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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 53

 

Ich weiß, dass Sie mit Anglizismen in der deutschen Sprache unglücklich sind, das dürfte ein tiefgehendes Problem sein. Ich meine, dass Sprache etwas ist, was sich weiterentwickelt. Es gab französische Ausdrücke in der deutschen Sprache, es gab und gibt lateinische Ausdrücke in der deutschen Sprache, wir haben ungeheuer viele slawische Lehnwörter und auch jüdische. Die deutsche Sprache ist, so wie alle Sprachen dieser Welt, ein lebendiger Organismus und nimmt das auf, was offensichtlich auch gebraucht wird. Ich habe Sie aber bereits vor einigen Wochen eingeladen, Vorschläge zu machen, wenn Ihnen ein besserer Ausdruck dafür einfällt. Also daran soll es nicht scheitern.

 

Zur Sache: Ich weiß nicht, woher Sie den Verdacht schöpfen, es könnte etwas ausgemacht sein in einer Sache, die wir gemeinsam in den letzten Monate so vorangetrieben haben. Wir haben viele, viele Stunden miteinander diskutiert, und auch die Kuratoren diskutieren mit uns. Das, was wir hier vorhaben, ist ein Prozess, für den es ja keine vorgefertigte Schablone gibt und daher, von mir aus gesehen, auch nicht quasi ein Endresultat, das ich – wenn das Ihrer Frage zu Grunde liegt – an Ihnen vorbeischummeln könnte oder möchte oder wollen würde, sondern das, was uns, glaube ich, eint – und das ist das einzige Ziel und das einzige Resultat, das wir anstreben –, ist eine sehr lebendige, eine vielfältige, eine flexible im Sinne von nach oben durchlässige und auch wahrnehmbare Wiener Theaterszene. Darüber sind wir uns, glaube ich, auch in den Diskussionen einig.

 

Wenn wir jetzt dieser Tage einen Entwurf zu diskutieren haben über die Inhalte, über die Leitlinien, über das Procedere, über die Vorgangsweise, so machen wir das. Ich meine, das läuft, jedenfalls bisher, sehr konstruktiv, und es gibt für mich überhaupt keinen Anlass und überhaupt keinen Verdacht oder eine Besorgnis, dass wir das nicht gemeinsam weitermachen könnten.

 

Wir wissen ja alle miteinander, dass das natürlich letztendlich auch politische Entscheidungen sind, und ich kann nicht vorhersagen, ob Ihre Fraktion oder eine andere Fraktion zu irgendeinem Zeitpunkt sagt, da können wir nicht mehr mit. Ich kann auch für mich nicht sagen, dass das alles sozusagen im Grunde gelaufen ist, was ich Ihnen hingegen sagen kann, ist, dass wir uns bemühen, dass ich mich jedenfalls bemühe, wiewohl ich das nicht tun müsste. Wir kennen andere Reformen in diesem Land, die völlig ohne Rücksprache mit den Betroffenen durchgezogen werden und die völlig ohne Koordination mit anderen Parteien gemacht werden.

 

Soviel ich weiß, ist das momentan in diesem Land die einzige Reform, die sozusagen interfraktionell durchgeführt wird. Das freut mich, ich werde mich bemühen, dass das so bleibt, das ist zu einem guten Teil aber letztendlich auch Ihre Aufgabe. Also insofern kann ich Sie beruhigen: Von meiner Seite her wird es weiter das Bemühen geben, das gemeinsam zu machen.

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. – Die vierte Zusatzfrage stellt Frau GRin Schubert.

 

GRin Ingrid Schubert (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Stadtrat!

 

Ich möchte Sie gerne fragen: Was bedeuten diese Veränderungen der Theaterlandschaft für die Zukunft – die Betonung liegt auf "Zukunft" – der Kulturstadt Wien?

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!

 

Ich glaube, dass wir es im Jahr 2007 und in den fortlaufenden Jahren wirklich mit einer grundlegend geänderten Theaterlandschaft in Wien zu tun haben. Das ist quasi eine Banalität, die ich hier sage, weil Theater, wie wir wissen, ein lebendiger Organismus ist, der sich weiterentwickelt, der nicht stehen bleibt. Gerade die Kunst ist etwas, was sich sehr rasant weiterentwickelt. Also insofern würde sie das wahrscheinlich auch von selber tun.

 

Was wir hier von der Politik tun können, ist, die Bedingungen dafür zu schaffen, die Bedingungen für eine Offenheit, für eine möglichst nachhaltige materielle Absicherung, für eine gewisse Sicherheit der Planung, die wir zumindest für die kleinen und die mittleren Theater von derzeit drei auf vier Jahre erstrecken wollen. Wenn Sie so wollen, ist das auch eine Weiterentwicklung dessen, was in Wien ja bereits stattgefunden hat und im Übrigen in anderen Ländern oder auch Gebietskörperschaften teilweise noch gar nicht stattgefunden hat, nämlich langfristige Verträge einzuführen.

 

Wir arbeiten daher an Bedingungen, die das Kunstschaffen leichter machen, die Kreativität fördern in dieser Stadt, und ich glaube, dass das, was wir hier vorhaben, sowohl in den Bereichen der großen Theater als auch der kleineren Theater und der Freien Gruppen letztendlich dann mit In-Kraft-Treten dieser Reform – also 2005 und die Jahre dann bis 2009 – eine wirklich interessante und einer Kulturstadt würdige Theaterszene ergeben wird.

 

Natürlich, die letzte Verantwortung für all das liegt bei den Künstlerinnen und Künstlern. Was wir tun können, ist, sie dabei zu unterstützen, und ich meine, dass das bestmöglich geschehen wird. – Danke.

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke für die Beantwortung der 3. Anfrage.

 

Wir kommen nun zur 4. Anfrage (FSP/05129/2003/0002-KGR/GM). Sie wurde von Frau GRin Waltraud Cecile Cordon (Grüner Klub im Rathaus) gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet: In Studien und städtebaulichen Leitbildern werden Rahmenbedingungen für Entwicklungen von Projekten und Stadtgebieten definiert, doch sind die erreichten Ergebnisse in der Praxis sehr weit von den Zielsetzungen der Planung entfernt. Inwieweit fließen Ergebnisse aus von Ihnen beauftragten Studien bzw von Zielsetzungen von im Gemeinderat beschlossenen städtebaulichen Leitbildern in die Widmungspraxis der Magistratsabteilung 21 ein?

 

Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Vorsitzende!

 

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