Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 120
wieder leistbares Wohnen gibt. Leider sind Sie dem nicht
nachgekommen. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Stadtrat! Neben der Gebührenerhöhung, für die ja
erwiesenermaßen Wien verantwortlich ist, gibt es aber auch einen Bereich, der
mir seit Jahren am Herzen liegt, über den wir uns bisher jedoch noch nicht
einigen konnten oder für den Sie auch keine Rezepte vorlegen können.
Der Wiener Bodenbereitstellungs- und
Stadterneuerungsfonds sitzt auf sehr, sehr vielen Grundstücksreserven,
2 500 000 Quadratmeter, das ist ein Wert von zirka
600 Millionen EUR, würde ich meinen. Wenn man nur einen Teil von dem
verwertete, was unter früheren SPÖ-Alleinregierungen in Wien an falscher
Stelle, am falschen Ort, zu oft überhöhten Preisen angeschafft wurde, könnte
man mit diesem Geld sehr viel Initiativen in Wien setzen, hätte zusätzlich
Budgetmittel zur Verfügung, womit Sie die Arbeitsmarktpolitik wirklich
verbessern könnten. Wien ist ja leider Gottes im Wohnbau eines der
Schlusslichter. Es gibt kein anderes Bundesland in Österreich, das im Wohnbau
nicht mehr an Wohnbauleistungen in der Anzahl der errichteten Wohnungen im
Verhältnis zur Bewohnerzahl erbringt als Wien. Also Wien ist an den Schluss
gerückt, so wie Sie ja bei den Arbeitsmarktzahlen auch am Schluss stehen.
Daher meine ich, dass wir hier im Bereich des
Stadterneuerungsfonds eine Maßnahme setzen sollten. Vor allem glaube ich, dass
wir im Bereich der Kontrolle – das ist ja heute schon in anderen Bereichen
angesprochen worden – eben ein bisschen im Dunklen tappen. Sie tun so, als
wüssten Sie auch über nichts mehr Bescheid. Ich glaube nur, dass Sie das alles
mit Ihren Freunden hinten steuern, leider Gottes schlecht steuern und daher
nicht zum Wohle der Wienerinnen und Wiener.
Wir wollen im Bereich des Bodenbereitstellungs- und
Stadterneuerungsfonds mehr Informationen in der Zukunft, und ich glaube daher,
dass wir hier zu Recht einen Beschlussantrag einbringen. Ich möchte Ihnen
diesen kurz zur Kenntnis bringen:
"Der amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke, Dr Sepp Rieder, soll auch
in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Wiener Bodenbereitstellungs- und
Stadterneuerungsfonds sicherstellen, dass dieser vierteljährlich die Berichte
des WBSF dem Beirat vorlegt, um damit nicht nur eine laufende
Berichterstattung, sondern auch ein betriebliches Controlling zu
gewährleisten."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrages
an die amtsführenden Stadträte der Geschäftsgruppen Wohnen, Wohnbau und
Stadterneuerung sowie Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
beantragt. (Beifall bei der FPÖ.)
Und was mich besonders beunruhigt, Herr StR
Ried ... Faymann, ist, dass ... (GR Heinz-Christian Strache: Noch
nicht!) Nein, nein, aber StR Rieder kommt natürlich auch immer wieder ins
Spiel mit den Finanzen, das ist schon klar. Es gibt auch noch einen weiteren
Stadtrat, der hat jetzt eigentlich schon die Rolle des Wohnbaustadtrates
übernommen, das ist der StR Schicker. Ich wundere mich, dass er jetzt nicht
dabei ist. (GR Heinz-Christian Strache: Finanzstadtrat wird dann der
Faymann!) Ja, ja, vielleicht sind Sie beide schon in einer neuen Rolle. Das
mag schon sein.
Herr StR Faymann! Mich hat ein bisschen gewundert,
dass Sie zwar vor zirka einem Jahr – viel zu spät unserer Meinung nach – eine
Studie in Auftrag gegeben haben, die klären soll, wie sich der Wohnungsmarkt
und der Wohnungsbedarf in Wien verändert auf Grund der EU-Osterweiterung. Sie
wissen, in sechs Monaten ist es so weit, dass die EU-Osterweiterung
stattfindet. Was mit der Studie ist, weiß ich bis heute nicht. Sie haben
jedenfalls nichts mehr darüber berichtet, ob sie schon fertig gestellt ist.
Auch wenn sie in den nächsten Tagen fertig werden würde, meine ich, dass Sie
nicht darauf reagieren können und die Maßnahmen, die dort vielleicht zu Recht
vorgeschlagen werden, nicht umsetzen können.
Vor allem fehlt mir eines: Wenn ich mir den
Voranschlag anschaue, dann ist er im Wesentlichen unverändert zum Vorjahr.
Woher wollen Sie die zusätzlich notwendigen Mittel nehmen, wenn Sie wissen,
dass Sie in der Zukunft mehr Wohnungen schaffen müssen? Wir haben leider Gottes
in den vergangenen Jahren von ehemals jährlich 10 000 Neubauwohnungen
auf 5 000 Neubauwohnungen eingeschränkt. Und jetzt kommt vor wenigen
Tagen der Herr StR Schicker – erstaunlicherweise neuer Wohnbausprecher der
SPÖ-Wien – und sagt, ja, es wird notwendig sein, wir müssen auf 10 000
Wohnungen erhöhen. (GR Johann Driemer: Das hat er nicht gesagt!) Das hat
er gesagt. Lesen Sie bitte ... (GR Johann Driemer: Nein, das hat er
nicht gesagt!) Entschuldigen Sie, lesen Sie den "Standard", dort
ist es wortwörtlich abgedruckt, zitiert. (Neuerlicher Zwischenruf von GR
Johann Driemer.) Also wenn Sie sagen, wir brauchen keine
10 000 Wohnungen, dann betreiben Sie ohnedies die falsche SPÖ-Politik
weiter. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich will ja jetzt nicht ungewollt den StR Schicker
einmal loben, denn er verdient sich wirklich kein Lob in seiner ganzen
Handlungsweise. Er hätte auch viel zu tun in seinem eigenen Ressort. Er hat
sich halt nur wieder einmal, so wie er das schon beim Omofuma-Denkmal gemacht
hat, in die Rolle des Herrn Wohnbaustadtrates versetzt. Vielleicht schützt er
auch nur ein bisschen den StR Faymann, um ihn freizuhalten für wichtigere
Positionen, damit der StR Faymann nicht angepatzt wird.
Ich habe es jedenfalls gelesen, und in den Zeitungen
wird halt darüber berichtet. Ein Dementi habe ich weder vom zuständigen StR
Faymann noch vom nicht zuständigen StR Schicker. gehört (GR Johann Driemer:
Er braucht es nicht zu dementieren, wenn er es nicht gesagt hat!) Wenn Sie
mir hier sagen, er hat es nicht gesagt, so sage ich Ihnen: Wissen Sie, Ihre
Zwischenrufe waren noch nie ganz richtig, haben noch nie dazu beigetragen, dass
die Qualität solcher Debatten steigt. Daher: Warum soll ich Ihnen glauben? (Beifall
bei der FPÖ. – GR Johann Driemer: Es stimmt trotzdem nicht, dass er das gesagt
hat!)
Er kann ja herauskommen, der Herr StR Schicker.
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