Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 102
machen, damit Sie sich nicht jedes Mal, wenn Sie das
Wort hören, verkrampfen.
Ich ersuche daher um Zustimmung zu diesem Aktstück
und möchte einmal den Grünen auf
mit den Weg gegeben: Ich hoffe, dass ich die Grünen
nie mehr mit dem Auto fahren sehe, sondern immer nur mit dem Rad. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – GR Harry Kopietz:
Ich sehe den Chorherr immer mit dem Rad fahren!)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat auf das Schlusswort
verzichtet.
Wir kommen zur Abstimmung. Es wurden keine Anträge
gestellt.
Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag
zustimmen wollen, die Hand zu heben. – Dieser Antrag wird ohne die Stimmen der Grünen angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 22 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den "Kultur-
und Sportverein der Wiener Berufsschulen".
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Novak,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Barbara Novak: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Cordon. Ich
erteile es ihr.
GRin Waltraud Cecile Cordon (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Was ist nur los mit der SPÖ? Chaotische
Entscheidungen, keine Planungen, Ad hoc-Entscheidungen über die Köpfe der
MitarbeiterInnen hinweg. Das rote Wien sprengt sich selbst in die Luft. (GR Erich VALENTIN: Das hätten Sie gerne!)
Die Frau Vizebürgermeisterin hat einen großen Anteil
daran. Diesmal sind es die Büchereien, mit denen Sie so sorglos umgehen, als
seien sie die nebensächlichste Sache der Welt. Es gibt nämlich wirklich keinen
Grund, die Lehrlingsbüchereien und die Spitalsbüchereien zu schließen. Nach
Auskunft Zuständiger sei weder eine Entlastung der Personalkosten noch
sonstiger Kosten zu erwarten. Also worum geht es?
Es sei angeblich nicht Sache der Büchereien, nicht
Sache der Stadt, es sei die Sache der Schule oder sonst etwas, also wir
gliedern aus oder wir bessern damit halt vielleicht das Sozialbudget auf.
Ich meine, ein Skandal ist auch, wie dort mit den
Angestellten umgegangen wurde. Man hat sich möglichst einen Termin ausgesucht,
wo die auf Urlaub sind, und dann hat man ganz geschwind hinter ihrem Rücken die
Büchereien geschlossen. Gerade dass da nicht, als sie zurückgekommen sind, ein
Taferl auf der Tür gehängt ist: "Die Bücherei, Ihre Arbeitsstätte, gibt es
nicht mehr." Das Herz der Frau Vizebürgermeisterin schlägt für den Sport,
das habe ich öfter einmal gelesen, aber ich finde, auch Sportlern würde es
nicht schaden, mehr zu lesen. Wie nämlich die Erforschung jugendlicher
Lesekompetenz laut PISA-Studie ergeben hat, gibt es bei Hauptschülern und Absolventen
des Polytechnischen Lehrgangs ein ziemliches Defizit.
Nun gehen Sie her und schließen genau für diese
Bevölkerungsgruppe eine Bildungseinrichtung, obwohl hier die Chance bestünde,
dass Lehrlinge einen Zugang zu einer Bildungseinrichtung fänden, die sie sonst
unter Umständen nicht aufsuchen. Ich würde sagen – das sage übrigens nicht ich
allein –, das widerspricht dem Geist aller sozialdemokratischen
Bildungsprogramme. Das sagen Leute aus Ihren eigenen Reihen. Aber das ist eben
alles Schnee von gestern, heute ist die SPÖ im Trend der Zeit: Auslagerungen,
Privatisierungen, Globalisierung. Daher ist sie für die ärmere
Bevölkerungsgruppe nicht mehr wirklich zuständig. Schade! (GRin Mag Sonja Wehsely: Haben Sie überhaupt schon ein Buch gelesen?)
Der Kultur- und Sportverein der Schule scheint aber
an diesen Büchereien auch nicht wirklich interessiert zu sein, denn da gibt es
keine Initiative, diese zu führen, was natürlich auch ein Problem ist, aber
dazu komme ich noch. Ich habe mir diesen Bericht zum Subventionsansuchen des
Kultur- und Sportvereins angeschaut. Von einer Tätigkeit in der Bücherei habe
ich dort eigentlich nichts gelesen.
Dann hatte man eine Superidee. Man schickte einen
Lehrling in die Mollardgasse und hat gesagt, er wird die Bücherei führen, eine
Bücherei, die bis dahin von drei ausgebildeten Bibliothekarinnen geführt wurde
und zwar in einem 8-Stunden-Job pro Tag. Super! Ich meine, es war
wahrscheinlich ein netter Lehrling. Das kann man für die Zukunft als Tipp
nehmen. Wenn in der Hauptbücherei Personalmangel ist, vielleicht finden Sie ein
paar Hobbyleser, die dort die Arbeit verrichten. Aber ich glaube, dass ist
eigentlich eine Diskriminierung des fachlich ausgebildeten Personals. Es zeugt
auch von einer himmelschreienden Inkompetenz, was die politische Verwaltung
dieses Ressorts Büchereien betrifft.
Was noch dazukommt, ist, dass der gesamte vielfach
einmalige und fachspezifische Buchbestand dieser Sonderbüchereien aus dem
vernetzten Gesamtsystem der Bücherei herausfällt, das heißt: Aus ist es! Es
bleibt auf diesem Stand stehen, es werden keine neuen Medien mehr laufend
zugekauft und laufend aufgenommen. Weiß man das nicht, oder ist es einfach
egal? Ist es der SPÖ, ist es der Frau Stadträtin egal?
Schüler sind gekommen, um die Frau Stadträtin darüber
zu informieren, was für sie die Lehrlingsbücherei bedeutet. Aber leider hat man
sie nicht empfangen. (GR Jürgen
Wutzlhofer: Man hat sie schon empfangen!) Ja, man hat ihnen einen Termin
gegeben drei Tage, bevor die Bücherei dann endgültig geschlossen wurde. (GR Jürgen Wutzlhofer: Es geht nicht nur ums
Lesen, es geht auch darum, die richtigen Sachen zu lesen!) Das haben sie
mir selber erzählt. Tut mir Leid.
Ich kann Ihnen nur sagen, wir
haben jetzt zwar eine tolle Hauptbücherei, das Gebäude ist wirklich
fantastisch, allerdings wie es drinnen aussieht, geht uns schon etwas an. Denn
mit dieser großartigen Medienbestückung ist es auch nicht so weit her. Essen
ist wesentlich kleiner,
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