Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 82
Ich ersuche um Zustimmung zu den vorliegenden
Geschäftsstücken.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Ich
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Strache. Ich erteile es ihm.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Dass die Gebührenerhöhungen, die nun zu beschließen
sind, schon so alt und so schnell wieder aktuell werden würden, war doch ein
wenig überraschend für uns.
Nicht, dass wir nicht erwartet hätten, dass wir im
Laufe der Legislaturperiode noch einiges an Gebührenerhöhungen erleben müssen,
weil wir das ja auch gewohnt waren in den letzten fünf Jahren davor - es war ja
immer eine Methode auch der sozialdemokratischen Alleinregierung -, aber dass
das so rasch nach der nunmehr geschlagenen Gemeinderatswahl stattfindet, ist
doch überraschend, weil man ja uns auch damit Recht gibt, dass das, was wir
aufgezeigt haben und auch befürchtet haben, dass offensichtlich die Probleme
der Stadt Wien im Finanzbereich solche dramatischen sind, dass man so was
befürchten und erwarten muss.
Das dürfte also so unter den Nägeln brennen, die
Finanzsituation dürfte also eine so katastrophale in Wien sein, dass man nicht
wie in der Vergangenheit noch die Nationalratswahl abwartet und versucht, das
ein bisschen unter der Tuchent zu halten, sondern offensichtlich gleich nach
der Wiener Gemeinderatswahl in diese neue Belastungswelle hineinkommt, weil man
sonst mit dem Budget einfach nicht mehr durchkommt. Anders kann man sich das ja
auch nicht erklären.
Aber das zeigt nur, dass wir Recht behalten haben.
Das zeigt nur, dass alle politischen Warnungen, die wir ausgesprochen haben,
die richtigen waren, denn offenbar steht es wirklich um die Finanzen der Stadt
Wien schlechter als bisher angenommen.
Seit Antritt der Wiener SPÖ-Alleinregierung müssen
wir uns mit Gebührenerhöhungen beschäftigen, und das haben wir ja immer wieder
auch schon in diesem Hohen Haus behandelt. Das ist eine Geschichte der
Erhöhungen, auch eine Geschichte der gebrochenen Versprechen. Unentwegt wurden
Erhöhungen, gerade vor dem Wahltermin in Wien, vor der Wiener Gemeinderats- und
Landtagswahl, von der Spitze der SPÖ bis hin zum Bürgermeister ausgeschlossen
und es wurde beschwichtigt. Und dann hat man nunmehr eines gezeigt, nämlich was
diese Versprechungen wert sind. Man erhöht, belastet und zockt ab, wie auch
schon in der Vergangenheit. Ich erinnere nur an den Herbst 2001, wo man
damals den KWK-Zuschlag erhöht hat, dann die Einführung der Wiener Stromsteuer
am 1. November 2001. Im Frühjahr 2003 hatten wir wiederum saftige
Tariferhöhungen, 2004 haben Sie neuerlich geliebäugelt, den KWK-Zuschlag zu
erhöhen und im September 2004 hat es dann schließlich auch stattgefunden,
dass man ihn kräftig nach oben schnalzen hat lassen und erhöht hat.
Ich zitiere Herrn Generaldirektor Felix Joklik, der
gesagt hat: „Unser Wirtschaftsplan enthält für 2004 keinerlei Preiserhöhungen.“
Das hat er damals angekündigt Anfang Jänner bei seiner Antrittspressekonferenz,
bei seiner Premiere als neuer Wiener Stadtwerke-Chef. Diese Ankündigung hat
nicht einmal den Sommer überlebt.
Und das ist genau der Punkt: Sie von der SPÖ stellen
sich hin und behaupten einfach, die Wien Energie ist als Wirtschaftsunternehmen
den Regeln des freien Marktes unterworfen. Das haben Sie ja immer wieder hier
gesagt, den Regeln des freien Marktes, da können wir nichts tun, da haben wir
keine Möglichkeiten und man dürfe daher die Gas- und Strompreise nicht
politisch werten.
Und ich sage Ihnen, da liegen Sie falsch, da liegen
Sie falsch. Es ist nicht Ihre Aufgabe, aber Sie könnten es, wenn Sie wollten,
und wenn Sie wollten, könnten Sie es auch. Es geht hier letztlich für die
Bürger um essentielle Leistungen, wo Sie als Alleinregierung Möglichkeiten
hätten. Wozu sind Sie denn in der Stadtregierung? Die Frage muss man ja schon
offen stellen, wenn Sie selbst die Meinung vertreten, dass Sie da keine
Möglichkeit haben. Sie haben natürlich Einfluss auf die eigenen Wiener
Stadtwerke und diesen Einfluss nützen Sie nicht. Sie stehlen sich aus der
Verantwortung und sagen, die Betriebe der Wiener Stadtwerke gehören nicht zu
Wien und unterliegen als Wirtschaftsunternehmen den Regeln des freien Marktes
und als ob das noch immer nicht genug ist, kommt noch eine Erhöhung.
Nehmen wir als Beispiel den Gaspreis. Eben dieses
Unternehmen Wien Energie Gasnetz versucht, die Erhöhung aus Sicht der
Konsumenten auch noch verharmlosend darzustellen. Das haben wir ja erlebt. Da
heißt es dann bei der vorletzten Erhöhung, wo Wien Energie verlauten hat
lassen, aber ja, die Erhöhung mache rund 1,2 Prozent aus und für den
Durchschnittsverbraucher betragen die Mehrkosten nur 71 Cent.
Das wurde damals gesagt. Und ich habe schon einmal
aufgezeigt, dass das mehr als zynisch ist, so zu argumentieren, denn immerhin
gibt es 330 000 Haushalte, die mit Gas heizen müssen, weil sie keine
andere Möglichkeit haben. Und für viele dieser 330 000 Haushalte ist
natürlich die Belastung um vieles höher als nur diese 71 Cent im Monat,
die da angesprochen worden sind und eben sehr zynisch festgehalten wurden.
Und ich kann Ihnen nur sagen, ich
würde mir von Ihnen als Stadtregierung etwas anderes vorstellen. Ich würde mir
von Ihnen etwas anderes erwarten, nämlich nicht ständig Ihre Belastungspolitik
zu verteidigen. Überlegen Sie sich besser, wo Sie heute Ausgaben in dieser
Stadt haben, die völlig am Bürger vorbeigehen, die Einsparungspotentiale, die
heute im Subventionsbereich in Wien der Fall sind, anstatt permanent herzugehen
und hier mit neuen Steuern eine Bürgerbelastungslawine in Gang zu setzen. Geben
Sie das Geld für diese überzogenen Tarife den Menschen wieder zurück. Das ist
das, was wir einfordern. Senken Sie die Netztarife endlich massiv und schauen
Sie auch über den politischen Tellerrand hinaus, denn gerade das Beispiel
Skandinavien, das Beispiel der Briten oder der Niederländer zeigt ja,
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