal durchgeführt wird, zu kritisieren, noch einmal: Ich kann
nur scheinheilig dazu sagen.
Oder die Erhöhung der Versicherungssteuer
51 Prozent, der Autobahnvignetten 82 Prozent. Alles Maßnahmen, die
ganz bewusst auch dort angesetzt sind, wo sie noch dabei sind. Damit können Sie
sich von dieser Vergangenheit einfach nicht verabschieden. Die Rezeptgebühr um
44 Prozent erhöht, und wir sind hier nur beim Jahr 2000. Seit dem
Jahr 2000 nur ein paar dieser 58 Belastungen und den Prozentsätzen
dazu.
Noch einmal, beim Abwasser reden wir ja heute über
eine Erhöhung, die vor elf Jahren das letzte Mal stattgefunden hat. Ich glaube,
diese Zahl alleine sagt schon sehr viel. Und weil Kollege Strache auch wieder
einmal den Energiepreissektor angesprochen hat: Ich meine, da muss man sich
schon vor Augen führen, was gerade die vielen Tipps, die Kollege Schock hier
immer wieder den Wiener Konsumentinnen und Konsumenten gegeben hat, gebracht
haben. Tatsache ist, bei uns rennen jetzt die Telefone heiß, weil die Leute
jetzt draufkommen, was Ihre Empfehlungen gebracht haben. Wo die Leute zur Kelag
gegangen sind, weil sie angeblich auf Ihrer Hotline hier die Empfehlungen
ausgesprochen haben. Dahinter steckt nicht zuletzt, dass man nach einem Jahr
dann einen ganz einen anderen Tarif hat.
Da kommen die Leute jetzt drauf, von den
100 EUR, die Sie versprochen haben, bleibt nichts, merken die Menschen,
sie sind schlecht gefahren. Schauen Sie sich die Homepage der E-Control an: Die
Leute zahlen jetzt drauf, weil sie Ihren Tipps gefolgt sind. Also soviel zum
Wirtschaftsverständnis der FPÖ, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Es stimmt, wir bekennen uns zu dieser notwendigen
Tariferhöhung, die wir heute beschließen wollen. Wir werden diesen Akt
selbstverständlich nicht zurückziehen, weil wir der Überzeugung sind, dass es
im Interesse und zur Sicherung und zum Ausbau der hervorragenden Ver- und
Entsorgung in dieser Stadt einfach auch notwendig ist, entsprechende
Anpassungen vorzunehmen.
Noch einmal: In einem Bereich vor elf Jahren das
letzte Mal, in einem anderen Bereich vor vier Jahren. Sie erfolgen nicht aus
einer Laune heraus, sondern durchaus auf Grund wirtschaftlicher und
finanzieller Bedingungen und auch Rahmenbedingungen und daraus resultierenden
Notwendigkeiten. Einige dieser Bedingungen sind selbstverständlich die
sinkenden Ertragsanteile seitens des Bundes. Und soviel auch zum Kollegen
Margulies: Da gibt es einfach tatsächlich neue Rahmenbedingungen, wenn man sich
ansieht, wie viel zum Beispiel weniger auf Grund von anderen Steuern
hereinkommt. Die Tabaksteuer ist massiv eingebrochen in diesem Bereich, wo Wien
einfach profitiert hat. Weniger Ertragsanteile heißt natürlich im Endeffekt
auch weniger Geld, das man zur Verfügung hat. Das sind Rahmenbedingungen, auf
die man Rücksicht nehmen muss. Und eine dieser Notwendigkeiten und unser Ziel
im Endeffekt damit heißt: Sicherung der Ver- und Entsorgungsleistungen der
Stadt auf einem besonders hohen Niveau und auf der anderen Seite aber auch, die
notwendigen finanziellen Spielräume in dieser Stadt auch für die Zukunft
sicherzustellen, damit wir unseren sozialpolitischen Verantwortungen auch
nachkommen können. Insbesondere gerade auch in jenen Bereichen, wo wir auf
Grund der verfehlten Wirtschaftspolitik, auf Grund der verfehlten
Arbeitsmarktpolitik, auf Grund der verfehlten Finanzpolitik dieser
Bundesregierung in den letzten Jahren einspringen mussten und hier natürlich
auch im Bereich der Sozialhilfe und im Sozialbereich.
Tatsache ist, massiver Anstieg in diesem Bereich
wurde durch Ihre verfehlte Politik auf der Bundesebene verursacht. Die Zeche
haben in diesem Bereich die Wienerinnen und Wiener, letztendlich auch das
Wiener Budget zu tragen. Wenn wir uns entschließen, die Sozialhilfe massiv zu
erhöhen, zeigt das, wie ich meine, sehr deutlich auch unsere sozialpolitische
Verantwortung, die wir in dieser Stadt als Sozialdemokratie sehr ernst nehmen,
meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich denke, es lässt sich auch belegen, dass wir diese
Erhöhungen im Bereich der Abwassergebühr und der Müllgebühr durchaus mit
Augenmaß vornehmen. Die für die Unternehmungen der Stadt beziehungsweise die
Abteilungen des Magistrats entstandenen Kostensteigerungen werden eben nicht
zur Gänze weitergegeben, weil es geht selbstverständlich nicht nur um den
Benzinpreis. Natürlich muss man sich vor Augen führen, dass gerade im Bereich der
Energie durch künstliche Maßnahmen der Bundesregierung, aber auch durch das
Nichthandeln des Herrn Wirtschaftsministers in diesem Bereich, massive
Mehrsteigerungen auf die Stadt hereinprasseln. Aber wir haben natürlich in den
vergangenen Jahren, sonst hätten wir es ja nicht zusammengebracht, elf Jahre
keine Erhöhungen in diesem Bereich vorzunehmen, immer auch sinnvolle Spar- und
Rationalisierungsmaßnahmen vorgenommen.
Da stehen wir als Sozialdemokratie
einfach in einem ganz klaren Gegensatz zum Selbstverständnis der neoliberal
agierenden Bundesregierung und auch der Parteien und Exponenten von FPÖ, ÖVP
und BZÖ. Dort bedeutet Sparen einfach immer wieder personellen Kahlschlag auf
Kosten der ArbeitnehmerInnen und bedeutet
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