Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 89
Noch etwas dazu: Was spricht denn wirklich für 50
oder für 60, 70 oder 80 in Einfallstraßen? (Zwischenruf
von GR Erich Valentin.) Kollege Valentin! Du bist auch Autofahrer! Ich
glaube nicht, dass du pausenlos mit dem Rad fährst! Du fährst so wie ich auch
mit dem Auto oder mit der U-Bahn. Sehr brav! Wenn es im Zusammenhang mit
Treibstoffverbrauch und Lärmentwicklung darum geht, ob man mit dem vierten Gang
bei 70 niedertourig oder mit dem dritten Gang bei 50 hochtourig fährt, dann
spricht das auf jeden Fall klar für 70. Darüber brauchen wir gar nicht
nachzudenken, das ist auch wissenschaftlich belegt. Das hat auch
Univ Prof Lenz gesagt, und nicht nur er, sondern auch viele andere.
Ihr habt, glaube ich, immer die falschen Experten, ihr habt die, die ihr gerade
wollt. Jedenfalls spricht aber nichts für 50 in diesen Bereichen, wo man auch
70 fahren kann!
Jetzt kommen wir zum nächsten Punkt. (GR Erich Valentin: Ist vielleicht besser
so!) Interessant ist jetzt die neue Variante mit den dicht verbauten und
nicht dicht verbauten Gebieten. Ursprünglich geht es bei der Verordnung
überhaupt nicht um den Lärm, es geht nicht um dicht verbaute oder nicht dicht
verbaute Gebiete, sondern es geht um den Feinstaub. Das war immer eure
Argumentation. (Zwischenruf von GR Erich
Valentin.) Kollege Valentin! Sie kommen eh sicher noch dran!
Das ist deswegen interessant, weil der Herr
Bürgermeister in der Anfragebeantwortung im Dezember – die ja herrlich
ist! – gesagt hat, was er sich erhofft, und damit ist er wirklich genau
diametral im Gegensatz zu dem, was Frau StRin Sima sagt. Er sagt nämlich,
dass er sich insbesondere bei den Einfallstraßen von der Temporeduktion auf 50
sehr viel betreffend Feinstaub erwartet. Auf den Einfallstraßen! Genau vier
Wochen später – und es wurde ja alles schon verglichen, man ist
wissenschaftlich ja bestens im Lande, man kann in vier Wochen alles
vergleichen – hat man richtigerweise gerade bei den Einfallstraßen das
Tempo jetzt wieder erhöht. Da frage ich: Wenn sich der Herr Bürgermeister
insbesondere dort eine Reduktion vorstellt, wieso habt ihr genau dort das
Tempolimit wieder erhöht? All das passt ja hinten und vorne nicht
zusammen! – Ihr wart politisch in Panik, ihr seid mit Recht von der
Opposition angegriffen worden, insbesondere durch unsere Ankündigung einer
Volksbefragung, und außerdem auch von den Medien und den Autofahrerklubs, und
da habt ihr die Reißleine gezogen! So war es in Wirklichkeit! (Beifall bei
der FPÖ.)
Am Dienstag, dem 17. Jänner, titelt sogar die
“Kronen Zeitung“, ähnlich wie andere Zeitungen: “Wien zieht bei Tempo 50
Notbremse.“ Die Frau Stadträtin sagt: „Tempo 50 wird als wirkungsvolle Maßnahme
im Kampf gegen Feinstaub und Lärmbelastung erachtet und bleibt daher in allen
dicht verbauten Stadtgebieten bestehen.“ Das ist der letzte Rettungsanker, um
zu demonstrieren, wie gut ihre Maßnahme war! StR Schicker wurde nur mehr
hinten wie das kleine Hunderl nachgezogen, denn er hat überhaupt nichts mehr
von dem verstanden, was die Frau Stadträtin und der Herr Bürgermeister da
gesagt haben! Er hatte nur das Pech, dass er das vollziehen muss. Das ist sein
politisches Pech. Er ist verantwortlich für den gesamten verkehrspolitischen
Vollzug, und der war katastrophal! StRin Sima hat ihm das aufgelegt, hat
sich dann zurückgezogen, und Herr StR Schicker musste alles machen. Er war
mit seinen Leuten überfordert, da kann man ihm aber nicht helfen, hätte er sich
bessere Mitarbeiter ausgesucht! Dafür sind wir an sich nicht zuständig.
Sie sagt: Dadurch wird die Lebensqualität erhöht. In
der Zwischenzeit hat sich Herr StR Schicker in einem Presseinterview schon
lange von der Frau Stadträtin zurückgezogen. Sie suchen jetzt nur mehr den
kleinsten gemeinsamen Nenner, und das sind jetzt die dicht verbauten und nicht
dicht verbauten Gebiete. Er hat selbst gesagt, dass das umweltpolitisch und
umweltmäßig eigentlich überhaupt nichts in Wien bringt, aber er vollzieht es,
weil die Stadträtin… (GR Erich
Valentin: Wer hat das gesagt?) Herr
StR Schicker in einem Presseinterview im Dezember! Soll ich es dir
vorlesen? Ich habe 40 Minuten Zeit! Dem Valentin tu’ ich jeden Gefallen.
Ich habe es schon, schau, alles geordnet! “Tempo 50 auch wegen Anrainer“ lautet
die Schlagzeile. Untertitel: “Stadtrat Schicker erwartet kaum Effekte.“ Das ist
aber wirklich gut, denn genau zwei Tage vorher haben wir es beschlossen! Ich
zitiere: „Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker, der die Maßnahme des Umweltressorts
umsetzen muss, gibt im Gespräch mit der ’Presse’ zu: ‚Die Feinstaubbelastung
durch den Wiener Verkehr ist nicht extrem stark – der meiste Feinstaub
kommt nicht aus Wien.’“
Dann kommt, dass eine 30 km-Beschränkung besser,
aber nicht praktikabel gewesen wäre. „Mit Tempo 50 kann der
Verkehrsstadtrat gut leben – selbst wenn der Umwelteffekt vernachlässigbar
sei.“ – Deutlicher als der Herr Stadtrat kann man das gar nicht bringen!
Er hat ja Recht! Aber da hat ihm halt Frau StRin Sima ordentlich Saures
gegeben. Und der Herr Bürgermeister hat von überhaupt nichts gewusst, wie er
bis vor kurzem überhaupt nicht gewusst hat, was da in seinen Ressorts vorgeht,
aber er hat auch die Reißleine gezogen, und zwar auf Kosten der Wissenschaft,
wie wir wissen, denn er ist ja Wissenschaftler und fühlt sich immer beleidigt,
wenn man da etwas sagt. Er war ja der Erfinder dieses Zweijahresrhythmus, der
in Wirklichkeit eh ein Blödsinn war.
Die Frau StRin Sima hat dann aber noch ein
Schäuferl nachgelegt. In der “Kronen Zeitung“ sagte sie einen Tag später –
da ist sie sogar mit Bild –: „Das neue Limit wird von allen akzeptiert.“
Heinz-Christian Strache – auch mit Bild – wird ebenfalls zitiert:
„Die Verordnung war ein Schwachsinn, und wir machen jetzt diese
Volksbefragung.“ – Ich frage mich: Wo lebt die Frau Stadträtin? Woher weiß
Sie, wer das akzeptiert hat? Niemand hat das akzeptiert! (GR Erich Valentin: Ich habe es akzeptiert) Ja! Sie haben das
akzeptiert, denn Sie mussten es akzeptieren, aber sonst hat das niemand hier
akzeptiert!
Am nächsten Tag ist sie
draufgekommen, dass das nicht ganz gut ist, und sagt, dass es wichtig war, das
zu machen – ich zitiere –: „Die Bevölkerung ist jetzt wegen dem
Feinstaub sensibilisiert.“ – Ich sage Ihnen etwas: Die Bevölkerung ist
nicht sensibilisiert, sondern sie ist
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular