Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 120
Forschungseinrichtungen nicht zu
Ungunsten der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaft verschoben hat;
4. ob die
wissenschaftliche Unabhängigkeit der Forschungseinrichtungen, insbesondere aus
den gesellschaftskritischen und reflexiven Geistes-, Sozial- und
Kulturwissenschaften, unter den Bedingungen eventuell verstärkter
Drittmittelabhängigkeit gewährleistet ist und die Vergabe der Subvention
beziehungsweise die Höhe vom Zutreffen dieser Kriterien abhängig gemacht
werden."
Auch hier
beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses Antrages.
Ich hoffe
sehr, dass Herr VBgm Rieder nicht nur aus den Medien entnimmt, was er vor allem
mit seinem im Vorstand anscheinend positiven Abstimmungsverhalten zu diesen
Umstrukturierungsplänen bewirkt hat.
Ich hoffe
auch, dass die WissenschafterInnen, die davon betroffen sind, sich direkt an
den Herrn Vizebürgermeister wenden, denn wir als Oppositionspartei können nur
ihre Anliegen vertreten – das habe ich versucht, mit diesen Anträgen auch zu
machen –, wir können sie unterstützen bei ihren Forderungen, wir können sie
medial unterstützen, aber die wirkliche Macht in dieser Stadt hat in diesem
Fall nun mal leider die SPÖ. Ich hoffe aber wirklich, dass der Herr Vizebürgermeister
in seiner Funktion als Vorstandsmitglied nachdenkt und auch versucht, auf die
Situation der WissenschafterInnen in Wien Rücksicht zu nehmen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Dr Salcher gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen
und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Wenn man über das Budget redet, dann sollte man auch
ein bisschen über die Bilanz dessen reden, was mit dem letzten Budget passiert
ist und was eigentlich an Dingen passiert, die nicht so gut funktionieren in
der Stadt.
Es freut uns alle – das wurde ja als große
Jahrhundertreform angekündigt –, dass das Theater an der Wien in Zukunft ein
Opernhaus sein wird. Die einzige Kleinigkeit, die noch offen ist, ist die
Finanzierung dieses Projekts. Es freut uns, dass das Ronacher in Zukunft ein
reines Musicalhaus sein wird. Das Interessante ist, die Finanzierung für das
Ronacher und das Musical ist schon gesichert, die für das Theater an der Wien
ist noch nicht gesichert, und das scheint mir ein bisschen ein Missverhältnis
zu sein.
Ich glaube überhaupt, der Umgang mit Theater und
Kulturinstitutionen, wie er vom derzeitigen Kulturstadtrat gepflegt wird, ist
ein steigerungswürdiger. Wir haben halt jetzt einmal das Theater im Auersperg
geschlossen. Die Tribüne im Landtmann, ein wichtiges Theater, wird de facto
fast nicht bespielt. Dann verstehe ich auch so Geschichten nicht wie zum
Beispiel, dass man das Weiterbildungsservice, das das Institut für
Kulturkonzepte Künstlern angeboten hat, um sich zu professionalisieren, nicht
unterstützt und gestrichen hat. Unit F, das Büro für Mode, wurde schon
angesprochen. Hier bestünde wirklich die Chance, Wien in einem ganz wichtigen
Bereich, nämlich dem der Mode, zukünftig zu positionieren. Es ist
unverständlich, dass man denen nicht mehr Geld gibt. Die wollen ja wirklich
nicht so viel haben. Da könnte man mit einem ganz geringen Aufwand an Mitteln
sehr viel erreichen. Mir ist es unbegreiflich, warum der "Point of
Music", dieser Antidrogenpreis für Kinder und Jugendliche, nicht weiter
gefördert wurde. Und so weiter und so fort.
Ich kann es Ihnen nicht ersparen, Herr Stadtrat: Die
Ausschreibungskultur in dieser Stadt ist einfach eine Katastrophe, und das
Desaster des Rabenhofes – ich muss es noch einmal sagen – ist ja wirklich das
Prägende des letzten Jahres gewesen.
Zu meiner großen Überraschung – zumindest bei den mir
bisher vorliegenden Aktenstücken – liegt noch keine Förderung für den Rabenhof
für das nächste Jahr vor, obwohl Sie das ja angekündigt haben, und ich halte
Sie auch für tollkühn genug, das tatsächlich zu machen. Da werden wir uns mit
allen Mitteln dagegen wehren, dass in ein Projekt ohne Ausschreibung, ohne
Konzept quasi wieder sehr viel Geld investiert wird. Aber Sie sind ja nach wie
vor der Meinung, dass der Rabenhof ein ganz, ganz großer Erfolg Ihrer Periode
ist.
Übrigens hat sich Karl Welunschek in Berufung auf
diesen großen Erfolg um das Volkstheater beworben, wie wir alle wissen. Ich
weiß nicht, wie seine Chancen dort sind und wie weit Sie bereit sind, diese
Bewerbung zu unterstützen, aber da kommt ja noch einiges auf uns zu.
Apropos Volkstheater: Ich glaube, dort läuft es ja
auch nicht gerade sehr gut und sehr motivierend, wenn man sieht, wie hier
Kandidaten miteinander umgehen oder wie mit Kandidaten umgegangen wird. Auch
der Entscheidungsmechanismus an sich ist fragwürdig. Dieser Jury kann man alles
unterstellen, nur sicher nicht, dass das eine weisungsfreie Jury ist. Doch sie
trifft für eines der wichtigsten Häuser dieser Stadt eine Zukunftsentscheidung.
Ich glaube, hier hätte es sicher eine bessere Vorgangsweise gegeben. Wir haben
ja auch entsprechende Vorgangsweisen angeboten. Wir haben angeboten,
mitzuarbeiten, wir haben angeboten, Mitverantwortung zu übernehmen, aber diese
ausgestreckte Hand wurde nicht ergriffen – aus welchen Gründen auch immer.
Zukünftige Herausforderungen für das Ressort gibt es genug.
Frau Kollegin Sommer-Smolik hat vorher schon damit angefangen. Also, Herr
Stadtrat, als Wissenschaftsstadtrat werden Sie sicher nicht wahrgenommen in
dieser Stadt. Das war keine gute Idee, dass man das damals von der Stadtplanung
des Dr Görg, der sich ja bewusst selbst als Zukunftsstadtrat bezeichnet hat, in
dieses Ressort übertragen hat. Ich meine, einmal ein Symposium zu machen, ist
gut und nett, aber auch, wenn es ein hochbesetztes Symposium war, ist das ja
noch nicht Wissenschaftspolitik. Gerade Kultur und Wissenschaft sind jedoch
sicher zwei der ganz großen Chancen dieser Stadt – auch historisch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular