Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 102
und endlich abgeschafft werden sollen -, so muss man zur Kenntnis nehmen, dass es noch viele andere, kleinere Probleme sind, über die ich mich wundere und bei denen es eigentlich entsetzlich ist, dass darüber diskutiert werden muss. So muss man noch über Hebebetten diskutieren, man muss über Hebevorrichtungen zum Baden diskutieren!
Gestern habe ich gehört, dass in dem einen Pflegeheim
nicht einmal ein ordentlicher Plastikvorhang vorhanden ist, sodass man dadurch
abtrennen kann und die Privatsphäre für einen Patienten wahren kann. Ich
erinnere mich noch an die Diskussion - ich weiß jetzt nicht mehr, wo es war,
ich glaube, im Gesundheitsausschuss - anlässlich einer Nachfrage über
Fingernagel-Zwickerln, dass wir zu wenige haben und dass dies der Grund ist,
warum in der einen oder anderen Station die Nägel von Patienten nicht geschnitten
werden können. Dazu muss man eigentlich sagen, das ist schrecklich und
unglaublich!
In den letzten Tagen sind sehr viele Anrufe und
Meldungen an uns herangetragen worden, in denen auch Kleinigkeiten genannt
worden sind. Mir liegt da zum Beispiel die Kritik vor, dass es in Lainz eine
Zeit lang kein Obst gegeben hat; man hat sogar festgestellt, dass das Obst
irgendwie verschwindet. In manchen Pflegeheimen ist es nicht möglich,
Sitzpolster zu bekommen. Das alles sind Dinge, die eigentlich erschreckend sind,
über die man diskutieren sollte und die unbedingt geändert gehören.
Nicht zuletzt haben wir diesen Antrag gestellt, damit
die Diskussion weitergeht und nicht nur Versprechungen gemacht werden, solche
Versprechungen, wie zum Beispiel der Herr Bürgermeister eines gemacht hat
anlässlich einer Anfragebeantwortung im Mai dieses Jahres. Da hat er gesagt:
Was allerdings feststellbar ist, und so weiter, und so fort -, "dass eine
solche Mangelsituation, das heißt, ein tatsächliches Finanzierungsproblem unseres
Spitalwesens, in etwa vier Jahren zu erwarten ist, wenn wir nicht rechtzeitig
Maßnahmen setzen. Dies ist auch der Grund, warum ich eine Arbeitsgruppe
eingesetzt habe, die unter der Leitung der Frau Stadträtin steht und der vor
allem auch die jeweils verantwortlichen Direktoren angehören, die bis zum
Herbst Vorschläge auszuarbeiten haben."
Da lassen wir uns wieder einmal überraschen, was aus
diesem Ausschuss beziehungsweise aus dieser Arbeitsgruppe kommen wird. Der
23. September ist schon vorbei, der Herbst hat begonnen, wir haben nicht
mehr viel Zeit - da werden wir sehen, was der Herr Bürgermeister hier
weiterbringt.
Ich möchte doch noch den einen oder anderen zitieren,
was das Pflegepersonal betrifft, und auch hier die Situation aufzeigen, wie sie
wirklich ist und wie sie uns nicht beschönigt geschildert wird. Ich habe Frau
Oberin Staudinger einmal gefragt bezüglich Hotelstandard und Bettenabbau, und
ich habe auch gesagt, aufgrund der Entwicklung scheint mir kein langfristiges
Programm zu bestehen. Mir wurde dahin gehend beantwortet, dass zwar Pläne und
Vorstellungen bestehen, die demographische Entwicklung sich aber laufend ändere
und diese Dynamik berücksichtigt werden muss. Es ist also ganz klar, es gibt
keine langfristige Planung, sondern man muss eigentlich immer warten, bis man
die nächsten Zahlen von der Statistik bekommt, damit man weiß, was los ist.
Eines möchte ich auch noch aufzeigen zu der Debatte,
ob es dort zu wenig Personal gibt oder nicht. Wir haben es letztes Mal in der
Geriatriekommissionssitzung, wie soll ich sagen, mit Kritik gehört, aber es
steht auch in einer Pressemeldung, dass der Generaldirektor-Stellvertreter
davon schreibt: Er stellt klar, dass die Missstände in Lainz keinesfalls auf
den Personalstand zurückzuführen seien, und verweist auf den Schlüssel, und so
weiter.
Dem stehen aber die Meldungen und die Forderung der
tatsächlich Betroffenen gegenüber. Ich möchte zu Beginn auch gleich eine
diesbezügliche Meinung der Wiener Ärztekammer ansprechen; Dr Dorner schreibt:
"Alte und multimorbide Patienten benötigen intensive Pflege, die mit einem
herkömmlichen Pflegeschlüssel nicht bewerkstelligt werden kann. Ich habe hier
meine Zweifel, ob der Wiener Krankenanstaltenverbund in der Vergangenheit
tatsächlich die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen hat, um diesem
Versorgungsauftrag gerecht zu werden." So seien zum Beispiel derzeit im
Geriatriezentrum Baumgarten 23 Pflegestellen nicht besetzt.
Auch jemand anderer nimmt dazu Stellung. Für den
Berufsverband der Pflegeberufe gibt es eine Aussendung, in der geschrieben
steht: "Das Krisenmanagement in der Pflegeheim-Affäre schaut derzeit zu
unserem Entsetzen so aus, dass die Verantwortung von oben nach unten
abgeschoben wird und man uns glauben machen will, dass mit vermehrten Kontrollen
das Problem gelöst sei. Offensichtlich wird eine umfassende Problemlösung nicht
angedacht, und aus vergangenen Fehlern wurde nichts gelernt. Die
Krankenschwestern des Pflegeheimes Lainz als Prügelknaben der Nation dastehen
zu lassen, ist bezeichnend für die Einstellung von Frau Pittermann zum
Pflegeberuf. Noch dazu wird mit der Maßnahme der Bevölkerung suggeriert, dass
Kontrollen allein genügen, um die Missstände zu beseitigen. Dem ist nicht so.
Strukturen gehören durchleuchtet und analysiert und ein Maßnahmenkatalog der
Umsetzung zugeführt. Pflegende werden derzeit in Österreich einer Hetzjagd
ausgesetzt. Sollten sie die Wahrheit sagen" - und das ist eine ganz
schreckliche Feststellung - "die Strukturmängel aufdecken oder anzeigen,
droht ihnen der Arbeitsplatzverlust." - Das ist die Realität, und die
gehört geändert!
Es ist geradezu eigenartig oder
ein Wink des Schicksals, dass in der "Wiener Klinischen
Wochenschrift" am 15. Juli dieses Jahres über Kontrolle gesprochen
wurde. Da steht: "Daher reagieren Maschinenbürokratien auf das Auftreten
von Fehlern mit internen Erhebungen oder Revisionen, mit der Suche nach
Schuldigen. Ist ein solcher identifiziert, werden normalerweise
dienstrechtliche Konsequenzen gezogen, oder, falls ein strafrechtlicher
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular