Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 120
Wienern hier nicht so viel gegeben wird.
Der Herr Vizebürgermeister hat sich gestern auch über
den Heizkostenzuschuss geäußert. Da können wir auch mitreden. Bis jetzt hat
hier jedes Jahr irgendeine Fraktion - oder sogar mehrere - in der Debatte über
den Voranschlag eine Auszahlung des Heizkostenzuschusses beantragt; das ist
immer abgelehnt worden. Ich habe es diesmal nicht gemacht. Ich habe mir
gedacht, ich mache es deswegen nicht, weil es, wenn der Antrag kommt, dann
heißt: Die FPÖ hat es beantragt, daher neigt man bei der Mehrheit dazu, das
nicht so umzusetzen. Daher stelle ich keinen Antrag und gebe der Frau
Vizebürgermeister die Chance, in dieser Frage von sich aus aktiv zu werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben hier
einen Voranschlag, der durch weitere Belastungen gekennzeichnet ist. Ich möchte
dies zum Anlass nehmen, um Kollegen Ekkamp anzusprechen; jetzt ist er leider
nicht da. Er rennt jahrlang mit einer Liste herum, die er immer herzeigt, und
er sagt: die furchtbare Bundesregierung. Ich habe auch so eine Liste dieser
furchtbaren Landesregierung. Davon kann ich gar nicht alles vorlesen und möchte
hier nur einige Dinge, die vor allem Familien und Kinder belasten, aufzählen.
Wenn man zurückdenkt, war vor der letzten
Gemeinderatswahl in Wien etwas Funkstille. Da gab es wenige Erhöhungen.
Vollkommen klar und politisch verständlich, dass die Mehrheit nicht vor der
Wahl Erhöhungen durchführt - aber kaum war die Wahl vorbei, haben wir schon die
Erhöhungen gehabt! Ich verweise hier darauf: Einführung einer Wiener
Stromsteuer im November 2001 - sie wurde dann durch das Bundesgesetz halbiert
-, Kürzung bei Essen auf Rädern 2002, Halbierung der Wiener Wirtschaftsförderung
2002, Erhöhung der Tarife der Wiener Linien 2002, Müllsteuer 2002. (GR Paul
Zimmermann: Das ist eine Abgabe!) Ich verweise auf die Erhöhung der
städtischen Kindergartengebühren 2002 und die Erhöhung bei den Sportanlagen
2002. Spitalskostenbeitrag - da ist es verständlich; die Bädertarife haben wir
jetzt erst erhöht - das heißt nicht wir, sondern die Mehrheit -, ab
1. Mai. Die Gaspreise werden ab 1. Juni erhöht. Ich verweise darauf, dass
die Wasseranschlussgebühr um 11 Prozent erhöht worden ist - am
1. August -, auch der Urlaubskostenbeitrag für Familien mit geringem
Einkommen ist erhöht worden. Ich verweise auf die Erhöhung des Kehrtarifs der
Rauchfangkehrer. Die Rettungsgebühren werden am 1. Jänner erhöht. Das
heißt, viele Erhöhungen, die vor allem Familien und Kinder sowie Familien mit
schlechter finanzieller Gestion belasten, wurden durchgeführt.
Ich möchte darauf verweisen - und ich brauche nicht
alles zu wiederholen, was heute und in den vergangenen Sitzungen schon gesagt
wurde -, wir leiden darunter, dass dieses Ressort falsch budgetiert und dass
hier zu niedrige Ansätze enthalten sind. Das halte ich deswegen für besonders
schlecht, weil gerade die Leiterin des Ressorts, die Frau Vizebürgermeisterin,
immer davon ausgeht, dass ein stärkerer Wind kommt und dass höhere Beträge im
Sozialbereich notwendig sein werden, und dies vor allem deshalb, weil die
Gemeinde Wien subsidiär die Existenz unserer Familien, der Familien der
Wienerinnen und Wiener sichern muss.
Trotzdem ist im Voranschlag 2004 wieder zu bemerken,
dass die Sozialhilfe insgesamt um 2 Millionen unterdotiert ist. Das ist
ein Minimum, weil man ja leider Gottes davon ausgehen muss, dass es hier zu
einem Mehrbedarf kommen wird. Sogar in dem direkten Ansatz "Hilfe zur
Sicherung des Lebensunterhaltes" fehlen 8 Millionen. Das heißt, es
wurde hier schon wieder zu niedrig budgetiert, und das bei einem Voranschlag,
der dadurch gekennzeichnet ist, dass die großen Verlierer dieses
Belastungsbudgets 2004 vor allem Familien, Soziales und Bildung sind - und auch
Kultur, möchte ich anmerken, obwohl das jetzt nicht unser Thema ist.
Nur damit Sie nicht sagen, wir wissen das alles
nicht, möchte ich Ihnen schon auch einige Dinge sagen. Wenn Sie sich die
Ansätze angesehen haben, dann kommen Sie drauf, dass da ziemlich große,
einschneidende Maßnahmen vorgesehen sind: Kürzung - das sind jetzt lauter
Kürzungen - der Förderung von Kinderbetreuungseinrichten um 6 Millionen;
Kürzung der familienfördernden Maßnahmen um 4 Millionen; Jugendzahnklinik
174 000; Turn- und Sporthallen 1 Million; Wintersportanlagen
180 000; bei der Sportförderung insgesamt kann man von 4 Millionen
ausgehen; Wirtschaftsförderung 6 Millionen - besonders wichtig wäre das
natürlich für unsere Arbeitsplatzsicherung -; Arbeitsmarktförderung minus
4,5 Millionen; Sozialhilfe insgesamt 8 bis 9 Millionen;
Behindertenhilfe 3 Millionen; Besuchsdienst 211 000;
Kontaktbesuchsdienst und Nachbarschaftshilfe zusammen 100 000;
Pflegekinderwesen und so weiter.
Aber das gilt natürlich auch bei Investitionen, zum
Beispiel im Pflichtschulbereich minus 40 Millionen; bei
Betriebsausstattungen minus 6 Millionen; die Ausgaben für die Volksbildung
werden um 2 Millionen gekürzt; die Bücherei um 1 Million; Stadt- und
Landesbibliothek eine halbe Million; Pädagogisches Institut 128 000;
selbst bei der Modeschule, obwohl dort in den letzten Jahren so viel an Mitteln
notwendig war, um 31 Millionen. Das heißt im ganzen Ressort der Frau
Vizebürgermeisterin gibt intensive Kürzungen, die zu Lasten der Familien, zu
Lasten der Jugend gehen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wird immer
wieder behauptet, alles, was sich auf dem Arbeitsmarkt abspielt, sei
Bundessache. Deshalb habe ich hier eine Liste, die wirklich interessant ist.
Wien war ja immer der Arbeitsmarkt in Österreich, darum sind die Leute auch
hierher gezogen. Wenn man die Arbeitslosenstatistik anschaut, so war Wien 1975
auf dem ersten Platz, das heißt, wir hatten die wenigsten Arbeitslosen. 1980
waren wir dann schon auf dem dritten, 1981 auf dem vierten, 1982 auf dem fünften,
1988 auf dem sechsten, 1997 auf dem siebenten Platz.
Da können wir jetzt einmal feststellen, dass es in dieser
Zeit keine schwarz-blaue oder blau-schwarze Regierung gab, sondern immer die
Sozialdemokraten federführend diese Bereiche, vor allem Finanzen et cetera, in
der Bundesregierung zu verwalten und innehatten. Selbst
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