Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 120
Eigentlich wollte ich meine Ausführungen anders beginnen,
aber Kollege Strache zwingt mich quasi dazu, jetzt auf ihn einzugehen - obwohl
ich ihm diese besondere Freunde eigentlich nicht machen wollte, weil ich weiß,
dass er geradezu danach lechzt, dass man seine Wortmeldung auch mit ihm
diskutiert.
Ich habe so den Eindruck gewonnen, dass Kollege
Strache sich bald um einen neuen Job bewerben wird. Vielleicht bekommt er eine
Kolumne in der "Kronen Zeitung" zum Thema "Stadtgerüchte und
Stadtgeflüster", denn er dürfte sich sehr intensiv mit Gerüchten in dieser
Stadt auseinander setzen. Wo immer sie auch herkommen: Stimmen tun sie nicht!
Diese Gerüchte sind einfach unwahr.
Es gibt aber auch über Herrn Kollegen Strache immer
wieder Gerüchte. Da höre ich zum Beispiel, er soll Parteiobmann und Klubobmann
werden, weil er so viel bessere Arbeit macht und ein so viel besserer
Stadtpolitiker ist als der jetzige. - Ich glaube, das kann auch irgendwie nicht
stimmen. Das ist, glaube ich, einfach auch unter "Gerüchte"
einzuordnen.
Das Ressort von Frau VBgmin Grete Laska hat eine ganz
spezielle Besonderheit: Es sind hier Themenfelder gebündelt, die alle
miteinander nicht unabhängig von Einflüssen von außen sind. Es sind Themen und
Bereiche, in Bezug auf die gerade dann, wenn es um Budgetdebatten und um
Budgets geht, festzuhalten ist, dass es Rahmenbedingungen gibt, die auf diese
Bereiche Einfluss nehmen - und die demnach auch veränderbar sind und verändert
werden müssen -, und zwar insbesondere auf die Budgetgebarung. Das Budget der
Stadt Wien ist keine abgeschlossene Insel, sondern dieses Budget ist immer
wieder von Wellen von außen bedroht - und zurzeit sind es leider hauptsächlich
blau-schwarze Belastungswellen, die unser Budget bedrohen.
Folgendes möchte ich, im Gegensatz zu meinem
Vorredner, auch in diesem Zusammenhang noch einmal klar dazusagen: Im Bereich
der allgemeinen Sozialhilfe - darüber ist heute und auch gestern schon des
Öfteren diskutiert worden - haben wir das Problem, dass die Bundesregierung,
die im Übrigen - ein bisschen sollten wir uns schon an die Verfassung halten!
-- für Arbeitsmarktpolitik und aktive Arbeitsmarktpolitik zuständig ist, eine
komplette Verweigerung an den Tag legt, dieser Zuständigkeit auch gerecht zu
werden. (GR Heinz Christian Strache: Die
fehlenden Investitionen sind das Problem in dieser Stadt! Dass Sie nicht
investieren! Die Bundesregierung investiert ja in dieser Stadt, nur Sie nicht!)
Sie geht einfach her und sagt: Ach, es gibt schlechte Arbeitslosenzahlen? Mein
Gott, was soll ich machen? Das soll halt die Kommune erledigen, das sollen die
Länder erledigen! Die sollen am besten das AMS gleich komplett übernehmen und
es am besten auch aus den Ländern budgetieren, denn wir haben eigentlich damit
gar nichts zu tun! Das ist ganz grauslich, und damit wollen wir auch nichts zu
tun haben!
Das ist eine Politik der Verweigerung, eine Politik,
die sich weigert, die Verantwortung zu übernehmen - und das ist in Wahrheit menschenunwürdig
und grausam! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Stadt Wien, die sozialdemokratische
Stadtregierung nimmt ihre Verantwortung wahr. Es ist schon öfters gesagt
worden, aber ich betone es - weil die diesbezügliche Sorge anscheinend noch
immer im Raum steht – noch einmal: Die Stadt Wien wird die Auszahlung aller
gesetzlichen Sozialleistungen und vertraglich gebundenen Leistungen natürlich
weiterhin vornehmen. Der Herr Vizebürgermeister hat gestern auch gesagt: Wenn
es - was wir nicht hoffen - zu einer Verschlechterung der sozialen Lage der
Wiener Bevölkerung kommt, werden wir natürlich unsere Verantwortung wahrnehmen
und Hilfe leisten! Das ist überhaupt keine Frage.
Aber es
geht nicht nur um Sozialleistungen als Direktleistung, sondern es geht schon auch
darum, dass wir die gesamte soziale Infrastruktur sehen, und das ist ein
bisschen mehr als das, was man unter "MA 12" findet
beziehungsweise zu finden glaubt. Da geht es um mehr. Da geht es darum, dass
wir zum Beispiel im Bereich der Wiener Bäder natürlich eine Sozialleistung
vorfinden: Wenn wir alle Kosten, die die Wiener Bäder verursachen, einfach auf
die Kundinnen und Kunden, auf die Wiener Bevölkerung überwälzen würden, zum
Beispiel über die Eintrittspreise, dann wäre das für niemanden mehr leistbar
außer für eine ganz kleine Gruppe. Natürlich ist das eine Sozialleistung - und
dazu stehen wir auch - und eine soziale Infrastruktur! Und natürlich stellen
auch all jene Einrichtungen wie die Bücherei in Wien, wie freizeitpädagogische
Einrichtungen oder Einrichtungen der aufsuchenden Jugendarbeit eine soziale
Infrastruktur dar, und all das sind Sozialleistungen, die wir weiterhin tätigen
und weiterhin ausbauen.
Als aktive und verantwortungsvolle Sozialpolitikerin
muss man auch ab und zu einmal Reformen durchführen. Kollege Strobl ist hier
gestanden und hat gesagt, es gibt keine Reformen, er vermisst Reformen. Nur
eine oder zwei Wortmeldungen zuvor habe ich gehört, es gibt eine Reform, eine
sehr große Reform; Kollegin Jerusalem ist hier gestanden und hat von einer
großen Sozialreform geredet. - Vielleicht redet ihr zwei euch einmal zusammen,
damit Kollegin Jerusalem dir, Kollege Strobl, mitteilt, dass es eine Reform
gibt, und du mitbekommst, dass es eine gibt.
Fakt ist, dass wir sehr intensiv daran arbeiten. Fakt
ist: Es wird eine Sozialreform sein, von der, im Gegensatz zu dem, was Frau
Kollegin Jerusalem behauptet hat, die meinte – ich habe es mir aufgeschrieben
-: "Von der Sozial- und Strukturreform profitieren
ausschließlich ..." – und ich möchte den Satz jetzt anders beenden
als sie ihn beendet hat -, ausschließlich die MitarbeiterInnen und die
KundInnen und nicht die Sozialdemokratie profitieren. Und das wissen Sie auch!
Wir machen diese Sozialreform aus unterschiedlichen Gründen,
aber es gibt ein paar sehr essentielle. Der eine ist, dass wir gerade nach der
EU-Osterweiterung und der Öffnung des Ostmarktes insbesondere in diesem Bereich
versuchen müssen, im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit dieser Entwicklung
standzuhalten. Das bedeutet Sicherung für die
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