Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 102
wenig
Inhalt für ein Partizipationsprojekt.
Es
geht dann noch weiter mit der MTV Tour. Da stehen ja auch so seltsame Dinge
dringen wie: "MTV steht für Glaubwürdigkeit." – In was für einem
Bereich? Ja, mag sein, MTV ist ein guter Sender, bringt gute Musik. Und dann
geht es weiter: "Diese Kompetenz überträgt sich auf den Kontakt zur
Zielgruppe der jungen WienerInnen." Na ja, ich meine, schön, dass wir
jetzt als Stadt Wien MTV den jungen WienerInnen näher bringen und die
Glaubwürdigkeit von MTV dann dadurch verstärken, aber Partizipation ist das ja
wohl nicht.
Mit
dieser Einladung zu diesen JungbürgerInnen-Veranstaltungen ist auch eine CD-Rom
verschickt worden, also ein Navigator, der sehr bunt ist, Geräusche macht, wenn
man einschaltet, und auch nicht so unspannend ist. Im Akt wird das Internet als
Jugendmedium gepriesen, das viele Möglichkeiten bietet, um zu partizipieren und
teilzuhaben an was auch immer in dieser Stadt, zum Beispiel an den Clubbings.
Und dann geht es da weiter in dem Akt: "Als Anreiz können die jungen
WienerInnen über die Homepage des Landesjugendreferates Wien das Musikprogramm
auf den Partys und beim Ball beeinflussen."
So,
jetzt haben wir es! Das ist die Partizipation, die in diesem Projekt
läuft. Ich kann mir als Jugendlicher aussuchen, ob ich mir jetzt die Christl
oder den Boris von den Starmaniacs auf CD anhorche oder präsentiert kriege auf
einem dieser Dancefloors, oder doch vielleicht von Abba den einen oder den
anderen Song, der mir mehr liegt. Und das ist Partizipation! Ich glaube, das
kann es ja wohl nicht sein, dass das alles ist, was wir in dieser Stadt an
Partizipation für die Jugendlichen bieten können.
Noch
einmal: Wir finden diese Veranstaltungen an sich nicht als etwas Schlimmes, die
Jugendlichen sollen dort hingehen, aber bitte verkaufen Sie mir das im
Ausschuss nicht als Partizipationsprojekt.
Ich
bringe deswegen einen Antrag ein, den ich schon letztes Jahr in ähnlicher Art
und Weise gestellt habe:
"1.
Neben Clubbings und anderen Events sollen vermehrt Informations- und
Diskussionsveranstaltungen von und mit jungen Wahlberechtigten in Wien
durchgeführt werden
2.
Zur Verstärkung der Mitbestimmung von jungen Menschen veranstaltet die Stadt
Wien zweimal jährlich einen Jugend-Gemeinderat. Die Ergebnisse daraus werden in
den zuständigen Gemeinderatsausschüssen behandelt."
In
formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung dieses Antrages an den
Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Es werden hoffentlich zu
diesen Veranstaltungen sehr viele Jugendliche kommen, und das sind hoffentlich
nicht nur Jugendliche, die in Österreich geboren sind, sondern es werden
hoffentlich auch sehr viele unserer ausländischen MitbürgerInnen diese Events
wahrnehmen.
Wie wir gestern und auch
vorgestern in der Sozialdebatte gehört haben, sind immer mehr Jugendliche und
Kinder auf die Sozialhilfe angewiesen. Ich möchte daher einen Antrag hier
einbringen, der sich auf die allgemeine Sozialhilfe für alle
nichtösterreichischen Staatsbürgerinnen bezieht, denn es ist nach wie vor so,
dass es gemäß dem Wiener Sozialhilfegesetz zwar möglich ist, ausländischen
StaatsbürgerInnen aus Nicht-EU-Staaten Sozialhilfe zu gewähren, es gibt
aber keinen Rechtsanspruch darauf, außerdem kommt es auch bei den
EU-BürgerInnen trotz deren Rechtsanspruch auf die Sozialhilfe immer wieder zu
Problemen beim Bezug der Sozialhilfe.
Ich stelle deshalb folgenden Beschlussantrag:
"Der Wiener Gemeinderat bekennt
sich zum Prinzip der Gleichstellung aller in Wien lebenden Menschen, ungeachtet
ihrer Staatsbürgerschaft. Als rechtliches Instrumentarium einer gelungen
Integrationspolitik soll auch allen das Recht auf Sozialhilfe zuerkannt werden.
Da die Bestimmungen des Wiener
Sozialhilfegesetzes diesem Prinzip nicht voll entsprechen, möge die
amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport
einen Entwurf zur Änderung des Wiener Sozialhilfegesetzes ausarbeiten, in
welchem die völlige Gleichstellung von allen in Wien lebenden Personen ohne
Ansehen ihrer Staatsbürgerschaft vorgesehen ist.
Das zuständige Mitglied der
Landesregierung wird aufgefordert, diesen Vorschlag bis Ende 2003 dem Wiener
Landtag zur Beschlussfassung vorzulegen.
Die zuständige Stadträtin möge für die Umsetzung der
Bestimmungen betreffend Sozialhilfebezug für AusländerInnen sorgen, und im
Budget ist entsprechend Vorsorge zu treffen."
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung
dieses Antrages an den Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Soziales,
Information und Sport. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Zur Post 96, die ja hier mitverhandelt wird, kann
ich nur sagen: Natürlich sind wir dafür, dass es in der kulturellen
Jugendbetreuung Aussendungen gibt. Diese sind auch notwendig, um die
Jugendlichen zu erreichen, und deswegen werden wir der Post 96 zustimmen.
Den JungbürgerInnen-Veranstaltungen werden wir nicht
zustimmen, solange sie unter dem Deckmantel der Partizipation laufen. – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Ing Rudolph
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Ing Herbert Rudolph (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenn das Geld knapp wird – und wir
leben in Zeiten knapper werdender öffentlicher Budgets, das wissen wir vom
Bund, das wissen wir aber auch von der Stadt Wien –, dann ist es notwendig,
Schwerpunkte zu setzen. Die Debatten des gestrigen und des vorgestrigen Tages
waren unter anderem auch davon gekennzeichnet, dass es der sozialistischen
Stadtregierung eben nicht gelungen ist, die richtigen Schwerpunkte zu setzen.
Im
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