Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 120
entsprechend fortsetzen werden, und ich bin zuversichtlich,
dass das gesamte Team der Stadtregierung, das mit dem großen Vertrauen der
Wiener Bevölkerung ausgestattet ist, auch in Zukunft die soziale Sicherheit,
die sozialen Standards und damit den sozialen Frieden in dieser Stadt
gewährleisten kann. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön, Frau Vizebürgermeisterin.
Es liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung.
Ich schlage vor, die Debatte zur Geschäftsgruppe mit
der Postnummer 5, das ist der Wirtschaftsplan der Unternehmung "Stadt
Wien – Wiener Wohnen" für das Jahr 2004, gemeinsam durchzuführen, die
Abstimmung über den Voranschlag dann aber getrennt vorzunehmen.
Ich frage formal, ob es einen Einwand gibt. – Das ist
nicht der Fall. Dann dürfen wir so vorgehen.
Wir kommen nun, wie gesagt, zur Beratung dieser
Geschäftsgruppe. Herr Stadtrat, bitte Platz zu nehmen.
Zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Ellensohn. Ich
erteile es ihm.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ein bisschen Unruhe, immer wenn die Ressorts
gewechselt werden, auf den billigen Plätzen, auf den Stehplätzen.
Nachdem die Budgetdebatte in den bisher behandelten
Ressorts nicht dazu geführt hat, dass sehr viel Auskünfte oder Antworten
betreffend das Budget von den Stadträten und Stadträtinnen gekommen sind – ich
glaube, dass sehr viele Fragen, die mein Kollege Martin Margulies aufgeworfen
hat, weiterhin offen sind, unter anderem die Frage, wie man aus heißer Luft
40 Millionen EUR bastelt; ich glaube auch nicht, dass StR Faymann
zuständig ist, dieses Problem aufzuklären, er hat ein anderes Ressort –, gleich
in medias res.
Die Wortprotokolle der vergangenen Jahre zur
Budgetdebatte sind bei den Beiträgen aller Fraktionen immer wieder sehr
ähnlich. Deswegen werde ich versuchen, dieses Mal einfach ein paar Geschichten
aus dem Wiener Wohnbereich zu erzählen, und fange an mit der transparenten
Vergabe von öffentlich geförderten Wohnungen.
Vor mir liegt der Vergabeskandal im Faymann Ressort.
Das sehen naturgemäß nicht alle Leute in diesem Haus gleich. Mir ist es dabei
um die Vergabe eines Reihenhauses gegangen an jemanden, der bei Wiener Wohnen
eine hohe Position bekleidet. Die Vergabe ist ungewöhnlich schnell erfolgt,
nämlich binnen drei Wochen ab Antragstellung. Das ist eine Verkürzung gegenüber
anderen Leuten, die um das Gleiche ansuchen, von Jahren – nicht Monaten. In
diesem Zusammenhang sind uns natürlich von Leuten – vor allem aus der Nähe der
Sozialdemokratie, denn viele andere wissen das nicht – weitere Geschichten
zugetragen worden betreffend die Frage: Wie werden überhaupt Gemeindewohnungen
in der Stadt vergeben?
Neben dem regulären Weg, den es auch gibt, gibt es in
jedem Bezirk einen Restposten an Gemeindewohnungen, der zu einem guten Teil für
Menschen aufbewahrt wird, die das dringend brauchen. Also sagen wir einmal,
einer geschlagenen Frau mit zwei Kindern, die dringend etwas braucht, der wird
über diese Restpostenvergabe geholfen. Die Restpostenvergabe dient allerdings
schon auch einem anderen Zweck, nämlich dazu, dass die Bezirksvorsteher und die
wenigeren Bezirksvorsteherinnen darauf zugreifen können, wenn sie für
nahestehende Personen – ich sage einmal – fast Günstlingswirtschaft betreiben
und den Weg zur Gemeindewohnung ein klein wenig verkürzen.
Jemand, der das sehr intensiv nützt und intensiv
Druck ausübt, ist der Bezirksvorsteher aus dem 3. Bezirk, damit wir das
festmachen, von wem wir sprechen. Der Druck wird auf einzelne Beamte und
Beamtinnen ausgeübt, die natürlich nachher nicht schuld daran sind, dass das
passiert, denn die sind in dem System drinnen.
Wenn ich jetzt sage, ich glaube, dass sehr, sehr
viele Menschen, die bei Wiener Wohnen beschäftigt sind, gute Arbeit leisten,
dann sage ich das nicht zynisch und dann meine ich das nicht einfach zum
Drüberstreuen und zum Herausreden, sondern das ist so. Viele Menschen dort
machen gute Arbeit, aber viele werden auch genötigt, Dinge zu tun, die sie
nicht tun möchten, was manchmal zu einer Versetzung – meistens ist das keine
Verbesserung, niemals ist das eine Verbesserung – führt. Die Menschen kommen
dann irgendwann zu den Oppositionsparteien. Ich nehme an, wir sind nicht die
Einzigen, die solche Geschichten erfahren.
In diesem Zusammenhang möchte ich einen Beschluss-
und Resolutionsantrag einbringen, der sich mit der Schaffung eines
transparenten Vergabesystems für Gemeindewohnungen und andere geförderte
Wohnungen beschäftigt. Der Beschlussantrag lautet:
"Der amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung, Werner Feymann, wird aufgefordert
ehebaldigst ein transparentes Vergabesystem für alle Gemeindewohnungen und die
von der Stadt Wien geförderten Wohnungen auszuarbeiten. Dieses System soll aus
einer öffentlich einzusehenden Reihungsliste der BewerberInnen beziehungsweise
VormerkscheinbesitzerInnen und der angebotenen Objekte, zum Beispiel im
Internet oder beim Wohnservice Wien, bestehen. Sie soll sicherstellen, dass es
den einzelnen Wohnungssuchenden möglich ist, sich für eine Wohnung unter Angabe
von Wunschbezirk und Ausstattung zu bewerben und ihren Fortschritt in der
Reihung zu überprüfen. Vergaben außerhalb der Reihung sind substantiiert zu
begründen.
Dieses Vergabesystem soll auch für die
Wiedervermietung von Genossenschaftswohnungen gelten."
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.
Das finde ich auch immer so eine schöne Formulierung
"die sofortige Abstimmung des Antrages". Wenn man bedenkt, dass das
gestern in der Früh um 9 Uhr
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