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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 72 von 102

 

AbteilungshelferInnen leistungsgerecht bezahlt sind.

 

Es ist für mich auch so, dass die diplomierten Krankenschwestern, Pflegehelfer und wahrscheinlich sogar manches Mal die Abteilungshelferinnen und Abteilungshelfer der Puffer zwischen Patient und Arzt sind. Der Arzt hat im Grunde genommen wenig Zeit, in den Pflegeeinrichtungen gibt es überhaupt viel zu wenige Ärzte. All diese Dinge sind, glaube ich, bei unserem derzeitigen Ausbildungsstand sehr, sehr belastend.

 

Der dritte Punkt ist, dass dieser Beruf sicherlich total familienunfreundlich ist. Denn ich habe als Pflegerin, als diplomierte Krankenschwester, als Pfleger sehr oft Dienst, wenn die Kinder zu Hause sind, wenn der Partner zu Hause ist, sehr oft Dienst am Wochenende. Ich denke, da gibt es schon Überlegungen, oder es gibt auch in vielen Abteilungen schon familienfreundlichere Modelle. Da sollte man überlegen, ob es nicht möglich ist, diese generell einzubauen.

 

Bei Lainz 1 wurde sehr ausführlich über die Rotation gesprochen. Man sollte vielleicht auch wieder über diese Modell reden. (In Richtung StRin Dr Elisabeth Pittermann:) Ein Arzt - Sie sind für mich ein Beispiel dafür, weil Sie das immer wieder sagen - ist dazu angehalten, zu heilen, für den ist quasi der Tod - das haben Sie schon einige Male gesagt, ich habe lange darüber nachgedacht, aber Sie haben Recht - eine Niederlage.

 

Für das diplomierte Pflegepersonal ist es im Grunde genommen auch nichts anderes. Dieses will auch haben, dass die Patientin oder der Patient wieder geheilt, rehabilitiert und so weiter nach Hause gehen. In den Pflegeheimen ist es nun einmal so, dass uns allen - ob wir jetzt Pflegende, Ärzte oder Angehörige sind - irgendwann die Grenzen gezeigt werden. Daher sollte man meiner Ansicht nach noch einmal über Rotationsmodelle nachdenken.

 

Auch über den Pflegeschlüssel sollte man nachdenken - weil Sie, Frau Gesundheitsstadträtin Dr Pittermann, immer betonen, dass Wien einen so hervorragenden Pflegeschlüssel hat. Wenn man in die Abteilungen geht - jetzt auch nicht generell, aber in viele, viele Abteilungen -, ist es einfach so, dass für 20, 30 PatientenInnen zwei, drei DKS oder Pflegehelfer vorhanden sind. Was bedeutet das? Die Schwestern haben ja nur eine gewisse Zeit, und wenn ich jetzt den Patienten oder die Patientin waschen soll, nimmt das Zeit in Anspruch. Das bedeutet, dass viele oft schon sehr früh beginnen. Es ist auch nicht lustig, wenn ich um 2.00 Uhr in der Früh gewaschen werde, damit ich mit meinem Programm durchkomme. Daher meine ich, der Personalschlüssel ist einfach völlig zu überdenken, speziell im Pflegebereich.

 

Was Sie heute in der mündlichen Fragestunde über die Zivildiener gesagt haben: Ich gebe Ihnen Recht, die können natürlich keine diplomierte Leistung machen oder keine Pflegehelfer sein. Aber gerade Zivildiener - also diejenigen, die ich kenne - melden sich einfach, weil sie sozial arbeiten wollen. Deswegen nehmen Sie sich des Zivildienstes an. Da denke ich mir - wie ich gestern schon gesagt habe -, Essen reichen muss möglich sein. Das kann ja auch ich, ich kann auch meine Mutter füttern. Ich kann mit dem Rollstuhl - das ist das Problem, das Sie jetzt nennen, nicht aber fremde Leute. Es ist nur so, gerade in den Pflegeheimen - wie oft kommt das vor! - wird ein engagierter Angehöriger, wenn er in eine Bettenstation kommt, in der es kaum Besuche gibt, einmal Wasser reichen. Auch der Angehörige, der nicht ... (Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Das ist bundesgesetzlich ...!) Da muss ich eben eine Veränderung herbeiführen für diese Dienste, die für die das diplomierte Pflegepersonal und für die Pflegehelfer nicht möglich sind.

 

Ich denke mir, man muss jetzt einfach neue Wege in jeder Beziehung gehen, in den Einrichtungen, aber auch in den Hilfeleistungen. Sie werden sicher den "Presse"-Artikel vom 20. September gelesen haben, worin der Präsident des Roten Kreuzes, Fredy Mayer, darauf aufmerksam macht, dass wir, wenn wir hier nicht gegensteuern, in eine noch viel schlimmere Situation kommen werden, weil wir immer älter werden. Jetzt sage ich nur, auch da muss es zu einer Veränderung kommen, weil wir sicherlich Präventionsmaßnahmen ergreifen und Gesundheitsvorsorge machen müssen, damit wir - zum Beispiel ich - einfach gesünder alt werden. Wir wünschen es uns alle. Die Menschen, die jetzt bei dem Pflegenotstand zum Handkuss gekommen sind - das ist ja das Traurige -, sind größtenteils Menschen, die Österreich und Wien aufgebaut haben. Es wird sich sicherlich etwas verändern, daher wird man mit Sicherheit ganz neue Wege gehen müssen.

 

Heute gibt es auch einen Artikel im "Standard": "Schüblinge im Krankenhaus". Als ich diesen heute gelesen habe, hat mich das auch wieder an Lainz 1 erinnert. Damals haben wir Gesundheitsstadtrat Stacher - und später StR Rieder - aufmerksam gemacht, neue Überlegungen anzustellen, dass die Aussteuerung nicht mehr passiert. Ich denke mir, dass ist so eine Endgültigkeit. (Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: ... das Bundesgesetz verändern müssen!) Ich weiß schon, dass das ein Bundesgesetz ist; das können wir gemeinsam versuchen. Aber Lainz 1 war vor zehn Jahren, es ist nicht gelungen. Wir können nicht Wunder wirken, aber vielleicht können wir gemeinsam versuchen, dass es hier zu einer anderen Lösung kommt.

 

Diese Aussteuerung ist unmenschlich, und ich sage, sie nimmt auch die Würde der Menschen. Da gibt es das Beispiel, dass jemand, der einen Oberschenkelhalsbruch hat, nicht mehr rehabilitiert wird. In diesen Kommissionen, die wir gehabt haben, wurde damals darüber geredet, dass wir das Recht auf Rehabilitation brauchen, auch für alte Menschen. Denn heute sind wir so weit, dass man nach einem Oberschenkelhalsbruch wieder voll rehabilitiert nach Hause gehen kann; Kardinal König ist dafür das Beispiel. Ich denke, das ist etwas, wobei man wirklich überlegen muss, dass diese Prock-Fälle, dieses Prock-Verfahren verändert wird. Es liegen so und so viele Menschen in Internen Abteilungen und warten quasi, dass sie von der Internen Abteilung in eine Pflegeeinrichtung kommen, und haben dadurch das Gefühl: Das ist jetzt das Ende!

 

Ich wiederhole mich jetzt zum dritten Mal wegen der

 

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