Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 99
einiges anders sehen. Das wird sich auch in unserem
Abstimmungsverhalten widerspiegeln. Ich anerkenne trotzdem nachdrücklich, dass
hier Wesentliches erreicht wurde und hier wesentliche Inhalte vorliegen, wo es
sich lohnt, dass sie umgesetzt werden. Bei denen, die wir für einen Schwachsinn
halten - ich nenne hier vor allem die Straßenprojekte und die U6-Verlängerung
-, wird uns die Zeit und die Finanzknappheit unterstützen.
Ich möchte mich bei all jenen bedanken, die bei
diesem Projekt mitgearbeitet haben. Vieles in unseren Argumenten wird in
Zukunft leichter sein, wenn dieser Masterplan beschlossen ist. Und ich hoffe,
wenn er beschlossen ist, dass dann der Ausrutscher vom StR Schicker, der eine
Forderung, die da drinnen steht, klar abgelehnt hat, der Vergangenheit
angehören wird. Insofern „Danke schön“.
Wir werden ein sehr differenziertes
Abstimmungsverhalten haben, das ich jetzt aus Zeitgründen nicht im Detail
referieren möchte. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Mag Gerstl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Als ich heute früh von Hadersdorf kommend im Autobus
im Stau gesteckt bin war für mich schon klar, dass der heutige Tag nicht nur
dem Verkehrsmasterplan für Wien gelten kann, sondern dass man die Reformen auch
ein bisschen darüber hinaus beleuchten muss. Wir können jetzt knapp zwölf
Stunden oder schon zwölf Stunden nach Beginn des Streiks der Fraktion
Sozialistischer Gewerkschafter in der ÖBB feststellen, dass wir alleine bei der
ÖBB mit einem Schaden von mehr als 4 Millionen EUR rechnen können und nach
Berechnungen eines Volkswirtschaftsprofessors in Linz sich dieser Streik heute
mit einem Schaden von rund 40 bis 60 Millionen EUR für Österreich
insgesamt niederschlagen wird.
Meine Damen und Herren! Das alles, wo es nicht darum
geht, dass wirklich Nachteile für die Wienerinnen und Wiener geschaffen werden,
sondern wo es darum geht, Vorteile für die Zukunft zu schaffen, wo es darum
geht, Österreich für den internationalen Wettbewerb fit zu machen, wo es darum
geht, die ÖBB zu einem serviceorientierten Unternehmen zu machen, wo es darum
geht, dass man sich im internationalen Umfeld versucht zu bewähren und dass man
das macht, was andere Länder schon lange vollzogen haben. Dänemark, Finnland,
Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden,
Slowakei, Slowenien, Tschechien und Russland, also bereits zwölf Länder haben
eine vollständige unternehmensrechtliche Trennung ihrer Infrastruktur von
Personen- und Güterverkehr vorgenommen. Das ist etwas, was von der
Sozialdemokratie oder von der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter nun
verhindert werden möchte. Deutschland, Italien, Polen, Rumänien, Spanien und
Ungarn haben auch eine Trennung der Unternehmensbereiche vorgenommen und
vorgeschlagen, diese unter einem gemeinsamen Holdingdach zu organisieren. Das
ist genau das, was auch die Österreichische Bundesregierung vor hat zu machen
und das ist das, was auch in anderen Ländern mit sozialdemokratischen
Regierungen bereits gemacht worden ist, denn das ist notwendig, um
international sicherzustellen, dass der Schienengüterverkehr auch entsprechend
bewerkstelligt werden kann. Denn im Schienengüterverkehr werden wir
2015 im Vergleich zu jetzt eine Steigerung von der Slowakei nach
Österreich um 93 Prozent, von Tschechien um 29 Prozent und von Ungarn
um 45 Prozent haben, um nur ein paar Spitzen zu sagen und auch um zu
zeigen wie wichtig es ist, die Schiene auszubauen. Es wundert mich eigentlich,
dass von meinem Vorredner darauf überhaupt nicht eingegangen wurde.
Eine solche Reorganisierung ist notwendig und eine
solche Reorganisierung muss gemacht werden, auch im personalpolitischen
Bereich, denn dort ist es eigentlich wirklich total verwunderlich und
wahrscheinlich ist das der letzte Bereich in ganz Europa oder vielleicht sogar
auf der ganzen Welt, wo es noch möglich ist, dass nicht die Unternehmensführung
das Personal entscheidet, sondern dass die Personalvertreter darüber
entscheiden, ob jemand aufgenommen wird, ob jemand entlassen wird, ob jemand
befördert wird, et cetera, et cetera. Es klingt wirklich anachronistisch und es
ist anachronistisch, wenn heute in Wirklichkeit die Belegschaftsvertreter die
Managementführung inne haben, was nicht sein kann. (Beifall bei der ÖVP und
bei GR Ing Herbert RUDOLPH.)
Wahrscheinlich können Sie sich noch an den Fall
erinnern, als ein Tiroler ÖBB-Bediensteter lange Zeit nicht an seinem
Arbeitsplatz war. Das ist den Leuten gar nicht aufgefallen. Man denkt
vielleicht, nach zwei Wochen noch nicht, aber vielleicht nach drei Wochen wird
es einmal auffallen. Nein, der Herr war ein Monat zu Hause, er war zwei Monate
zu Hause, er war drei Monate zu Hause. Es ist niemandem aufgefallen! Er hat
sich nämlich in der Zwischenzeit ein eigenes Unternehmen aufgebaut. Er hat eine
Fluglehrerschule gegründet und dafür hat er Zeit benötigt. Nach zwölf Monaten
ist es der Unternehmensführung doch aufgefallen, dass ein Mitarbeiter fehlt und
dann hat die Unternehmensführung gemeint: Naja, das geht ja doch ein bisschen
zu weit, mehr als zwölf Monate weg zu sein, da müssen wir doch Konsequenzen
ziehen. Diesen Herrn, wenn er sich nicht ändert, müssen wir entlassen. Naja
gesagt, getan, würde man sagen. Der Vorsitzende des Unternehmens entscheidet
das und die Geschichte ist erledigt. Ungerechtfertigte Abwesenheit vom Dienst
ist in jedem Betrieb ein ganz normaler Entlassungsgrund. Doch bei der ÖBB war
das nicht so. Da kam die Gewerkschaft, die Belegschaftsvertreter haben eine
Einwendung erhoben und der Herr blieb weiterhin im Dienststand. Und da, meine Damen
und Herren, soll es noch Vertreter geben, die sagen, dieses System soll weiter
unterstützt werden? Nein, auch wenn der ÖBB-Bedienstete ein erfolgreiches
Fluglehrerunternehmen gegründet hat! (Beifall bei der ÖVP.)
Ja und bei dieser Fahrt, die ich heute Früh hierher ins
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