Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 120
maßgebliche Rolle spielen werden und im Einzelfall eine
maßgebliche Rolle für die Festlegung der Kosten und für die Senkung der Kosten
mit sich bringen werden.
Allerdings findet das alles nur im gerichtlichen
Außerstreitverfahren statt. Bei den vorgelagerten Institutionen und
Einrichtungen wird es keine Änderungen im Kostenverfahren geben. Das ist von
Anfang an festgestanden. Gemeint sind die Schlichtungsstellen in Wien. Diese
sind gar nicht vom Außerstreitgesetz erfassbar, da sie in erster Linie dem AVG
unterliegen und Behördencharakter haben. Daher ist es gar nicht denkbar
gewesen, dass eine Neuordnung des Außerstreitverfahrens automatisch eine
entsprechende Veränderung der Schlichtungsstellen nach sich zöge. Die
Schlichtungsstellenregelung bleibt aufrecht, wie sie ist. Das heißt, jede
Partei zahlt die eigenen Kosten, zum Beispiel die Beiziehung eines
Sachverständigen oder die Beiziehung eines Anwalts bei der eigenen Seite. Damit
sind Reformschritte gesetzt, die notwendig sind, eine Neuordnung, die für die
meisten Bürger sicherlich Vorteile bringt und eine finanziell maßvolle Regelung
mit sich gebracht hat.
Wie sieht das jetzt in der Praxis aus? Im Jahr fallen
in Wien zirka 8 000 Fälle an. Davon werden 85 Prozent im
Schlichtungsstellenverfahren erledigt. Das heißt, der überwiegende Teil findet
seine Lösung im Bereich der Schlichtungsstellen vorinstanzlich, vorgerichtlich.
Diese große Bedeutung der Schlichtungsstellen kann man daher nur herausstreichen.
Ich möchte feststellen, der einzige Haken an der Sache ist die lange
Verfahrensdauer. Vielleicht werden hier personelle Überlegungen für die
Aufstockung der Schlichtungsstellen in irgendeiner Form messbar und angreifbar.
Nur 15 Prozent der ganzen Verfahren werden zu
Gericht abgezogen. Für diese finden dann die Reformschritte des
Außerstreitverfahrens erst Geltung. Daher ist für die Wiener die entscheidende
Instanz die Schlichtungsstelle. Dort suchen und finden Regelungen für ihre
mietrechtlichen Angelegenheit, und das bei Aufrechterhaltung der
Kostenstruktur, wie sie heute schon die ganze Zeit besteht, was eine
kostenmäßig zumutbare Regelung darstellt.
Bei den gerichtsanhängigen Fällen handelt es sich –
wie gesagt – um 15 Prozent, 15 von 100. Das ist vom Anfall her schon ein
sehr kleiner Teil. Der Großteil sind allerdings Fälle von
Betriebskostenbestreitungen. Diese werden naturgemäß von den Mietern und nicht
von jemand anderem, also den Vermietern, angestrengt, die das Risiko abschätzen
müssen, aber auch das Risiko abschätzen können. Selbstverständlich wird auch
der allergrößte Teil vorher bei den Schlichtungsstellen landen, dort eine
Erledigung finden oder auch nicht. Wenn es zu Gericht abgezogen wird, wird
selbstverständlich vorher eine rechtliche Stellungnahme erfolgen, die den
Mietern das Risiko, in das sie sich einlassen, ersichtlich macht. Daher ist es
keine Frage, dass eine solche Aktion, wie sie nun gemacht wurde, mit der
Kostentragung des unterlegenen Teils, etwas ist, das auch für die Mieter eine
vernünftige Sache ist. Die Mietervereinigung selbst spricht davon, dass in
ihrem Bereich 95 Prozent oder noch mehr positive Erledigungen stattfinden,
das heißt, positiv für den Mieter ausgehen. Mit anderen Worten ist diese
Neuregelung etwas, was sich im überwiegenden Fall durchaus zu Gunsten der
Mieter auswirken wird.
Selbstverständlich kann man sich nie sicher sein, wie
ein Prozess ausgeht. Es wird sicher da und dort Bereiche geben, die als
Fragezeichen bleiben. Aber in jeder Veränderung und in jeder Regelung gibt es
solche Fälle, die eben so oder so ausgehen können. Jedoch bekommt man erstmals,
wenn man in einen Prozess hineingetrieben wird, weil zum Beispiel falsche
Betriebskosten eingehoben werden und Uneinsichtigkeit vorliegt oder willkürliche
Klagen eingebracht werden, die Kosten ersetzt, die man selbst hat. Nachdem der
Großteil der Mieter mit ihren Anliegen durchkommt, ist dies ein durchaus
positiver Weg, der hier beschritten wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Vermieter werden natürlich – das ist auch so eine
Behauptung von den Sozialisten – mit Sicherheit nunmehr nicht neue Risken auf
sich nehmen, wenn sie davon ausgehen können oder müssen, dass die Kostentragung
bei ihnen hängen bleibt. Daher werden auf weiten Strecken, vor allem im Betriebskostenverfahren,
die Vermieter, wenn sie nicht berechtigte Anliegen haben, mit ihren Dingen
nicht zu Gericht abziehen. Durch das Vorschalten der Schlichtungsstellen kann
der Mieter seine Chancen selbst abschätzen. Es gibt in diesen Punkten eine
überwiegend positive Beurteilung dieser geplanten und in der Zwischenzeit
bereits beschlossenen Veränderung
Aber wie hat die Sozialdemokratische Partei auf all
diese Dinge, auf diese Vorschläge reagiert? Sie hat eine Kampagne daraus
entwickelt. Sie hat – ich betone das – wider besseres Wissen eine Kampagne
gemacht, hat Vernebelungstaktik angewandt und eine Desinformationskampagne
sondergleichen losgelassen. Im Grunde genommen wurde das als Anlass genommen,
um eine Hetze gegen die Bundesregierung vorzunehmen und auf Kosten der Wiener
Bevölkerung die naturgemäße Unwissenheit ausgenützt, um sich irgendwelche
Startvorteile in der Politik in kleinlicher Weise herauszuholen. Das ist eine
unglaubliche Verunsicherung der Wienerinnen und Wiener, wenn ihnen eingeredet
wird, dass die Schlichtungsstellenregelung – das ist geschehen durch die
Sozialdemokraten – nunmehr ebenfalls vom Kostentragungsprinzip erfasst wird!
Gegen besseres Wissen wurde durch Wochen hindurch behauptet, dass dem so sei,
wurde behauptet, dass die Kosten nunmehr ebenfalls vom Mieter, so er den
Prozess verliert oder nur teilweise gewinnt, zu tragen sind! Das ist etwas, was
die Menschen ungemein verunsichert. Es ist eine unverantwortliche Haltung der
Wiener Sozialdemokraten!
Wir haben hier eine Menge, fast Unmenge, an massiven
verbalen Ausritten, die von sozialdemokratischen Funktionären vorangetragen
wurden. Ich werde ein bisschen etwas vorlesen, wie sich der Ton ungefähr
entwickelt hat.
Die Frau Becher, die wir noch aus ihrer Wiener Zeit kennen,
hat in der Zwischenzeit eine ganz harte Haltung eingenommen: "Mieter
kommen in Zukunft nicht mehr zu
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