Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 102
(Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
Die Freiheitlichen haben in ihrem Antrag sehr viele
Punkte angeführt, wofür sie das Geld verwenden wollen. Da werden Sie, meine
Damen und Herren von der freiheitlichen Fraktion, ein bisschen Schwierigkeiten
mit uns haben (GR Dr Alois Mayer: Oh!), denn es sind einige Punkte darin
angeführt, für die wir keinen zusätzlichen Euro bewilligen. Das sind zum
Beispiel die Umbenennung der Pflegehelfer in "staatlich geprüfte
Pflegeassistenten", das Wiener Pflegeheimgesetz oder der geforderte
Heimvertrag. Sie fragen mich, warum? – Bitte, das soll die Stadt Wien zahlen!
Das ist ja zum Teil bereits im Laufen. Das nehmen wir nicht aus einem
zusätzlichen Geld! (Ironische Heiterkeit der GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch.)
Ein weiterer Punkt, bei dem ich Ihnen auch nicht
Recht geben kann, ist die Geriatriezulage. Ich würde Ihnen vorschlagen, die
Geriatriezulage nicht aus dieser Milliarde - aus der wir ganz andere
Einrichtungen zu finanzieren haben -, sondern aus dem ganz normalen Budget zu
finanzieren (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Und aus was wird die
Milliarde finanziert?), denn diese Geriatriezulage ist, bitte, jährlich zu
finanzieren - und sonst gibt es dann irgendwann eine Ausrede, warum kein Geld
da ist. Sind Sie nicht einverstanden damit? - Ich muss jetzt schon auch ein
bisschen mit Ihnen handeln, denn wir haben auch Vorstellungen, was wir mit dem
zusätzlichen Geld anfangen wollen. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch:
Das ist fein, wenn Sie für etwas handeln, wo Sie nicht zuständig sind! Das ist
locker! Da könnt ihr gleich Monopoly auch spielen!)
Ich kann Ihnen da völlig Recht geben: Es ist das Geld
für den Ausbau des Geriatriezentrums Lainz in kürzester Zeit zu verwenden, und
zwar so, dass die Pavillons auf einen Hotelstandard ausgebaut werden. Herr GR
Wagner meint, gerade in einem Zweibettzimmer verträgt man sich vielleicht noch
weniger als in einem Achtbettzimmer; deshalb wollen wir zwischendurch einmal
ein Einbettzimmer haben, damit der Friede nicht gestört ist. Außerdem wollen
wir, angelehnt an das Geriatriezentrum in Favoriten, auch Zimmer für Ehepaare;
das halte ich für eine ganz super Einrichtung.
Warum ich diesen Hotelstatus auch für Lainz unbedingt
verlange: Wenn sich jemand auf der einen Seite das Geriatriezentrum Lainz
anschaut und auf der anderen Seite das Zentrum in Favoriten, dann muss er
feststellen, dass da ein derartiger Unterschied in der Ausstattung besteht,
dass man fast vermuten könnte, es gäbe im Geriatriebereich das Zwei-Klassen-Wohnen;
noch dazu, wenn bei diesen unterschiedlichen Ausstattungen die Bewohner oder
Bewohnerinnen den gleichen Betrag zu bezahlen haben. - Das muss sich ändern,
und das zusätzliche Geld soll bitte für den Ausbau und die Renovierung von
Lainz verwendet werden. (Beifall bei der ÖVP. – GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Sie wissen aber schon, dass die Bewohner maximal ein
Drittel zahlen und dass Wien keinen Regress nimmt, im Gegensatz zu allen
Bundesländern?) - Ich habe Sie jetzt nicht verstanden. (GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: ...! Sie bekommen ohnedies das Protokoll!) Habe ich
nichts versäumt? - Gut, danke.
Außerdem ist es so, dass solch ein großer Apparat
schlecht funktioniert und eigentlich immer der Wunsch nach kleineren Einheiten
besteht. Ich und meine Fraktion sind da absolut nicht der Meinung, dass Lainz
geschliffen beziehungsweise neu aufgebaut werden soll. Es ist zwar möglich, das
zu machen, aber ich gebe Ihnen völlig Recht: Das ist auch eine Frage des
Denkmalschutzes, es sind von außen schöne Pavillons. Es ist dort aber bestimmt
sehr, sehr viel zu machen. - Aber da wieder kleine Einheiten geschaffen werden
sollen, die für sich selbständig arbeiten, sind wir der Meinung, dass in Lainz
jeder Pavillon ein eigenes Haus oder eine eigene Pflegeeinrichtung sein soll,
die für sich selbständig arbeitet. Konkurrenzkampf hat noch nie geschadet, und
ganz sicher auch nicht der Qualität! (GRin Anica Matzka-Dojder: Das schaue
ich mir an, was da besser sein wird!)
Auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen will ich
nicht näher eingehen. Wir haben gestern einen Antrag dazu eingebracht, daher
darf ich das jetzt auslassen.
Um noch einmal bei Lainz zu bleiben: Wenn wir
zusätzliches Geld hätten, dann wären wir in der Lage, für die Neurologische
Abteilung in Lainz für die Wachkomapatienten, die von Herrn Primarius Dr Donis
besonders betreut werden, einen zusätzlichen Physiotherapeuten zu bezahlen. -
Wachkoma heißt, wach zu sein, nicht sprechen zu können und sich nicht zu
bewegen. Durch zusätzliche Therapie ist es möglich, diesen entsetzlichen
Zustand auf langsame Weise, aber doch zu verbessern. - Die Frau Stadträtin hat
Lainz, hat mir einen zusätzlichen Physiotherapeuten nicht bewilligt. So wäre es
möglich!
Weiters: Es gibt 18 Nachbarschaftshilfezentren. Wien
ist groß, und wir haben gestern bereits gehört, dass wir der Meinung sind, es
wäre ideal, 100 Nachbarschaftshilfezentren in Wien zu errichten. Es muss
nicht alles auf einmal sein, aber eines nach dem anderen; es ist ein
Langzeitprogramm. Dabei ist es vor allem unser Wunsch, dass dort auch sehr
viele psychologisch geschulte Kräfte beschäftigt werden. Wenn Sie mich fragen,
warum uns das so wichtig ist, so kann ich es Ihnen sagen: Es ist bekannt, dass
85 Prozent der Kranken und Hilflosen durch Familienangehörige gepflegt
werden. Es ist bekannt, dass sich 88 Prozent der pflegenden Angehörigen
völlig ausgebrannt fühlen und außerdem 75 Prozent leider gravierende
Gesundheitsschäden haben. Das Problem ist nur folgendes: Wenn die pflegenden
Angehörigen ausfallen, dann ist das ganze Gesundheitssystem und das ganze
Sozialsystem im Umfallen. - Diese Leute, die unwahrscheinlich viel leisten,
brauchen die Hilfe, und sie brauchen eine psychologische Beratung. Daher unsere
Forderung.
Ein ganz großes Anliegen der ÖVP ist
der Ausbau des betreuten Wohnens für Senioren. Es gibt derzeit 100 Plätze;
das ist viel zu wenig. Es würden sehr viele ältere Menschen, die nicht mehr
alleine wohnen können, in betreuten Wohngemeinschaften leben. Ich würde
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