Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 102
langen Krankenhausaufenthalten und aus diesen Gründen heraus kommt es auch sehr oft zu Delogierungen. Und da denke ich mir, gerade für die psychisch Kranken wäre es ganz wichtig, die Fachstelle für Wohnungssicherung auszubauen.
Der zweite Bereich, der mir sehr wichtig erscheint
ist das, was wir gestern diskutiert haben: Für ältere und pflegebedürftige
Menschen, die die Chance haben, in eine Kurzzeitpflege aufgenommen zu werden,
muss die Möglichkeit bestehen, dass die Wohnung erhalten bleibt. Jetzt ist es
so, dass es Angehörige gibt, die das bewerkstelligen, aber die gibt es nicht immer.
Und da, glaube ich, sollte man auch gemeinsam mit dem Herrn StR Faymann, mit
der Sozialstadträtin, aber auch mit der Gesundheitsstadträtin zu einer
Paketlösung kommen, weil viele Menschen diese Kurzzeitpflege nicht annehmen
können, weil dort bezahlt werden muss, und die Wohnung sollte erhalten bleiben.
Das sind mir einmal zwei ganz wichtige Anliegen.
Und das, was Frau Kollegin Jerusalem gesagt hat, dass
es immer mehr Kinder gibt, die von der Obdachlosigkeit betroffen sind, das ist sicherlich
etwas, vor dem wir alle nicht die Augen verschließen sollen. Ich habe hier
schon ein paar Mal gesagt, machen Sie mit beim Nacht-Streetwork. Dort werden
Sie 12-jährige, 13-jährige die auf WC´s übernachten sehen, die mit irgendwem
mitgehen, nur damit sie ein Dach über dem Kopf haben und das ist, glaube ich,
einer Stadt wie Wien nicht würdig.
Wir haben vor Jahren das Schlupfhaus verlangt. Dieses
Schlupfhaus gibt es in der Steiermark. Leider wurde das von Ihnen abgelehnt.
Vielleicht sollte man noch einmal darüber nachdenken, ob das nicht eine
Möglichkeit wäre, Kinder aufzulesen.
Aber all die Dinge, die ich jetzt gesagt habe, sind
immer schon nachher. Wenn wir Delogierungsprävention ernsthaft betreiben, und
da muss ich jetzt sagen, da sind Sie sicherlich ein Garant, Herr StR Faymann,
weil ich einfach glaube, dass Sie das Problem sehen, und vielleicht ist es
möglich, mit den zwei Kolleginnen wie gesagt VBgmin Laska und
Gesundheitsstadträtin Pittermann, hier eine Lösung zu finden.
Wie gesagt, für psychisch Kranke, denn das ist ein
ganz großes Problem bei der Delogierung, wenn sie in der Obdachlosigkeit sind,
sie dann wieder zu reintegrieren, bei den Menschen, die pflegebedürftig sind
und in eine Kurzzeitpflege kommen und bei den Kindern. Ich glaube, das sind
drei Bereiche, die ganz besonders wichtig wären, dass man hier zu einer
gemeinsamen Lösung im Sinne der Betroffenen kommen sollte. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schubert. Ich erteile es
ihr.
GRin Ingrid Schubert (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor ich meine Gedanken zu dieser heutigen Diskussion
sage, möchte ich vielleicht eine persönliche Sache an meinen Kollegen, Herrn GR
Ellensohn, ausrichten. Er hat gesagt, er setze in mich keine Erwartungen. Herr
GR Ellensohn, ich in Sie auch nicht. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn ich die
letzten zwei Tage und die heutige Diskussion Revue passieren lasse, kann ich
mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie heute nur noch eines draufsetzen
wollten, oder auch müssten, ich weiß es nicht. Nachdem Sie die Sozialpolitik
und die Gesundheitspolitik dieser Stadt mies gemacht haben, wollen Sie nun auch
ein Unternehmen der Stadt Wien, das Wiener Wohnen schlecht reden. Aber meine
sehr geehrten Kollegen aus der Opposition, es wird Ihnen sicherlich nicht
gelingen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vielleicht, ich weiß es nicht, vielleicht ist es aber
auch, meine sehr geehrten Damen und Herren von den GRÜNEN, nur eine
Bewährungsprobe für Sie, um einer schwarz/grünen Koalition auf Bundesebene, (Zurufe
von den GRÜNEN: Oh, oh!) wenn die FPÖ abhanden kommt, anzugehören, kann
schon sein.
Sie, Frau GRin Jerusalem, sagen 3 000 Menschen
werden jährlich aus Gemeindewohnungen delogiert. Ich sage Ihnen, und heute
schon zum zweiten Mal, hören Sie, im Jahre 2002 wurden 1 233, das sind 1,3
Prozent der gesamten Gemeindebauwohnungen wegen Mietzinsrückstände delogiert
und 61 Delogierungen wegen unterschiedlichen Verhaltens, Nichtbenützung oder
Wiedervermietung der Gemeindewohnungen. (GR Mag Christoph Chorherr: Wie
viele Menschen sind das!) Diese Information, ich habe Sie auch nicht
unterbrochen, diese Information, Frau GRin Jerusalem (GR Mag Christoph
Chorherr: Ja, dreitausend, das haben wir gesagt!) – Sie können es sich
ausrechnen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das kann man nicht so sagen!) Sie
können sicherlich auch gut rechnen, (GR Mag Christoph Chorherr: Rechnen Sie
einmal nach, dann werden Sie schon sehen!) rechnen Sie auch, das kann in
diesem Haus jeder. (GR Günter Kenesei: Rechnen Sie mal 2,4, dann haben Sie
die Zahl!) Ich denke, die Zwischenkommunikation ist nicht zielführend, Herr
Kollege Günter.
Liebe Frau Kollegin Jerusalem, wenn Sie diese
Information mit diesen Delogierungszahlen ... (Zahlreiche Zwischenrufe von
den Oppositionsparteien.) Ich denke nicht, dass es zielführend ist, dauernd
diese ewigen, nicht qualifizierten Zwischenrufe zu tätigen. (Beifall bei der
SPÖ.) Diese Information, Frau Jerusalem, erhielten Sie bereits im Juli
dieses Jahres auf Ihre eigene Anfrage an das Büro. Jetzt erst wollen Sie daraus
politisches Kleingeld schlagen, und das ist schändlich.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, aber nun wieder zum Inhalt zurück kommend: Bis es zu einer Delogierung
in Gemeindewohnungen kommt, läuft - und ich sage das jetzt sprichwörtlich -
sehr viel Wasser die Donau hinunter. Ich glaube, dieses Sprichwort kennt ein
jeder von uns. Ich bin gerne bereit, der Fraktion der GRÜNEN die Unterlagen
zukommen zu lassen, wie lange tatsächlich eine solche Delogierung dauert,
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