Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 102
großes Investitionsvolumen mit sich bringt.
Aber um nicht Kleckse zu machen, sondern ordentlich
zu klotzen, gibt es jetzt eine Widmung – und das muss man sich wirklich auf der
Zunge zergehen lassen –, wonach sich das Bauvolumen gegenüber dem Plandokument
– das ist noch immer das mit der Nummer 6598 – vom Februar 1997 bis in den
September 2003 um sage und schreibe 634 000 Kubikmeter erhöht hat.
634 000 Kubikmeter – um sich das vielleicht ein bisschen leichter
vorstellen zu können –, das sind rund 1 300 Einfamilienhäuser. Um
lächerliche 1 300 Einfamilienhäuser hat sich in diesem Plangebiet die
Kubatur geändert. Das Ganze wird aber mit einem Entwurf 1, mit einem
Entwurf 2 und mit einem Abänderungsantrag im Planungsausschuss der
Bevölkerung so hintenherum elegant serviert. Da draußen wohnt eh keiner, das
ist eh Peripherie, 25 Meter von der Landesgrenze zu Niederösterreich, da
kommt eh die B301 hin. Die sollen endlich eine Ruhe geben da draußen, die haben
sich eh lang genug gewehrt. Jetzt haben wir sie endlich so weit, dass sie den
Mund halten.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! 600 zusätzliche LKW-Fahrten in einem hochsensiblen
Bereich in Innerfavoriten! Ich frage mich ja, warum kein einziger Favoritner
Mandatar da heraußen irgendein Wort sagt. Die Frau Bezirksvorsteherin weiß
wahrscheinlich gar nichts von ihrem Glück, denn die Widmung ist im
23. Bezirk, die Auswirkungen hat aber zu 80, 90 Prozent der
10. Bezirk zu tragen.
Das ist Stadtplanung? – Das ist ein Murks! Das ist
hingeschludert! Da wird ohne irgendein Konzept etwas getan. Da wird noch dazu
viel Geld verbraten, nämlich das von der Post, die jetzt ihr komplettes
Paketzentrum umplanen muss. Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob die
Stadtplanung in diesem Haus überhaupt noch einen Sinn macht, denn man kann sich
offensichtlich auf nichts mehr verlassen, außer darauf, dass man keine Lehren
gezogen hat aus dem Flächenwidmungsskandal und dass von all den Versprechungen,
man wird mit den Leuten reden, man wird auf sie zugehen, man wird ihnen das
erklären, warum das so ist, einfach keine erfüllt wurde. Es hat keine
Information gegeben, kein Gespräch, denn dann hätten sich die Leute tatsächlich
zur Wehr gesetzt.
Wir werden dem sicher nicht zustimmen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als Nächster ist Herr GR Deutsch gemeldet. Ich
erteile ihm das Wort.
GR Christian Deutsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Bei der Abänderung des Flächenwidmungs- und
Bebauungsplanes geht es um ein Plangebiet südlich des Großgrünmarktes
Inzersdorf, um einen Bereich zwischen der Laxenburger Straße, der
Halban-Kurz-Gasse, der ÖBB-Pottendorfer Linie und der Wiener Stadtgrenze. Es
handelt sich um ein Gebiet, das den noch nicht realisierten südöstlichen Teil
des Betriebs- und Industriegebietes Draschegründe darstellt.
Der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds hat in diesem
Bereich Grundstücke angekauft, wobei es auch um die Realisierung eines
Industriegebietes geht. Ich darf aber auch auf die übergeordneten Konzepte, die
ansonsten vom Kollegen Kenesei immer gleich ins Spiel gebracht werden,
hinweisen. Bereits im Stadtentwicklungsplan 1994 ist hier nämlich auch ein
Gewerbe- und Industriegebiet vorgesehen. Bei der Überarbeitung dieses
Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes ist es im Wesentlichen um zwei Bereiche
gegangen. Einerseits ging es darum, Flächen für ein übergeordnetes Straßennetz
zur Verfügung zu stellen, weil sich im Plangebiet auch die künftige
Anschlussstelle der S1 an die Laxenburger Straße befindet, für die jetzt auch
ein zusätzlicher Straßenbedarf besteht, und zum Teil auch die projektierte
Trasse an der Stadtgrenze über Wiener Stadtgebiet verläuft. Daher soll die
Trasse dieser künftigen S1 auch entsprechend dem Projekt durch die Ausweisung
eines Verkehrsbandes berücksichtigt werden.
Der zweite wesentliche Bereich dieser
Flächenwidmungsänderung ist auch auf ein Ansuchen der Post an die MA 21B
um Widmungsänderung zurückzuführen, nämlich für die Errichtung eines
Paketverteilzentrums. Mein Vorredner hat darauf hingewiesen, dass zunächst die
bereits als Betriebsbaugebiet gewidmeten Flächen westlich der Halban-Kurz-Gasse
für dieses Vorhaben ausgewählt wurden, weshalb auch diese gültige Widmung
Bauland, gemischtes Baugebiet, Betriebsbaugebiet beibehalten wird. Ich darf nur
der Ordnung halber auch anmerken, dass es sich in diesem Bereich um die
Bauklasse II und nicht um die Bauklasse III handelt, was sich einfach
auf Grund der projektierten Betriebshalle mit einer Höhe von 11 Metern
ergibt.
Wir haben allerdings feststellen können, dass die
Voraussetzungen, um dieses strategische Ziel erreichen zu können, auf Grund der
nicht vorhandenen Grundstücke im Bereich des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds
nicht gegeben sind. Aus diesem Grund wurde auch der Abänderungsantrag
eingebracht, wobei die Zielsetzung, ein Paketverteilzentrum an einem
wirtschaftspolitisch strategisch sinnvollen Standort anzusiedeln, natürlich
aufrecht bleibt, wobei es aber auch darum geht, dass im Interesse des
Wirtschaftsstandortes Wien eben jene Grundstücke angeboten werden, über die der
Wiener Wirtschaftsförderungsfonds bereits verfügt und auf denen auch eine
Projektrealisierung möglich ist.
Das heißt, von Seiten der Stadt sind die
Voraussetzungen dafür erfüllt. Jetzt liegt es an der Post, entsprechend rasch
zu sein.
Es ist aber auch ein arbeitsmarktpolitisches
Anliegen, wenn im Zusammenhang mit dem Paketverteilzentrum rund tausend Personen
an diesem Arbeitsplatz und somit auch in Wien beschäftigt sind. (GR Günter Kenesei: Wie kommen die dorthin?)
Ein weiteres Argument möchte ich
auch noch einbringen, weil der Kollege Kenesei auf diesen Standort aus
umweltpolitischen Gründen überhaupt nicht
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