Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 53
GesmbH und die Intendanz des Mozartjahres 2006.
Die Berichterstatterin, Frau GRin Klicka, ist schon
hier und wird einleiten.
Berichterstatterin GRin Marianne Klicka:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden
Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ringler. Ich erteile es ihr. Zwanzig Minuten
Redezeit.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das, was da so technisch "Erweiterung des
Geschäftsfelds der Vereinigten Bühnen Wien" heißt, ist tatsächlich etwas,
was uns interessieren sollte und interessieren muss, nämlich die Erweiterung
des Geschäftsfelds um eine Intendanz in der Person des Peter Marboe, der
nunmehr zusätzlich zu all jenen, die in den letzten Jahren schon einiges
geleistet haben, der Superintendant ist, wenn ich es richtig verstanden habe,
ein Titel, der ihm auch nicht ganz unangenehm ist. Ich warne nur davor, Sie
wissen, im amerikanischen Englisch gibt es den "superintendent" und
der wollen Sie, glaube ich, nicht sein, aber ich mache mir keine Sorgen, dass
Peter Marboe zum Hausmeister wird.
Worüber wir aber reden und diskutieren sollten, ist
das, was dieses Mozartjahr und dieses Programm für die Stadt bedeutet, und das,
was wir uns wünschen, dass daraus werden kann. Der Herr StR Mailath-Pokorny hat
in den letzten Tagen immer wieder sehr eindringlich gesagt, dieses Jahr wird
kein seelenloses des Köchelverzeichnisses werden. Ich hoffe, dass wir es
schaffen, mehr zu Stande zu bringen als das reine Darstellen und Neuinszenieren
der Person Mozarts. Ich glaube nämlich, dass das eine vertane Chance wäre, wenn
wir uns darauf beschränken würden, noch eine schöne Inszenierung des Don
Giovanni und noch eine interessantere eines anderen Werks zu präsentieren.
Vielmehr muss es darum gehen, diese Chance für die Stadt zu nutzen. Diese
Chance zu nutzen, heißt ganz sicherlich auch, dass dieses Jahr nicht zu einem
reinen Eventspektakel verkommen darf, nicht ein großes Donauinselfest werden
soll, sondern tatsächlich etwas mit den Menschen, die in diese Stadt leben, zu
tun haben soll.
Wenn ich jetzt die Menschen, die in dieser Stadt
leben, betone, dann deshalb, weil ich glaube, dass es wichtig ist, dass das
Mozartjahr kein ausschließliches touristisches Interesse haben darf. Natürlich
ist es gut, wenn uns Menschen aus aller Welt besuchen kommen und sich anschauen,
was wir in Wien zu Stande bringen, aber ich glaube, dass es falsch wäre, das
Mozartjahr ausschließlich in diesem Sinne zu verstehen und auch nur in diesem
Sinne zu programmieren. (Beifall bei StR
Dr Peter Marboe, GR DDr Bernhard Görg und
GR Dr Matthias Tschirf.)
Ich freue mich über den Applaus von Herrn Marboe
natürlich besonders, weil ich davon ausgehe, dass er meiner Meinung ist. Ich
glaube, dass es im Gegenteil wirklich um eine Beziehung zu den Menschen in der
Stadt geht. Ich glaube, dass es zum Beispiel wichtig sein wird, sehr stark in
Stadtteilarbeit zu investieren, sehr stark auch mit dem Mozartjahr aus den
klassischen Zentren der Kunst und der Kultur hinauszugehen, die Grenzen des
Rings, der inneren Bezirke zu überschreiten und sich sehr gut zu überlegen, was
das Mozartjahr für Transdanubien tun kann und tun soll.
Schier unendlich ist sicher etwas, was wir von
"Graz 2003" lernen können, die Tatsache, dass es mit dem
Kulturjahr "Graz 2003" gelungen ist, einer sehr breiten
Bevölkerung ein Verständnis für Kultur zu geben, das sie vorher vielleicht
nicht hatte und auch Schwellenängste zu nehmen. Ich glaube, wenn wir uns
anschauen, wie gerade im Bereich der darstellenden Künste vor allem in den
letzten Jahren die Zuschauer zurückgegangen sind – 200 000 Besucher weniger in den Theatern in der
Stadt –, dann hat das nicht nur
etwas mit der Qualität des Theaters oder nicht nur mit der Frage der
Positionierung und der Kunstsparte als solches zu tun, sondern sicher auch mit
steigenden Schwellenängsten und mit vielen Menschen, die es sich auch nicht
leisten können. All jene von Ihnen, die in den letzten Jahren zum Beispiel bei
den Wiener Festwochen waren, wissen, dass es Vorstellungen bei den Wiener
Festwochen gibt, wo man tief schluckt, wenn man 65 EUR dafür bezahlt, sich
ein Theaterstück anschauen zu können. Tief schlucken, das mache sogar ich,
obwohl ich mich wirklich nicht beschweren kann, dass ich zu jenen in diesem
Land gehöre, die besonders schlecht verdienen.
Ich glaube, dass es daher um so wichtiger ist,
Initiativen zu setzen, die einerseits diese Schwellenängste nehmen, die zum
Beispiel auch in der Vermittlungsarbeit und in der Marketingarbeit klare
Kontrapunkte setzen und einladen, zu kommen, zu sehen und mitzumachen,
andererseits sich zu überlegen, wie man jene Schwellen abbauen kann, die sich
aus finanziellen Gründen ergeben. Ich brauche es Ihnen nicht zu sagen, wir
haben in den letzten zwei Tagen einiges von Armut und Armutsproblematik gehört.
Das betrifft auch Wien. Wenn das Historische Museum der Stadt Wien den guten
und wichtigen Schritt getan hat, einen Tag in der Woche gratis zu öffnen, dann
ist das vielleicht eine Möglichkeit, die wir auch für das Mozartjahr überlegen
sollten, sei es durch Gratisveranstaltungen im öffentlichen Raum oder sei es
auch durch Aktionen, die Menschen ermöglichen, vielleicht zum ersten Mal in
ihrem Leben in den Musikverein oder in die Staatsoper oder andere Orte zu
gehen, die sie sich sonst schlicht nicht leisten können.
Wenn Sie dem entgegenhalten, es gibt die billigen
Plätze, es gibt die berühmten Studentenkarten und die Stehplätze, dann sage ich
Ihnen, all jene, die Sie schon einmal auf den billigen Plätzen gesessen sind,
wissen wie viel vergnüglicher es ist, auf den guten Plätzen zu sitzen und wie
viel eher man zurückkommt, wenn man mit guter Sicht bequem gesessen ist. Ich
glaube, dass es daher wichtig ist, auch in diesem Bereich einiges zu tun.
Was ich mir für dieses Mozartjahr auch wünsche, ist, dass
Sie es schaffen, eine Identifikation mit Mozart
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