Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 102
ich bin sicher, diese Investitionen sind dringend
notwendig.
Wenn hier eine schleichende Umwidmung beginnt, bin
ich total dagegen. Wenn es jetzt heißt, wenn entsprechende Förderungsanträge da
liegen, haben wir das Geld, dann ist das okay. Wenn kurzfristig eine Liquidität
vorhanden ist, soll man auch einmal als Ausnahmefall etwas umschichten. Aber
ich möchte gern vom Kulturstadtrat hören – davon hängt unser
Abstimmungsverhalten ab –, ob das ein Ausnahmefall ist oder man ohnehin damit
rechnet, dass die Kinoförderung, die wirklich umstritten war, jetzt
schrittweise reduziert und für Tausende gute Zwecke, gerade im Kulturressort,
von freien Gruppen bis zu Filmfestivals, umgeschichtet wird. Es sperren
trotzdem laufend Kinos zu. Die bestehenden sind weiterhin bedroht. Ich warne,
diese ganze Widmungsdebatte noch einmal zu führen. Ich wünsche mir eine klare
Strategie des zuständigen Stadtrats, wie das mit der Kinoförderung weitergeht
und wo er die Schwachstellen sieht. Irgendwo muss es eine Schwachstelle vom
realen Bedarf für Kinos und dem Umstand, dass niemand einreicht, geben.
Ich werde mir erlauben, auch öffentlich jetzt einige
Kinobetreiber, von denen ich weiß, dass sie bei dem nach wie vor vorhandenen
Überangebot an Multiplexen nur mit Selbstausbeutung und Engagement ihre Kinos
betreiben können, darauf aufmerksam zu machen, dass es hier keinen Finanzbedarf
gibt. Das Schikaneder-Kino darf ich Ihnen besonders ans Herz legen. Die haben
dort nur marginalste Gelder bekommen und machen ein sehr engagiertes Programm.
Ich warte jetzt auf die Antwort. Von einem klaren Nein zur schleichenden Aushöhlung
einer Kinoförderung, die wir dringend brauchen, wird es abhängen.
Ich würde gern klar hören, dass der volle Betrag, der
für den Wiener Filmfonds vorgesehen war, überwiesen wird und auch wann der
überwiesen wird. Ich habe von Leuten, die dort arbeiten, Befürchtungen gehört.
Hier ist sicherlich der Ort, klar zu sagen, dass gerade weil der Bund derartig
restriktiv und destruktiv im Bereich der Filmwirtschaft vorgeht, die Stadt Wien
ihre aufgebaute Kompetenz der letzten Jahre – ich habe keine Zweifel, was das
betrifft – beibehält. Aber Achtung, bitte nicht eine erfolgreiche Kinoförderung
schrittweise aushöhlen! – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist der Herr
amtsf StR Dr Mailath-Pokorny. – Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Meine Damen und Herren!
Ich versuche, mich jetzt kurz zu halten, damit wir
vielleicht noch vor 16.00 Uhr mit dieser Geschäftsgruppe fertig werden. Aber
einige Anmerkungen muss ich doch machen, weil im Laufe des heutigen Nachmittags
so viel gesagt wurde, leider auch so viel Falsches gesagt wurde, und zwar
faktisch Falsches, was zum Teil schon wieder richtiggestellt wurde, aber man
muss es nur noch einmal sagen, weil es wiederholt falsch gesagt wird.
Selbstverständlich versuchen wir - das ist mir ein
besonders Anliegen -, all die Organisationen, die sich mit Exilkunst befassen,
entsprechend zu unterstützen. Dass das bei weitem nicht ausreichend sein kann,
liegt in der Natur der Sache. Auch ich täte gern mehr. Aber mehr als das, im
gegenständlichen Fall, am Beispiel des Orpheus-Trust, in den letzten zwei
Jahren um 40 Prozent zu erhöhen, ist vor allem nicht möglich – ich erwähne
das deshalb, weil das sozusagen pars pro toto ein Beispiel von vielen ist –,
wenn der selbe Orpheus-Trust, der sich der Pflege der österreichischen Musik,
der Entdeckung der österreichischen Musik, der Aufbereitung der
österreichischen Musik im Exil, der Vertriebenenkunst österreichisch widmet,
bei einem entsprechenden Ansuchen und auch einem entsprechenden Besuch beim
Staatssekretär der Bundesregierung nach eigenen Worten hinausgeworfen worden
ist.
Weil Sie alle so ernst dreinschauen, das ist richtig
so. Das ist richtig so, weil genau das ist in diesem wie in vielen anderen
Bereichen das Problem. Es wird nicht einmal mit den Menschen, mit den
Künstlern, mit den Trägern dieser Vereinigungen geredet. Natürlich kommen die
zu uns. Ich habe mehrmals gesagt, ich bin selbstverständlich bereit, darüber
Gespräche zu führen, nur die Voraussetzung dafür ist, dass es auch einmal ein
Gespräch mit der Bundesseite gibt, weil im Grunde genommen geht es dabei um
eine gesamtösterreichische Angelegenheit von größter Bedeutung, die überhaupt
nicht wahrgenommen wird. Ich kann es nicht anders bezeichnen, das ist wirklich
ein "Haltet den Dieb"-Prinzip. Da rufen Leute "Haltet den
Dieb!", sehr genau wissend, dass sie eigentlich derjenige sind. Da werden
Krokodilstränen vergossen, es wird so getan, als wäre Wien dafür allein
zuständig und es nicht eine andere Stelle gibt, die schon längstens die
Verantwortung dafür hätte übernehmen sollen.
Zum Künstlerhaus in aller Kürze: Herr Dr Salcher, ich
brauche Ihre guten Ratschläge dazu nicht, zumal sie um ein halbes Jahr zu spät
kämen, wenn ich sie denn ernst nehmen würde. Natürlich sind wir schon längstens
dabei, mit dem Künstlerhaus etwas zu erarbeiten. Natürlich sind wir schon
längstens dabei, Gespräche mit dem Künstlerhaus zu führen. Sie können sich
gerne einmal erkundigen. Bevor Sie hier reden, reden Sie einmal mit den Leuten,
über die Sie Reden. Die würden Ihnen nämlich erzählen, dass beispielsweise bei
einem Gesprächstermin bei mir, wo ich in aller Form und rechtzeitig die Frau
Bundesministerin Gehrer und den Staatssekretär Morak eingeladen habe, deren
Sitze leer geblieben sind. Das heißt, es gibt überhaupt nicht das Interesse,
nicht die Bereitschaft, sich in irgendeiner Weise zu beteiligen. Das ist ernst.
Wenn Sie es für sich auch so ernst meinen, dann wäre es gut, Sie würden einmal
dazu etwas sagen, sich dafür bei Ihren Parteifreunden einsetzen und nicht Dinge
fordern, die erstens schon zu spät, zweitens unangemessen und drittens in
dieser Zeitdimension sinnlos sind.
Meine Damen und Herren, die Fülle
der Anträge, die heute gestellt wurden, bedeutet im Grunde nur, dass hier
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