Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 53
illegal und die Magistratsabteilungen sind bis heute nicht
eingeschritten, um diesem Spuk ein Ende zu machen. Das sind alles die
Sittenbilder, die sich in dieser Stadt abspielen. Natürlich hat sich in dieser
Stadt auch herumgesprochen, dass einem im Großen und Ganzen recht wenig
passiert.
In der letzten Zeit ist zum Glück vieles von Seiten
der Bundesregierung, aber auch des Innenministers, in diesem Bereich in die
richtige Richtung gemacht worden. Was die Verhaftungszahl in Wien allein im
Zeitraum Jänner bis Juli 2003 nach dem Suchtmittelgesetz betrifft, sind
1 086 Personen verhaftet worden und wir mussten feststellen, dass 640
davon Schwarzafrikaner und 620 Asylanten waren. (GR Godwin Schuster: Und wie viele sind verurteilt worden?) Da
stimmt etwas nicht, aber das liegt jetzt einmal echt auf dem Tisch. Sie wollen
das schönreden, verharmlosen und sich – so wie der GR Wagner – herausstellen
und sagen, dass wir nicht strafen, sondern Hilfe leisten sollen. Aber Sie
verschweigen, dass wir nur die Dealer strafen wollen. Uns geht es doch um die
Bestrafung der Dealer! Das ist unser Ansatz! Aber Sie reden von Information und
Hilfe für Dealer! Was soll denn dieser Unsinn? (Beifall bei der FPÖ.)
Wir wollen eine Hilfe für Süchtige, aber wir wollen,
dass die Tausenden Drogendealer in dieser Stadt endlich habhaft gemacht werden,
dass sie endlich hinter Schloss und Riegel kommen und wenn es Ausländer sein
sollten, dass sie abgeschoben werden! (GR
Godwin Schuster: Richtig!) Das ist unser Wollen und das wollen auch die
Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei der FPÖ.)
Deshalb
muss endlich Schluss sein mit der Verniedlichung und dem Schönreden dieses
Problems! (GR Franz Ekkamp: Das ist ja
krankhaft!) Null Toleranz gegenüber Dealern! Darüber sollten wir uns
einigen, aber da gibt es halt eine Fraktion, die ein Problem damit hat, wenn
man das fordert. Wir haben heute gehört, dass hier von Freigabe schwadroniert
und philosophiert wird. Frau Kollegin Jerusalem, ich habe immer geglaubt, es
ist ein Gerücht, dass Sie illegale Drogen in der Trafik verkaufen wollen, aber
heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob Sie das nicht doch so meinen!
Es ist für mich sehr enttäuschend gewesen, was heute
hier passiert ist, vor allen Dingen auch vom Kollegen Pfeiffer. Was Sie hier
dargeboten haben, hat mich wirklich schockiert, da Sie bewiesen haben, dass sich
die ÖVP der grünen Drogenpolitik annähert. Das ist für mich wirklich
schockierend, weil dieses Problem in der Art und Weise, mit so wenig Inhalt, zu
beleuchten, ist wirklich grausam und entlarvend für Ihre Fraktion!
Zum
Abschluss sollten wir festhalten: Ich erwarte mir null Toleranz gegenüber
Drogendealern! Ich erwarte mir, dass Sie jene illegalen Wohnheime und
Pensionen, die es in dieser Stadt, wie in der Würtzlerstraße, gibt, von den
Magistratsstellen her endlich schließen, denn seit 1994 gibt es dieses Problem,
aber bis heute haben Sie nichts in diesem Bereich unternommen! Und ich erwarte
mir, dass Sie endlich aufhören, Ausflüchte zu suchen und Dealer zu verteidigen
und zu schützen, denn auch die Bürger haben es einfach satt! (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Frau GRin Dr Laschan hat sich zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin
Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Sozialdemokratische
Drogenpolitik geht davon aus, dass Sucht ein multifaktorielles Problem ist und
daher auch differenzierte Lösungsansätze erfordert, dass Suchtkranken Therapien
angeboten werden und das Ziel eine soziale und arbeitsmarktpolitische Reintegration
sein muss. Grundsatz all dieser Maßnahmen ist, dass der Konsum aller
Suchtmittel aus gesundheitspolitischer Sicht abzulehnen ist. (Beifall bei der SPÖ.)
So
war, so bleibt und so wird die Wiener Drogenpolitik auch in Zukunft sein! (Beifall
bei der SPÖ.)
Da
lassen wir uns auch durch diverse Querschüsse von FPÖ-Politikern und
–Politikerinnen nicht ablenken, die, wie auch in vielen anderen Bereichen,
milde ausgedrückt eine äußerst eindimensionale Herangehensweise haben. Das
Prinzip, Suchtkranke einzufangen und wegzusperren, das ich vor allem auf
Bezirksebene, aber auch auf Bundesebene immer wieder höre, wird dauernd von
Ihnen gefordert. (GR Heinz-Christian
Strache: Dealer gehören weggesperrt! Dealer sind Kriminelle! Die gehören
weggesperrt! Aber Sie wollen die Freiheit für alle Drogendealer!) Dieses
Prinzip ist zwar in manchen Kreisen vielleicht populär, aber trotzdem falsch. (Beifall
bei der SPÖ. – GR Heinz-Christian Strache: Sie haben nicht zugehört! Sie
verteidigen schon wieder die Dealer!) – Hören Sie mit den Unterstellungen auf!
Das,
was die Kollegin Schmalenberg von sich gegeben hat, ist eine Aneinanderreihung
von äußerst primitiven und dummen Wahlplakataufschriften der FPÖ aus der
untersten Schublade! (Beifall bei der SPÖ. – GR Heinz-Christian Strache: Sie
verteidigen die Dealer! Sie schützen Dealer!)
Ich
möchte auf die politischen Querschüsse aus der Bundesregierung ÖVP/FPÖ
eingehen. (StRin Karin Landauer: Es ist
ungeheuerlich, was für einen Stuss Sie daherreden!) Da ist in diesem Fall
leider auch die ÖVP mitbetroffen. Durch die Reduzierung – das hat der Kollege Wagner schon erwähnt – der gesetzlich festgelegten
Mindestmenge, die ein Suchtkranker bei sich trägt, wird das Prinzip
"Therapie statt Strafe", für das Sie sich einsetzen, ausgehöhlt.
Tatsache ist, dass die Verurteilungen gestiegen sind, weil diese Mindestmenge
reduziert worden ist. (GR Gerhard
Pfeiffer: Das ist keine Mindestmenge, sondern eine Grenzmenge!)
Immer wieder kommt von Ihnen
das Märchen, dass es so lange Wartezeiten auf Therapieplätze oder gar keine
Therapieplätze gibt. Ich sage Ihnen nur stichwortartig: In Wien: Entzug
stationär, Vorbetreuung drei Wochen, nach Absprache Entzug auch sofort möglich.
Stationäre Therapie: keine Wartezeit, Plätze frei. Ambulante Psychotherapie:
Plätze frei. Psychosoziale Betreuung: keine Wartezeit, Plätze frei.
Substitution: Plätze frei. Das ist die Wahrheit und das ist die Wiener
Drogenpolitik! (Beifall bei der SPÖ. – StRin Karin Landauer: Sie haben
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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