Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 120
viel, aber nichts passiert. Das nenne ich letztendlich
Verkehr verwalten.
Die ÖVP hat eine bessere Idee gehabt und hat
vorgeschlagen, die Südosttangente aufzustocken, wie das in Amerika geschieht.
Aber wo die Autos dann von der aufgestockten Südosttangente hinfahren, hat sie
uns nicht gesagt. Kollege Gerstl spricht immer vom Cable Liner, Seilbahnen für
Wien ist sozusagen seine Devise an allen Ecken und Enden, im 13. Bezirk,
im 14., wahrscheinlich auch im 23. und vielleicht sogar in Floridsdorf - was
weiß man! (GR Mag Wolfgang Gerstl: ... Floridsdorf, Donaustadt!) Ja,
genau, einen Cable Liner statt der Nordostumfahrung - super, machen wir einen
Cable Liner! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Nicht statt - plus!) Oder:
Besichtigen Sie die Nordostumfahrung vom Cable Liner, wäre eine gute Idee,
nicht? Schon super, und das sozusagen zum Ortstarif!
Aber okay, jetzt kurz einmal weg davon. Kollege
Gerstl ist ja ein bekannter Verkehrspolitiker, er hat mich einmal mit einem
unheimlich knalligen Satz in der Parkraumbewirtschaftungskommission richtig
baff gemacht. Nachdem ich gesagt hatte, es wäre beim Verkehr doch auch die
Luftgüte zu berücksichtigen, es wäre sozusagen das, was herauskommt -
Dieselruß, NOx und letztendlich das Produkt Ozon -, zu
berücksichtigen, hat er mir knallhart entgegengeworfen: Wir sind nicht im
Umweltausschuss, wir sind in der Verkehrskommission, oder eben in der
Parkraumbewirtschaftungskommission!
Kollege Gerstl! Da denke ich mir schon: Vernetzt
denken ist die Devise! Auch im neuen Verkehrskonzept gibt es am Anfang einen
Abschnitt, in dem es um Umweltmaßnahmen und um Lebensqualität geht. Da wird uns
prognostiziert: Der Verkehr muss weniger werden, die gefahrenen Kilometer
müssen weniger werden, die Ozonwerte müssen eingebremst werden, und das
Kyoto-Ziel muss endlich erreicht werden. Aber der Verkehr steigt! Kollege
Schicker hat es bei der SUPer NOW-Präsentation in der Donaustadt durchaus
zugegeben: Kyoto - das gilt eben nicht für die Nordostumfahrung, was sollen wir
machen! Wir haben sozusagen eine exemte Geschichte: In ganz Österreich muss um
13 Prozent reduziert werden, aber nicht in der Donaustadt. Ob sich das
ausgeht, ist eine Frage.
Jetzt noch
einmal zu "Verkehr verwalten statt Verkehr vermeiden"; es kommt mir
ein bisschen so vor, dass das die Devise ist. Vor kurzem habe ich in den
Zeitungen eine große Schlagzeile gelesen: "Drei Landeshauptleute gegen die
Transitlawine". Das waren nicht Salzburg, Kärnten - man weiß, der Kärntner
- und Tirol, sondern es waren Nießl, Pröll und unser Bürgermeister. Wenn man
ein bisschen weitergelesen hat, wo der Verkehr vermieden werden soll, ist dort
gestanden: rund um den Neusiedler See. Nicht schlecht, als Ex-Burgenländer aus
Eisenstadt freut mich das: rund um den Neusiedler See weniger Verkehr,
wunderbar!
Wenn man sich aber gleichzeitig überlegt, dass die
drei Herren recht lustig an einer PPP arbeiten - Frau Trammer hat ja vorhin
davon gesprochen, dass man das ein bisschen forcieren muss, Public Private
Parntership, und schon haben wir morgen die Autobahn -, dann überlege ich mir
schon Folgendes: Herr Pröll baut, wenn ich mich nicht irre, eine Schnellstraße
durchs Marchfeld, und zwar von Marchegg nach Deutsch-Wagram, diese nennt sich
B 8a, wenn ich mich nicht täusche. Das steht noch nicht im
Generalverkehrsplan, aber sie arbeiten daran.
Zweite Strecke: Damit wir im nördlichen
Niederösterreich ein bisschen zum Spatenstechen kommen, kriegt jeder
Bürgermeister eine Auffahrt und ein kleines Gewerbegebiet versprochen, und
schon sind alle für die A 5, die noch im Jahre 1999 unter Verkehrsminister
Einem als nicht notwendig bezeichnet wurde. Ja, die Zeiten ändern sich, und
schon brauchen wir es, schon wird es gebaut.
Gleichzeitig erfolgt parallel, damit sich sozusagen
die öffentlichen Verkehrs-Freaks nicht irgendwie kränken, in Wolkersdorf ein
Spatenstich zum Ausbau der Schnellbahn. Wenn man allerdings genau recherchiert,
sieht man, dass es auch schon vor vier Jahren einen Spatenstich gab, und zwar ebenfalls
in Wolkersdorf, für dieselbe Schnellbahn. Wunderbar, vielleicht gibt es heute
in vier Jahren wieder einen Spatenstich für dieselbe Schnellbahn. Das Problem
ist nur, dass in Wolkersdorf die Taferln so schnell vergrauen; das heißt, man
muss dann relativ rasch die Tafel für die S 2 nach Mistelbach erneuern.
Nun aber zurück, jetzt gehen wir weiter in dieser
Liste. Wir haben ja noch eine Autobahn, die uns auch beschäftigen wird - neben
der S 1, die rund um Wien führt, aber auf diese werde ich noch zurückkommen
-, und zwar eine Autobahn direkt nach Znaim, auch verbunden mit diesem
berühmten Outlet. Jetzt ist Frau Kollegin Rothauer nicht da; es gibt nämlich
nicht nur das Outlet in Leobersdorf und das Outlet in Parndorf, sondern auch
das Outlet in Hate an der Grenze, dort, wo die Leute immer Zigaretten einkaufen
gegangen sind und sie heimlich - Kofferraumimporte nennt man das - nach
Österreich gebracht haben. Dort kommt ein veritables Outlet hin, "Disney
World", "Excalibur City" und wie all das Zeug heißt. So ist man
dann schneller dort - und natürlich auch unser Geld!
Zu diesem Punkt komme ich jetzt. Vor kurzem habe ich
in den "Salzburger Nachrichten" einen interessanten Artikel gelesen
über eine Presseaussendung von Herrn Walter Nettig. Er spricht davon, dass
derzeit in Wien Einkaufszentren mit einer Gesamtverkaufsfläche von
300 000 Quadratmetern geplant sind. Wenn man bedenkt, dass die
Shopping City nur 120 000 Quadratmeter hat, ist das ein ganz schönes
Ansinnen, und auch, wenn man sich überlegt, dass dann in der Donaustadt und in
Floridsdorf, sozusagen an den Stadtgrenzen - und Gerasdorf hat ja schon
gewidmet, an der so genannten Speckgürtel-Variante, aber darauf werde ich noch
zurückkommen -, die Widmungen für neue Einkaufszentren kommen.
Das müssen Sie sich vorstellen: Gerasdorf ist im Gegensatz
zu dem, was der Name sagt, kein Dorf, sondern interessanterweise eine Stadt,
dort wohnen schon sehr viele Wiener und fahren jeden Tag mit dem Auto
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