Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 120
von der SPÖ macht – dazusagen, die Anfrage wurde
beantwortet, zwar mit etwas älterem Datenmaterial, aber es ist nicht ganz so
schlimm. Die Antwort war, sagen wir einmal, halbwegs ausreichen, aber den
Schmäh, wie teuer eine Anfrageantwortung ist, den will ich nicht allzu oft
lesen. Ich befürchte nämlich, dass das Schule machen könnte. Ich habe das von
meinen Kolleginnen und Kollegen nicht gekannt von den aktuellen Ressort, ich
habe aber gehört, dass das früher schon üblich war, nämlich beim Herrn Swoboda,
der dazugeschrieben hat, wie viel eine Anfragebeantwortung kostet.
Also ich glaube, dass die Opposition das Recht haben
muss, Anfragen zu stellen, und auch einen Anspruch darauf hat, dass diese
beantwortet werden.
Eine weitere Anfrage, mit deren Beantwortung ich sehr
unzufrieden bin: "Stadt Wien – Wiener Wohnen – Hausbetreuungs GmbH".
Jetzt sind wir wieder bei der "SPÖ-GesmbH", bei der
"Wien-GesmbH", bei einer Ausgliederungsdebatte, die wir hier schon
sehr intensiv geführt haben. Im Quartalsbericht von Wiener Wohnen, zweites
Quartal 2003, steht bei "Stadt Wien – Wiener Wohnen" betreffend die
Hausbetreuungs GmbH, dass mit Ende des Berichtszeitraums
54 HausbetreuerInnen beschäftigt sind.
Na gut, wir stellen eine Anfrage, die lautet: Wie
viele MitarbeiterInnen sind genau beschäftigt? Sind es diese 54? Wie viele
davon sind Frauen? Wie viele davon arbeiten Vollzeit, wie viele davon arbeiten
Teilzeit? Lauter normale Fragen. Wie viel verdienen dort – das ist schon heikel
– die Geschäftsführer und Prokuristen? Stehen die Geschäftsführer – ich
verwende nur die männliche Form, weil es nur Männer sind – beruflich zusätzlich
in einem anderen Verhältnis zu Wiener Wohnen.
Die Antwort bei sechstens, nämlich anderes
Verhältnis, ist: Nein, keines. Eine gute Antwort. Die Antwort auf die Frage:
Wie viel verdienen die Personen?, die fehlt, denn beantwortet wurden nur die
Fragen eins bis vier und die Frage sechs, die Frage fünf wurde ausgelassen,
vergessen. Für den, der jetzt meint, eins bis vier ist beantwortet worden, noch
einmal zur Erinnerung: Die Frage betrifft die Hausbetreuung GmbH, zu
100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien, eine Tochter von Wiener Wohnen.
Die Antwort zu eins bis vier lautet: "Die Hausbetreuungs
GmbH ist mit der Reinigung und der Wartung in jenen Wohnhausanlagen beauftragt,
in denen es keine Hausbesorger mehr gibt." Okay. "Wie bei anderen
Auftragsverhältnissen auch, verfügt Wiener Wohnen nicht über nähere Angaben
betreffend die dort bestehenden Beschäftigungsverhältnisse." Also wir
wissen es nicht. Frage eins, zwei, drei und vier nicht beantwortet. Wiener
Wohnen weiß nichts von dieser GmbH. Nichts! Sie wissen nicht, wie viele Leute
dort arbeiten. 100-Prozent-Tochter, Antwort: Null!
Aber es geht noch weiter, das ist der Überwitz: Die
Leiterin von Wiener Wohnen ist jedoch gerne bereit, eine Kontaktaufnahme mit
einem Vertreter der Gesellschaft herzustellen, damit ich dort vorbeischaue. –
Die ist freundlich. Aber damit muss man rechnen, dass man gehäkerlt wird als
Oppositionspartei. Wir trauen uns ja auch, scharfe Kritik zu üben. Da muss man
auch damit rechnen, dass man mit so einer Antwort offensichtlich auf die
Schaufel genommen werden soll. Das ist schon okay. Nicht okay ist, dass Sie mir
einreden wollen, dass Sie nicht wissen, was sich abspielt in einer Firma, die
zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien ist, und Sie mir damit erklären,
dass die Opposition keinen Anspruch darauf hat, irgendetwas über diese Firma zu
erfahren, außer dass ich dort eine Hausführung machen kann.
Das brauche ich nicht. Ich brauche auch niemanden von
Wiener Wohnen, der meinetwegen dort hingeht, um eine Hausführung zu machen. Ich
halte das für eine Zumutung, und das zeigt, wie gefährlich der Weg der Ausgliederungen
ist, das zeigt, wie die Rechte der Opposition hier sukzessive eingeschränkt
werden, und es zeigt, welches Demokratieverständnis beziehungsweise welches
mangelnde Demokratieverständnis die SPÖ in dieser Stadt leider auszeichnet.
Hier wird ausgegliedert auf Teufel komm raus, die
Rechte der Opposition werden beschnitten, und die Idee dahinter ist
wahrscheinlich, dass man Angst hat, die Absolute zu verlieren, was mich nicht
wundern würde anlässlich der Politik, die in dieser Stadt betrieben wird – wir
haben es ausführlich in allen anderen Ressorts gehört –, und das soll
offensichtlich dazu dienen, dass Sie schlussendlich die 100-prozentige
Information haben und sonst niemand. Denn selbstverständlich sitzen dort Leute
in der Geschäftsführung, die Ihnen nicht völlig unbekannt sind.
"Stadt Wien – Wiener Wohnen – Kundenservice
GmbH". Gleiche Anfrage: Wie viele MitarbeiterInnen sind bei der Wiener
Wohnen Kundenservice GmbH beschäftigt? Was verdienen die Call Center Agents?
Wie viele Stunden arbeiten die dort? Wie viele arbeiten Teilzeit? Immerhin ist
dem Quartalsbericht zu entnehmen, man soll das machen, weil es personelle
Vorteile mit sich bringt. "Personelle Vorteile" bei einem Unternehmer
– und das ist in diesem Fall Wiener Wohnen – heißt im Regelfall, billiger
arbeiten lassen, denn sonst ist es nicht viel besser.
Deswegen können diese Fragen eins bis drei natürlich
nicht beantwortet werden. Woher sollen wir das wissen? Wer soll das sein? Hat
mit uns nichts zu tun. Eine 100-Prozent-Tochter von Wiener Wohnen – Information
für die Opposition: Null! Immerhin steht da drinnen, dass zwei Bedienstete
dieser Firma auch bei Wiener Wohnen eine wichtige Funktion haben, also in
Doppelfunktion tätig sind. Das bedeutet also, dass hier der Vizechef von Wiener
Wohnen drinnen sitzt, aber Wiener Wohnen weiß nichts über diese Firma und kann
auch keine Informationen weitergeben.
Kann mir jetzt irgendjemand erklären, was daran eine gute
Idee ist, warum das fair ist, was daran demokratisch ist und was das für einen
Sinn haben soll, außer dass Sie uns von den Informationen abschneiden? Wir
werden das rechtlich prüfen lassen, was man da machen kann, denn das
Kontrollamt wird natürlich auch ausgeschaltet mit dem gleichen Trick. Die
Opposition darf
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular