«  1  »

 

Gemeinderat, 36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 53

 

oder von der BSO Mittel. Es wird aber trotzdem behauptet, die Stadt sei schuld und der Turnverband werde daher aufgelöst. Nun, überraschenderweise hat der Präsident des Wiener Fachverbandes für Turnen ein E-Mail an maßgebliche Repräsentanten dieser Stadt und auch an Sportinteressierte verschickt. Er schreibt, “Als Präsident des Wiener Fachverbandes für Turnen lege ich Wert auf folgende Feststellungen.“ Ich möchte das jetzt hier nicht alles vorlesen weil es würde dies ja auch die Zeit nicht erlauben, aber nur um zu zeigen, was die Aussagen der Dachverbände, “Die Stadt ist schuld, dass der Turnverband aufgelöst wird.“, wert ist.

 

Was sagt also der Präsident des Wiener Fachverbandes für Turnen dazu. Also, er sagt einmal, “Zu den im Artikel“ – das ist also das, was in den Zeitungen und auf der Homepage gestanden ist – “angeführten Behauptungen im Einzelnen: Unwahr ist, dass dem Wiener Fachverband für Turnen auf Grund fehlender finanzieller Deckung das Ende droht. Wahr ist vielmehr, dass der Verband über eine solide finanzielle Basis für die Umsetzung seiner Kernaufgaben verfügt, die auch durch ausreichende Rücklagen abgesichert ist.“ Das ist einmal die erste Klarstellung zur Behauptung der Dachverbände, der Wiener Turnverband sperre zu.

 

Zweitens: “Unwahr ist, dass ich mich“, also er, der Präsident,  “außerstande sehe, die Geschäfte unter der momentanen finanziellen Bedingungen fortzuführen. Wahr ist vielmehr, dass ich aus berufsbedingten, zeitlichen Gründen nicht mehr in der Lage bin, den Verband entsprechend qualitativ zu führen.“

 

Dazu muss man sagen, der Präsident führt seit Jahrzehnten diesen Verband, und nun hat er halt gesagt, okay, einmal ist ein Ende. “Unwahr ist, dass Haftungsfragen nicht geklärt sind.“ Auch das wurde vorgeworfen, dass auf Grund der fehlenden Mittel der Stadt jetzt alle in die persönliche Haftung reinlaufen und wir schuld sind, dass Bürger, die sich ehrenamtlich in Vereinen engagieren, vorm Kadi landen. Also, “unwahr ist dass Haftungsfragen nicht geklärt sind, wahr ist vielmehr, dass das Vereinsgesetz hier ausreichende Regelungen vorsieht. Finanzielle Abenteuer, die einzig zu persönlichen Haftungsansprüchen führen können, habe ich stets abgelehnt.“ Weiters, “unwahr ist, dass ehrenamtliche Sportfunktionäre mit ihrem Privatvermögen für die im Sportbetrieb anfallenden Kosten haften müssen, wahr ist vielmehr, dass auch hier das Vereinsgesetz ausreichende Regelungen vorsieht. Unwahr ist, dass ein beträchtlicher Teil der Kosten des Wiener Fachverbandes für Turnen für Hallenmieten und Gebühren aufgewendet werden muss.“

 

Also, auch hier wurde von den Dachverbänden behauptet, die Stadt mache die Hallen so teuer und dadurch sei es für die Fachverbände unmöglich, die Hallen zu nutzen. Also, hier hören wir von einem Betroffenen, dass das nicht der Fall ist.

 

Und “Unwahr ist, dass ein beträchtlicher Teil der Kosten des Wiener Fachverbandes für Hallenmieten und Gebühren aufgewendet werden muss, wahr ist vielmehr, dass dem Wiener Fachverband für Turnen daraus lediglich geringfügige Kosten erwachsen.“ Also, eine ganz andere Wahrnehmung von einem Fachverbandspräsident als sie uns manchmal die Dachverbände vermitteln.

 

“Unwahr ist, dass die Dachverbände als starke Schulter finanzielle Engpässe für den Wiener Fachverband für Turnen ausgeglichen haben. Wahr ist viel mehr, dass in den letzten 12 Jahren meiner Tätigkeit im Wiener Fachverband für Turnen eher die Dachverbände beziehungsweise deren Vereine diejenigen waren, die Förderungen von Wiener Fachverband für Turnen begehrt und teilweise auch erhalten haben.“

 

Ich möchte das jetzt nicht näher beurteilen, wer denn nun Recht hat. Diejenigen, die sich das Mäntelchen umhängen und sagen, wir sind die, die sagen, wo es lang geht im Sport, wir sind die, die sich für die Sportler, für die Vereine, für die Funktionäre einsetzen, und wir sind die, die die einzige Wahrheit haben, nämlich wir vom Dachverband. Oder ob es vielleicht nicht so ist, dass die Wahrheit, wie in vielen Fällen, wo anders liegt und möglicherweise hier auch auf dem Rücken der Vereine oder Fachverbände von den Dachverbänden Politik in die eine oder in die andere Richtung betrieben wird – aber jedenfalls gegen die Stadt Wien.

 

Meine Damen und Herren, ich habe diese Problematik deswegen ausgeführt, um auch ein bisschen hinter die Kulissen zu blicken. So mancher Redner den wir heute gehört haben, sollte in Zukunft in Betracht ziehen, das Ganze auch ein bisschen von der anderen Seite zu sehen. Wir wissen, die Stadt macht sehr viel im Sport. Leider können wir im Sport nicht alles  machen, was wir gerne machen würden. Auch wir haben eine Begrenzung der Fördermittel. Aber wir versuchen, die Fördermittel nach bestem Wissen und Gewissen einzusetzen und die Stadt Wien bekennt sich dazu, auch wenn es manchmal innerhalb der Verbände zu unterschiedlichen Auffassungen kommt - so wie es hier war -, zu den Dachverbänden und zu den Fachverbänden.

 

Und ich würde den Oppositionsparteien einmal ans Herz legen, dass wir einen gemeinsamen Blick hinter die Kulissen machen und sie sich nicht nur immer von einer Seite informieren lassen.

 

Was den Antrag der FPÖ, zugleich der Sportkommissionen in den Betriebsvertretungen, betrifft möchte ich noch sagen, dass wir diesem Antrag nicht zustimmen können. Einerseits wäre eine Verfassungsänderung notwendig, weiters kostet jede Änderung der Verfassung Geld beziehungsweise erfordert Budgetmittel, in diesem Fall Bezirksbudgetmittel. Es ist jedem Bezirk schon heute frei gestellt, eine Sportkommission einzurichten. Das kann jeder Bezirk machen. So wie es eine Jugendkommission, eine Spielplatzkommission, eine Sozialkommission, was auch immer, gibt, so kann man auch hier eine Kommission einsetzen. Ein jeder Bezirk kann, wenn er das möchte, einen Sportsprecher der für den Bezirk die Sportagenden erledigt, ernennen.

 

Wir würden vorschlagen, ein jeder Bezirk soll, wenn es ihm Bedürfnis ist, im Sport mehr Aktivitäten zu setzen, diese Freiheiten im Rahmen der heutigen Verfassung nutzen.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular