Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 120
Sinne von Transparenz und Nachvollziehbarkeit umgehend
detaillierte Vergaberichtlinien für die im Eigentum der Stadt Wien befindlichen
Sportstätten und Sporthallen auszuarbeiten. Die Vergabe soll dabei in
Vergabesitzungen und unter Einbeziehung der drei Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und
UNION erfolgen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung
dieses Antrags an den Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Soziales,
Information und Sport. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Kontrollamtsbericht sagt – das wurde im
zuständigen Ausschuss bereits diskutiert –, dass den Dachverbänden auf Grund
eines genau festgelegten Aufteilungsschlüssels, der noch dazu von der
MA 51 selbst festgelegt wurde, aber damals noch einvernehmlich mit den
Dachverbänden, was jetzt ein anderer Stil geworden ist, insgesamt
455 Millionen EUR in den letzten sechs Jahren vorenthalten wurden.
Die wurden einfach nicht ausbezahlt. Das wurde von der MA 51 zurückbehalten
und halt anders verwendet, wo auch immer. Wir halten das für eine nicht
ordentliche Form der Vertragsabwicklung. Wenn man einen solchen Vertrag
eingeht, dann kann man über mehrjährigen Durchschnitt schauen, ob das halbwegs
passt, was zugesagt wurde. Das war die einzige Sicherheit, mit der die
Dachverbände rechnen konnten und rechnen mussten, aber nicht, indem man
sozusagen willkürlich etwas festlegt und über sechs Jahre hinweg diesen drei
Dachverbänden rund 455 Millionen EUR vorenthält.
Wir haben uns daher entschlossen, ebenfalls gemeinsam
mit meiner Kollegin Ingrid Korosec, einen Antrag zu stellen:
"Der Wiener Gemeinderat möge im Rahmen des
Budgets für 2004 den drei Dachverbänden ASKÖ, ASVÖ und UNION sowie dem Wiener
Fußballverband ihre aliquoten Anteile an Mitteln des Sportförderungsbeitrages,
also vormals Sportgroschen, aus den Jahren 1996 bis 2001 im Ausmaß von
455 975 000 EUR umgehend zu überweisen."
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung
dieses Antrags an den Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Soziales,
Information und Sport. (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht also darum, ob wir hier ein System vor uns
haben. Ich darf Ihnen als Beispiel vortragen, dass ein Ihnen durchaus nahe
stehender Dachverband, nämlich die ASKÖ, im Jahr rund 98 000 EUR
erhält. Das ist ein Jahresbudget, mit dem sie sozusagen alle ihre
Mitgliedsvereine, ihre Sportstätten et cetera erhalten muss. Und ich nenne
Ihnen als Beispiel daneben ebenfalls eine Ihnen nahe stehende Organisation: Der
WAT - bedeutend kleiner als die ASKÖ - erhielt dafür 215 000 EUR.
Sie sehen schon, hier herrscht kein Konzept. Hier
gibt es kein Konzept, aus dem klar und deutlich ersichtlich wäre, dass es um
Förderrichtlinien geht - die insgesamt durchaus in einem gewissen freien Spiel
angewendet werden, aber nachvollziehbar wären -, sondern es geht um Willkür. Es
geht darum: Wer heute mein Freund ist, der darf ein bisschen Geld bekommen, und
wer das heute gerade nicht ist, der hat eben Pech gehabt und wird schauen
müssen, dass er woanders Geld herbekommt.
Es ist bis heute nicht klar, wie Sie die Krieau
tatsächlich retten wollen. Es gibt jetzt Bestrebungen in der Krieau - Gott sei
Dank, muss ich sagen -, durch Privatinitiative mehr privatwirtschaftliche
Überlegungen für ein Konzept einzubringen. Ihr Motto war hier ja auch bisher:
pro Jahr 500 000 EUR zur Abgeltung jener Lücken und Löcher, die die
Krieau eben erwirtschaftet hat. Aber wenn ich mich nicht der Wirklichkeit
stelle - und die Wirklichkeit heißt durchaus Frank Stronach, meine Damen und
Herren! -, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ein Wiener Juwel vor die
Hunde geht, in das wir erst vor wenigen Jahren - damals noch -
120 Millionen ATS investiert haben, und zwar in den Neubau und in den
Umbau einer Tribüne.
Was hier jetzt geschehen muss, ist die Erarbeitung
eines Konzepts. Ich bekenne mich dazu: Wenn dieses Konzept schlüssig und
vernünftig ist, dann wird man auch überlegen müssen, wie hier die Stadt ihren
Anteil an Förderung einbringt. Aber einfach 500 000 EUR über den
Tisch zu schieben, ist sicherlich kein Konzept, das zu Lösungen führt, und das
wird mit uns, mit der ÖVP, so auch ganz sicher nicht möglich sein. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es fehlt mir in diesem Budget auch der konkrete
Ansatz, der Hinweis oder das Konzept zur Vorbereitung der Fußball-Europameisterschaft
2008. Ich bin sehr neugierig, was Sie alles an Maßnahmen vorhaben und wo Sie
das Geld dafür hernehmen, oder ob Sie es dann noch einmal aus dem Fördertopf
nehmen, obwohl jetzt schon für den Breitensport sowieso wenig Geld vorhanden
ist. Es ist nicht nachvollziehbar, Sie haben es auch bis heute nicht der
Öffentlichkeit vorgestellt.
Insgesamt orte ich im Sport eine massive
Dialogverweigerung. Es ist nicht nachvollziehbar, warum man mit den
Dachverbänden so umgeht. Ja man müsste direkt annehmen, Sie bestrafen diese
Dachverbände, weil sie sich erdreistet haben, eine Idee darüber zu
verschriftlichen, wie ein neues Landes-Sportgesetz aussehen könnte - ich
betone: könnte -, und dies der zuständigen Stadträtin schon vor eineinhalb
Jahren übergeben haben. Bis heute gibt es dazu kein Gespräch. Es gibt eine
Verweigerung, es wird ignoriert - es wird nicht einmal ignoriert, muss man
sagen. Meine Damen und Herren, das ist wirklich ein Skandal erster Klasse, wenn
sich die Stadt hier aufgrund des Einsatzes der vielen freiwilligen Mitarbeiter
im Sport Millionenbeträge erspart und dann die Repräsentanten, die über die
Dachverbände die Drehscheibe für diese kleinen Vereine darstellen, so behandelt
werden! Das ist kein Stil, und das ist auch das, was wir hier kräftig
kritisieren. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein letztes Kapitel zu den Schulen: Hier findet sich im
Budgetansatz ein Minus von 40 Millionen EUR. Auch hier wieder die
Frage: Wo kann da Geld eingespart werden? Da es sich hier in erster Linie
wahrscheinlich um den Investitionsbereich handeln wird, kann ich nur annehmen,
dass Sie im Schulbau zurückschrauben und dass
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