Gemeinderat,
36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 53
Vertretern Ihrer Fraktion, die in der österreichischen
Bundesregierung sitzen, nicht eingeladen werden, aber ich bin es, und ich
pflege solche Einladungen wahrzunehmen. Da die Mitglieder der Bundesregierung –
zu Recht, füge ich hinzu – vom Bundeskanzler abwärts, einschließlich auch des
Herrn Vizekanzlers, nicht Rücksicht darauf nehmen, dass hier in diesem Haus
Plenardebatten zum Budget stattfinden, werde ich trotzdem, auch wenn Sie das
als Missachtung – von wem auch immer – bezeichnen, diese Einladungen
wahrnehmen.
Jawohl, es tut mir Leid, dass ich, etwa beim
Budgetreferat des Finanzreferenten, nicht da war, aber ich war zur gleichen
Zeit eingeladen zu einer Besprechung des Bundeskanzlers mit allen
Landeshauptleuten zum Thema "Jugendbeschäftigung", und ich bitte Sie
um Verständnis dafür, dass ich diese Einladung auch wahrgenommen habe. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das ist dem
ja Wurscht!)
Ähnliches trifft auch auf andere Besprechungen zu. Es
ist ja diese Form des Arbeitsgruppenprinzips auf höchster Ebene eine neue Form
der Politik, die man eingeführt hat. Ich nehme das zur Kenntnis, ich entziehe
mich diesen Diskussionen nicht. Sie dürfen mir glauben, dass mir nicht fad
geworden ist in den letzten Tagen. Das kann ich Ihnen versichern. (Beifall
bei der SPÖ. – GR Harry Kopietz: Außerdem gehört zum Verständnis das Verstehen,
und das ist eine Frage der Bildung!)
Vorsitzende Josefa Tomsik: Danke. –
Dritte Zusatzfrage: Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Bürgermeister!
Sie sind heute aufgetaucht, und es war Ihnen nicht
fad in den vergangenen Tagen, das freut uns alle sehr. Bezüglich der Reform gibt
es aber dennoch zwischen Ihnen und den Oppositionsparteien einen großen
Diskussionsbedarf, und diese Diskussion wurde meiner Meinung nach in den
letzten Wochen und Monaten, seit die erste Ankündigung von der SP bezüglich
Reform erfolgt ist, vernachlässigt. Oder sagen wir, das Ganze war nicht
unbedingt getragen von größtem politischem Feingefühl der Opposition gegenüber.
Das kann man aber zum Teil noch reparieren, und wir
haben gestern, als Sie nicht hier sein konnten, auch darüber gesprochen, dass
ja alle Parteien, die hier sitzen im Gemeinderat, nach dem d'hondtschen System
vertreten sind, das heißt, so wie wir gewählt wurden, sitzen wir auch hier. In
der Fondssatzung ist bislang einmal nicht vorgesehen, dass dieses demokratische
Prinzip dort fortgesetzt wird. Dort sind die Oppositionsparteien bislang
überhaupt nicht vorgesehen. Wir haben mit dem Fonds einstweilen einmal nichts
zu tun.
Jetzt denke ich mir, es wird auch eine
Fondssatzungsänderung kommen müssen, und daher meine Frage an Sie: Werden Sie
dafür sorgen, dass die Oppositionsparteien nach dem d'hondtschen System auch im
beschlussfassenden Gremium des Fonds, dem Kuratorium, vertreten sein werden?
Vorsitzende Josefa Tomsik: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal
werde ich mit Sicherheit eines nicht tun, nämlich in einer Fragestunde
Gespräche, Diskussionen und Verhandlungen, die demnächst stattfinden sollen,
präjudizieren, denn dann würden sich diese Gespräche erst recht als völlig
obsolet herausstellen.
Zum Zweiten gestatten Sie mir schon eine kleine
Anmerkung: Sie sind ja durchaus auch immer Vertreterin der Entpolitisierung von
solchen Gremien, und jetzt monieren Sie das hinein. Soweit ich in diesem
Zusammenhang gehört habe, ist aber in einem Beirat genau diese Vertretung auch
angedacht, und ich denke, dass dies ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Aber – ich wiederhole mich – das ist sicherlich Gegenstand der Gespräche, die
noch vor uns sind. Das ist auch gut so, und ich werde sie nicht präjudizieren.
Vorsitzende Josefa Tomsik: Danke. – Die
letzte Zusatzfrage: Frau GRin Korosec.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Bürgermeister!
Die Frau Kollegin von der grünen Fraktion hat jetzt
bereits darauf hingewiesen, dass die Opposition verärgert ist, ich glaube, auch
zu Recht verärgert ist. Wir haben zwar eine Mitteilung von der Frau VBgmin
Laska bekommen. Dann war Schweigen. Wenn wir Informationen gewollt haben, dann
wurde abgeblockt.
Jetzt frage ich Sie gar nicht sachlich, sondern
politisch, denn ich schätze Sie als hochpolitischen Menschen ein, und daher
stellt sich für mich schon die Frage: Was ist der Grund, dass die
Oppositionsparteien bei so einer wichtigen Änderung von der Information
ausgeschlossen werden, beziehungsweise warum lässt man die Opposition bei so
wichtigen Fragen, die die Wienerinnen und Wiener sehr stark berühren werden,
nicht mitgestalten? (GR Harry Kopietz: So wie in der Bundespolitik!)
Vorsitzende Josefa Tomsik: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Frau
Gemeinderätin! Von Nicht-Mitgestalten-Lassen kann doch überhaupt gar keine Rede
sein. Zum einen darf ich schon auch auf meinen persönlichen Brief an Sie vom
26. September verweisen. In diesem Schriftstück sind nahezu alle
Informationen, die ich Ihnen heute mündlich hier gegeben habe, bereits
enthalten. Von Informationsvorenthaltung kann daher überhaupt gar keine Rede
sein, und Sie können auch grundsätzlich davon ausgehen, dass dieses Schreiben
von mir in Akkordanz mit der Frau Vizebürgermeisterin erfolgt ist.
Zum Zweiten denke ich, dass es sehr wichtig ist, dass
man sich auf solche Diskussionen auch inhaltlich vorbereitet. Man könnte es
einfacher und populärer formulieren: Man soll wissen, was man will, bevor man
in Verhandlungen eintritt über das, was sein soll und sein wird. Und soweit ich
informiert bin, sind diese Gespräche schon terminisiert und finden statt. Also
von einem Ausschluss kann ich persönlich hier nichts erkennen, und ich kann
auch nichts erkennen davon, dass hier irgendeine undemokratische Vorgangsweise
gegeben wäre.
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