Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 102
Das wird allerdings das Stadtbild erheblich prägen. Das muss man wirklich sagen, weil wir werden sehr viele solcher Dinge herumstehen haben, wie ich ja von weiteren Leitbildern weiß, die kommen. Chorherr hat mit seiner auch-Vision oder mit seiner Befürchtung Recht, an jeder U-Bahn-Station wird in Zukunft ein solches Hochhaus kommen. Also, wir werden leider in einigen Jahren dann feststellen können, ob vielleicht unsere Idee von Hochhauslandschaften für die Stadtbildverträglichkeit nicht doch die bessere gewesen wäre.
Meine Damen und Herren, dieses Leitbild ist, auch
wenn es fachlich okay ist, völlig visionslos. Es birgt keine Neuigkeiten, keine
Impulse, es ist von außen gesteuert und von außen getragen, es fehlt ihm der
politische Mut. Man müsste fast sagen, ein klassisches Schicker-Konzept. Und
darum wird es von der Österreichischen Volkspartei abgelehnt. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist
Herr GR Josef Wagner. Ich erteile es ihm.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben heute eine ausführliche Diskussion über ein
Gebiet, Messe Wehlistraße, das derzeit schon durch eine Vielfalt von
Entwicklungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist und das durch den Bau der U2
weitere Entwicklungsmöglichkeiten erfährt.
Und ich nehme an, dass dieses Gebiet im Masterplan,
der ja im Herbst im Ausschuss beschlossen werden wird und noch heuer in den
Gemeinderat kommt, auch noch ausführlich zu diskutieren sein wird. Tatsache
ist, dass dieses Leitbild geschaffen wurde - und das haben meine Vorredner
schon gesagt - ohne große Visionen, aber auch ohne sehr große Fehler, und so
gesehen ist ja das schon einmal ein Fortschritt, wenn hier Bürger,
Parlamentarier, Opposition meinen, dass keine groben Fehler passiert sind.
Wir werden daher auch dem Leitbild, so wie es
vorliegt, sicherlich zustimmen, aber wir müssen natürlich auch kritische
Anmerkungen machen.
Die kritischen Anmerkungen beziehen sich aber jetzt
weniger auf die Erstellung des Leitbildes und auf das jetzt vorliegende
Leitbild, sondern auf die Entwicklung bis dorthin. Es ist ganz einfach so, dass
hier jahrzehntelang in der Stadtplanung Versäumnisse stattgefunden haben, in
der Stadtentwicklung, in den Ressorts der zuständigen Stadträte, Planungsfehler
in der Vergangenheit oder Missachtungen von Planungen.
Man wusste genau, dass die Wiener Messe den Standort
behält. Man wusste genau, dass sich die Wiener Messe weiterentwickelt. Gott sei
Dank, sage ich einmal, sind die Befürchtungen, die mit dem Kardiologenkongress
und mit dem doch sehr starken Besucheranstrom bevorstanden, nicht in dem Ausmaß
eingetreten, wie es die Bewohner befürchtet haben. Es ist schon schlimm genug
und es wäre schön, hätten wir jetzt schon die U-Bahn. Es ist nicht angenehm für
Kongressbesucher, es ist nicht angenehm für Anrainer, es ist nicht angenehm für
Wienerinnen und Wiener, die unterwegs sind, im Verkehr zu stecken oder bei
Großveranstaltungen im Praterstadion. Vier Stunden braucht man ungefähr mit den
Wiener Linien oder brauchen die Wiener Linien, um eine Menschenanzahl von
40 000, 50 000 Personen aus dem Gebiet abzutransportieren.
Das ist nicht angenehm, und wenn dann die Wiener
Linien noch vorzeitig Schluss machen, nicht so lange fahren wie angekündigt und
die Leute stundenlang auf ein Taxi warten müssen in der Kälte, in der Nacht,
ist das auch nicht angenehm und ist auch für den Tourismus einer Weltstadt wie
Wien sicherlich nicht förderlich, ebenso auch nicht für den weiteren Besuch von
solchen Großveranstaltungen.
Und besonders bedauerlich und schlimm ist es, wenn
die Bewohner, die Anrainer, solche Großveranstaltungen in Kauf nehmen müssen,
und das tun sie zu einem überwiegenden Anteil bisher zumindest noch gerne, weil
sie wissen, wie wichtig das Grüngebiet Prater ist, weil sie wissen, wie sie
dieses Grüngebiet, dieses Naherholungsgebiet auch schätzen und benützen können,
aber sie akzeptieren es nur noch, oder nicht mehr lange, wenn weiterhin
Vorfälle eintreten werden, wie es heuer im März der Fall war, wo die
Stadionallee, die ja für den Individualverkehr, für den motorisierten
Individualverkehr gesperrt ist und nicht freigegeben wird, die nur fallweise in
der Vergangenheit bei wirklich sehr großen Veranstaltungen mit 60 000 Teilnehmern
im Stadion für den Individualverkehr freigegeben wurde, gesperrt ist.
Das bedeutet aber, dass durch die Zufahrenden zu
Großveranstaltungsstätten im Prater, im Stadion natürlich ein verstärktes
Verkehrsaufkommen zu solchen Zeiten in den Wohngebieten entsteht. Das ist
erträglich, wenn wir das, so wie in der Vergangenheit, vielleicht einmal,
zweimal bei großen Messen hätten. In der Zwischenzeit sind aber solche
Großveranstaltungen und Messen wöchentlich, und daher muss man sich rasch um
eine Alternative kümmern. Wenn aber die U-Bahn erst 2007 fertig sein wird, dann
ist es derzeit kein Trost für die Leute, die noch jahrelang unter dem
Verkehrschaos leiden werden.
Es gibt zum Prater und zur Messe zwar ein sogenanntes
“Verkehrskonzept“, wo jemand ein paar Linien eingezeichnet hat, wo jetzt schon
U-Bahnen fahren, aber es gibt bitte, kein großes Verkehrsleitkonzept. Und das,
was erstellt wurde, wo man zumutet, dass vom Handelskai über die Südosttangente
kommend über den Handelskai die Zufahrt zur neuen Messe gestaltet werden soll,
genau durch das Wohngebiet, das wird nicht erträglich sein.
Die
U-Bahn fehlt, und die Prater Hauptallee wird nicht für den Verkehr freigegeben.
Ich bekenne mich dazu, dass auch ich die Prater Hauptallee nicht freigeben
möchte. Ich wundere mich aber, dass bei einer Demonstrationsveranstaltung von
SPÖ-Gewerkschaftern und SPÖ-Teilnehmern an Protestveranstaltungen gegen die
Bundesregierung plötzlich Hunderte Autobusse aus allen Bundesländern die Prater
Hauptallee benützen dürfen und dort stehen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass
das
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