Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 120
750 Posten wegfallen, so haben wir es mit einer
Reduktion beim Personal im Ausmaß von 12 Prozent innerhalb von vier Jahren
zu tun. Ich mag das Wort nicht, aber "Kaputtsparen" ist an diesem
Punkt angebracht. Das verkraften die Schule nicht. Das können sie nicht
verkraften. Alles, was ich im September gesagt habe, was im "KURIER"
stand und vom Stadtschulrat eifrigst bestritten wurde, dass nämlich die ganzen
Begleitlehrer, Sprachheilpädagogen und so weiter von ihrer eigentlichen
Bestimmung abgezogen werden und nun Klassen zu übernehmen haben, ist natürlich
alles eingetroffen. Es wird in den nächsten Tagen und Wochen noch weitergehen,
wenn die Posten nicht nachbesetzt werden, weil nachdem dann einige Schulen, wo
besonders viele Pensionierungen sind, eine Einbuße von bis zu 20 Prozent
ihrer Lehrerschaft haben, wo plötzlich fünf Lehrer fehlen, wird man die ganze
Sache wienweit wieder ausgleichen müssen. Sie werden irgendwo Lehrer abziehen
müssen, um die Löcher zu stopfen. Was wahnsinnig ärgerlich ist, ist die
Tatsache, dass das alles auf dem Rücken der Kinder passiert. Schule wird in
Zukunft weniger Spaß machen. Die Klassen werden wieder größer sein. Die
Lehrerinnen und Lehrer werden mit ihrer Frustration und damit, dass nicht eine
eingebildete, sondern eine tatsächliche Überforderung vorliegt, kämpfen müssen.
Wir werden am Donnerstag in der Landtagssitzung anlässlich einer Aktuellen
Stunde der Grünen noch Zeit haben, alles zu diesem Thema zu besprechen.
Noch einmal in Richtung Bund: Dieses Sparpaket war
falsch, an der vollkommen falschen Stelle eingesetzt. In Richtung Wien: Wien
darf das Sparpaket nicht noch verschärfen, sondern muss nunmehr überlegen, wie
man es entschärft und wie man es mit den Gemeinde-Wien-Stunden hält, wie viele
man zusätzlich einsetzen muss, um die Innovation der Schulen nicht zu gefährden
und nicht auf dem Rücken der Kinder zu sparen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte nun
abschließend zwei Anträge einbringen, die ich für meine Kollegin Maria
Vassilakou einbringe, die das als Stadträtin nicht machen kann. Es sind zwei
Anträge, die im Behindertenbereich angesiedelt sind.
Der eine betrifft neue Nahverkehrsgarnituren der ÖBB.
Ich bringe sie Ihnen nur zur Kenntnis. Der Antrag lautet:
"Die Stadt Wien wird keine neue
Nahverkehrsgarnituren der Österreichischen Bundesbahnen mitfinanzieren, solange
die barrierefreie Nutzung der Garnituren nicht gewährleistet ist."
Wir beantragen eine sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Der zweite Antrag betrifft die persönliche Assistenz
und lautet:
"Die Stadtregierung möge dafür Sorge tragen,
dass Menschen mit Behinderungen eine persönliche Assistenz in Anspruch nehmen
können."
In formeller Hinsicht beantrage ich ebenfalls die
sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Abschließend eine Bemerkung: Es gibt im
Desasterressort sehr vieles zu kritisieren. Vor allem aber sei noch einmal
hervorgehoben – das hat nichts mit Kritik, sondern mit einer Forderung
meinerseits und einer Forderung von Seiten der Grünen zu tun –: Vollziehen Sie
erstens das Sozialhilfegesetz so, wie es im Handbuch steht,, vollziehen Sie
zweitens das Jugendwohlfahrtsgesetz und brechen Sie nicht laufend das Gesetz zu
Ungunsten unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Prof
Walter Strobl. (GR Dr Matthias Tschirf:
Hofrat!) Entschuldigung, Hofrat.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Keine Diskussionen um den Titel bitte. Titel
ohne Mittel.
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Es wurde bei der Generaldebatte schon der Begriff geprägt,
das Budget ist die in Zahlen gegossene Politik einer absoluten SPÖ-Mehrheit und
zeigt daher auch schon beim Vergleich der Budgetansätze sozusagen die Spur, in
welche Richtung das zu verstehen ist. Mit 40,52 Millionen EUR weniger
ist das eine Frage, wo man gerade in einem Intensivressort, das nicht nur sehr
groß ist, sondern auch sehr wichtige Bereiche dieser Stadt umfasst, wo man
dieses Geld einspart. Was uns in der Summe am Budget insgesamt abgeht, ist der
Gestaltungswille. Das ist die Bereitschaft, in Bereichen Reformen umzusetzen,
anzugehen, Konzepte zu entwickeln und in einer breiten Diskussion, wenn es
geht, natürlich dort, wo es auch Sinn macht, unter Einbindung der Betroffenen
entsprechende Beschlüsse herbeizuführen und diese Stadt zu regieren. Während
man in ganz Europa Reformen umsetzen muss, weil der Wohlfahrtsstaat und vor
allem der Sozialbereich des Wohlfahrtsstaates nur finanzierbar ist und
finanzierbar bleibt, wenn man Reformen umsetzt, geht man in Wien den alten
sozialdemokratischen, eigentlich müsste man sagen, den sozialistischen, Weg im
Glauben, man müsse dort nur noch mehr Geld hineingeben, dann würde sich das
Problem von selber lösen. Mitnichten, meine Damen und Herren. Auch Sie haben
keinen Esel-streck-dich und es ist daher einfallslos und konzeptlos, zu
glauben, dass man durch Umschichtungen innerhalb des Ressorts Probleme lösen
kann, wie sie derzeit anstehen.
Ich darf Ihnen ein paar Schlaglichter aus diesem Bereich
kurz darstellen. Wenn wir uns die Kinderbetreuung genauer anschauen, dann
finden wir ein Minus von 5,4 Millionen EUR, und das in einem Ansatz,
wo es um Transferleistungen geht, also wo es um die Leistungsträger dieser
Stadt geht. Die Leistungsträger sind jene Organisationen, die gemeinnützig für
diese Stadt eine Arbeit erledigen, die nicht nur notwendig sind, sondern die
auch – da gibt es einige Studien, die das belegen – viel billiger und
effizienter sind, aber natürlich den Marktprinzipien unterliegen, das heißt,
keine Garantien haben, wie staatliche oder städtische Einrichtungen das für
sich haben. Es ist ein bisschen eine Pikanterie am Rande, dass der
Subventionsgeber Stadt gleichzeitig auch Anbieter, in dieser Frage quasi
Konkurrent zu den privaten
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