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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 89

 

der ganzen Welt darauf aufmerksam zu machen.

 

Wichtig ist auch, dass viele Projekte nicht an den, sage ich einmal, traditionellen Stätten der Hochkultur stattfinden. Es wird an vielen Orten Kultur geboten werden, Kunst geboten werden, die bislang dafür nicht gedacht waren. So zum Beispiel gibt es ein eigenes Projekt "Wien, Stadt der Kultur und des sozialen Engagements" am Gaudenzdorfer Gürtel, "Architektonische Intervention" am Dachgarten des Integrationshauses und vieles andere mehr. Ich glaube, dass das vor allem auch dazu beiträgt, diese Kunst an Orte zu bringen und für Menschen erlebbar und zugänglich zu machen, die bislang vielleicht nicht so sehr dazu gekommen sind.

 

Erwähnenswert scheint mir auch, dass diese Projekte – auch das im Sinne einer Nachhaltigkeit – dann 2007 im berühmten Barbican Center in London zu sehen sein werden und dass es auch eine Kooperation mit dem Lincoln Center in New York gibt.

 

Die Filme, die im Rahmen dieses Festivals und für dieses Festival gedreht werden, werden bei renommierten internationalen Filmfestivals gezeigt. Ganz bewusst wurden auch Filmemacherinnen und Filmemacher aus Ländern der Dritten Welt ausgewählt, aus Staaten, in denen politische und gesellschaftliche Umwälzungen stattfinden, denn es geht darum, diese Themen der Aufklärung anzusprechen, global anzusprechen. Und auch dafür ist dieses Jahr, glaube ich, ein guter Anlass.

 

Es entstehen zahlreiche Kooperationen mit MigrantInnengruppen und NGOs in Wien, um auch Menschen unterschiedlichster Herkunft zu beteiligen und Raum für ihre Anliegen zu schaffen.

 

Es gibt eine ganz breite Kinder- und Jugendschiene, zahlreiche Kinder- und Jugendprojekte. Auch da steht das Anliegen im Vordergrund, besonders junge Menschen zu verschiedenen Begegnungen mit der Kunst, mit der Musik, aber natürlich auch mit Mozart einzuladen.

 

Bislang muss man sagen, dass die internationale Medienpräsenz über allen Erwartungen liegt. Über 1 000 Berichte verschiedener Medien über diese Aktivitäten sind bereits im Vorfeld erschienen. Ich glaube, das ist nicht zuletzt auch in einem Jahr, in dem wir die EU-Präsidentschaft haben, ein zusätzlicher schöner und wichtiger Impuls, damit wir auch über interessante künstlerische Projekte international im Gespräch sind.

 

Ein, wie ich glaube, nicht uninteressanter Nebenaspekt ist – und auch das sollte erwähnt werden –, dass Wien-Tourismus von 3 Prozent mehr Nächtigungen allein aus Anlass des Mozartjahres spricht. Wenn das sozusagen auch ein Nebeneffekt ist, dann, glaube ich, sollte uns das allen recht sein.

 

Ich glaube, dass dieses Angebot, das wir hier legen, ein kulturell umfassendes ist, ein hochinteressantes ist, eines, das vor allem auch der zeitgenössischen Kunst und Kultur breiten Raum widmet, und auch eines, das nachhaltig ist, das heißt, das weit über das Jahr 2006 hinaus wirkt.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. – 1. Zusatzfrage: Herr Mag Ebinger!

 

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Das letzte Mal haben Sie sich eine ähnliche Frage von Ihrer eigenen Fraktion stellen lassen, um sozusagen Ihr Wirken in den Vordergrund zu stellen. Ich dachte, dass meine Wortmeldung damals zynisch genug war, dass das nicht Schule macht, aber offensichtlich hat man das ernst genommen und jetzt fragt man schon im Vorhinein, was da nicht alles nachhaltig ist, was in diesem Mozartjahr passiert. Unbestrittenerweise passiert sehr viel im Mozartjahr, das wissen wir auch. Nachhaltig wird sicher auch sein, dass das Mozarthaus renoviert wurde oder dass das Theater an der Wien jetzt wieder als Opernbühne genützt wird. Wir werden uns ja vielleicht zu Mozarts Geburtstag dort bei der Premiere von "Idomeneo" sehen. Ich möchte nur feststellen, ich habe meine Karten bezahlt. Sie vielleicht auch. Das weiß ich nicht.

 

Eine Frage. Sie haben zuerst Peter Sellars erwähnt, und Sie kennen unsere kritische Haltung zum Peter Sellars. 10 Millionen EUR hat uns das als Steuerzahler gekostet. Das ganz Spektakel mit zig Veranstaltungen heißt "New Crowned Hope". Das ist meines Erachtens auch schon der einzige Bezug auf Mozart, nämlich der Name der Loge, bei der Mozart war. Meine konkrete Frage an Sie, Herr Stadtrat: Welche konkrete Nachhaltigkeit haben die investierten 10 Millionen EUR im Programm von Peter Sellars?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!

 

Ich habe in meiner ersten Stellungnahme versucht, das hier ein bisschen darzustellen. Wenn internationale Künstler nach Wien kommen, wenn hier Projekte gestartet werden, die über viele Jahre hinweg in vielen Teilen der Welt auch zu sehen, zu hören sein werden, dann, glaube ich, hat das doch eine Nachhaltigkeit, die sich nicht nur zeitlich ausdrückt, sondern auch geographisch.

 

Ich verstehe schon, dass Sie mit zeitgenössischer, ein bisschen kritischerer, auch gesellschaftspolitische Anliegen einbeziehender Kunst Ihre Schwierigkeiten haben – das ist Ihr gutes Recht –, ich glaube nur, dass Kunst immer auch die Aufgabe hat, die gesellschaftspolitischen Entwicklungen aufzugreifen, sie in einer gewissen Weise, nämlich künstlerisch, zu kommentieren. Peter Sellars ist ein international renommierter Regisseur, Festivalmacher, der frühzeitig einen neuen zeitgemäßen und zeitgenössischen Blick auf Mozart geworfen hat, der in vielen internationalen Opernhäusern, Theaterhäusern und Festivals engagiert ist und tatsächlich auch einen globalen Ansatz hat. Ich kann feststellen, dass das Interesse an seinen Veranstaltungen, an dem, was er programmiert, ungeheuer hoch ist, auch international ungeheuer hoch ist.

 

Ich empfehle zu diesem Zwecke eine Lektüre der angesehenen Zeitung "Weltwoche", die ja nun weiß Gott kein linkes Organ ist, wie Sie vielleicht wissen, sondern ein sehr kritisches Schweizer Wochenmagazin, in dem über Peter Sellars und sein Wirken wenige Wochen vor Weihnachten ausführlich berichtet wurde, und auch andere internationale Magazine. Also gerade dieses Projekt

 

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