Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 102
sehen, wie schwierig das ist - an
ein Vorzeigeprojekt der Stadt Wien, die gesamte Bebauung, die WET-Bebauung vor
der Uno-City, wo jetzt sehr viel auch erreicht wurde, aber schauen Sie sich den
Erdgeschossbereich an. Dort hast du ganz breite Fußgänger-Boulevards vom
STRABAG-Gebäude, wo du durchgehst durch TEC, aber schauen Sie sich den
Erdgeschossbereich an. Fast nichts ist dort passiert, weil es schwierig ist.
Das ist eine lange Geschichte über diesen Standort, aber die Qualität dessen,
was das Urbane in Wien ausmacht, fast schon die Übernutzung in gewissen
Bereichen mit Schanigärten, mit Geschäften, das ist die Qualität und ich bin
sicher, dass zum Beispiel am rechten Donauufer ... Da gibt es ja einige Lokale,
das wissen aber nur Insider, wie sie überhaupt hinkommen. Wenn du mit dem Radl
oder zu Fuß kommst, musst wirklich schultern und über die Bahn drüberhoppeln,
dass du auf das rechte Donauufer kommst und Riesenumwege machen.
Also, Sie kennen das, und ich
werfe Ihnen hier auch gar nichts vor. Ich werfe hier nichts vor, denn diese
Abgewandtheit vom Wasser kommt aus der Geschichte der Stadt, kommt aus
Überschwemmungen über Jahrhunderte, die die Donau als Bedrohung sehen ließen.
Und eigentlich ist die Gefährdung erst mit der Regulierung zurückgedrängt
worden und dann hat man dort Industrie und Gewerbe angesiedelt, aber dieses
Bewusstsein besteht heute noch. Darum sage ich, jetzt wäre eine Chance, das neu
zu denken und hier die stadtplanerischen Vorgaben zu leisten.
Jetzt kann ich diesem durchaus sehr engagierten
Mitarbeiter Peter Klopf zustimmen, und auch Herr Gvatter hat das gesagt, mit
diesem Plan wurde es nicht unmöglich gemacht, und wenn sich einer findet, dann
ist es ohnehin noch möglich.
Ja, das werfe ich auch dem Plan nicht vor, dass er es
unmöglich macht, aber Städtebau, visionärer Städtebau, visionäre Leitbilder
sollten das Anregen ermöglichen, erste Prioritäten setzen, damit es passiert
und nicht so zu argumentieren, wie es halt jetzt hier herinnen aufgezeichnet
ist, dass es sehr wohl eine geschlossene Kante beim Handelskai hat, so nach dem
Motto der Handelskai ist immerwährender als die immerwährende Neutralität.
Das ist ein Grund, warum ich diesem Plan skeptisch
gegenüber stehe, dass er diese Vision nicht aufgreift. Wir werden das weiter
diskutieren und sind eigentlich sehr froh, dass vor allem aus Sicht der
Bauträger und der ArchitektInnen hier sehr, sehr viel Interesse besteht.
Einige wenige Anmerkungen noch, was ich zusätzlich
kritisch sehe. Schon einmal genannt, also erstens die Umschöpfung oder die
Neubewertung von Begrifflichkeit. Unsere Susi Jerusalem hat in einem anderen
Bereich von Entlassenheit, Freisetzen und ähnlichem gesprochen. Früher haben
hohe Häuser Hochhäuser geheißen, das sagt man jetzt nicht mehr, jetzt heißt es
nur mehr Landmarks, ja. Also, wovor fürchten Sie sich, ein Hochhaus ist
prinzipiell nichts Böses. Nennen wir ein Hochhaus Hochhaus und begründen wir,
warum an gewissen Standorten Hochhäuser hinkommen und an anderen nicht.
Aber dort, wo man sich nicht mehr ganz so sicher ist,
ob man wirklich ein Hochhaus will, nennt man es halt sicherheitshalber
Landmark, nach dem Motto, es kommt vielleicht ohnehin keiner darauf, denn wer
ist gegen ein Landmark.
Und ich sage Ihnen, wo ich mir nicht sicher bin, ob
die Standortgunst gegeben ist. Natürlich steht im Hochhauskonzept, dass die
Voraussetzung eine gute Erschließbarkeit und öffentlicher Verkehr ist. Aber
kann die Lösung jetzt sein, dass zahnlückenartig bei jeder U-Bahnstation eine
Landmark hinkommt, und wenn man sich doch nicht so sicher ist, ob die Landmark
dort optimal ist, sagt man, na ja 70 Meter reicht auch.
Meine Damen und Herren, das ist bitte kein Konzept.
Wenn, dann weisen wir, wie unmittelbar an der Donau bei der U2, da bin ich
dafür, da sind auch wir GRÜNE dafür, dort eine großzügige, jawohl, auch eine
Hochhausentwicklung vorzunehmen. Aber lassen wir sie dann nicht so
zahnlückenartig herunterdämmen bei jeder U 2-Station und sagen, die Landmark
ist ohnedies nur 70 Meter. Also, das halte ich für problematisch.
Nicht gelöst ist eine große Frage, die nicht einmal
andiskutiert wurde: Was ist die Zukunft der Stadionparkplätze? Wir haben jetzt
eine große Einfamilienhausqualität für Autos vor und hinter dem Stadion. Jetzt
bekommen wir dort eine U-Bahnstation hin, das ist gut. Und die banalste
Möglichkeit - bitte das nicht als städteplanerischen Idee zu betrachten - ist,
die Parkplätze in die Höhe oder in die Tiefe zu geben und ein großes
Entwicklungsareal, für was auch immer, vorzusehen. Wo, wenn nicht im Beschluss
eines Leitbildes, sollten dafür erste Zeitpläne, erste Ideen, erste Vorgaben
gemacht werden?
Nichts Relevantes lese ich dazu. Wir widmen, ich habe
das immer wieder kritisiert, wir widmen wirklich in den Tiefen des 22. Bezirks,
weitab von öffentlichen Verkehrsmitteln, unausgesetzt. Hier, bei einem
unmittelbaren Areal neben einer U-Bahnstation, da gibt es noch keine Idee.
Noch einmal Standortgunst: Wenige Meter zur Donau und
zur Donauinsel und im Rücken den Prater, ein optimales Gebiet.
Weitere kritische Anmerkungen: Warum in diesem Gebiet
vor allem tertiäre Nutzungen? Ich habe schon bei Downtown kritisiert und ich
fürchte, ich werde Recht behalten.
Diese Nur-Bürostandorte. Es wird genau so ausschauen
wie in St. Pölten der Neubau jetzt. Am Masterplan eine wunderbar schöne
Architektur, aber um fünf Uhr weht der Wind die Billa-Sackerln spazieren, sonst
ist dort nichts. Warum bauen Sie, meine Damen und Herren, heute, wo wir die
Qualität des Urbanen, der Vielfalt kennen, warum widmen sie prioritär
monofunktionale Strukturen? Das Downtown wird deswegen, auch wenn das jetzt
Coop Himmbelblau oder andere hervorragende Architekten bauen, nicht sinnvoller,
die können sich die Nutzung nicht aussuchen. Warum gehen wir nicht in
multifunktionale Nutzungen hinein, die wie im 7., im 9., im 15., im 16. Bezirk
diese Vielfalt eigentlich erst zur Urbanität werden lassen?
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