Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 102
dem Vorjahr ist übrigens die Zahl der wegen
Nichtzahlung der Miete Delogierten um genau 56, also minimal, gestiegen. Ich
kann mir wirklich nicht vorstellen, wie man da von Sozialabbau sprechen kann.
Das ist einfach falsch, das ist Demagogie, das ist zurückzuweisen! (Beifall bei der SPÖ.)
Im Übrigen würde es mich schon interessieren, wie
eigentlich zum Beispiel Kollege Neuhuber bei den Wohnungen, die er vermittelt,
vorgeht oder auch wie die grünen Spitzen-Denker Kerbler und Strobl - der auf
den grünen Parteitagen mehr Delegierte hinter sich hat als sehr viele der
GRÜNEN, die hier sitzen (ironische Heiterkeit der GRe Mag Christoph
Chorherr, Günter Kenesei und Dr Monika Vana), die wesentlich mehr grüne
Wähler vertreten! - eigentlich bei ihren Wohnungen mit den Mietern umgehen, ob
sie sagen: Wurscht, wenn ihr nichts zahlt, wenn ihr keine Miete zahlt, ist es
auch egal, dann bleibt ihr trotzdem auf ewige Zeiten drinnen, denn das ist
unser Weltbild! - Das sollten Sie den Kerbler und den Strobl fragen. (Beifall bei der SPÖ.)
Weiters vergehen - wir haben das genau aufgelistet,
aber es ist natürlich jetzt nicht genügend Zeit, das im Detail auszuführen -
zwischen der Zahlungserinnerung und den ganz, ganz wenigen Fällen, in denen es
dann wirklich zu einer Delogierung kommt, eineinhalb bis zwei Jahre. In dieser
Zeit werden die MA 11 und die MA 12 eingeschaltet, es gibt alle
sozialen Sicherungsmaßnahmen, um Zahlungswilligen wirklich zu helfen. Das gibt
es in keiner anderen Stadt der Welt! Nur eines ist nicht möglich, nämlich dass
man von Haus aus sagt, so wie es die GRÜNEN sagen: Egal, auch wenn jemand
zahlungsfähig wäre, er muss, wenn er nicht will, nicht zahlen. - Wenn wir das
nämlich einführen, dann wäre das System beziehungsweise unsere soziale
Wohnsituation wirklich gefährdet! (Ruf
bei den GRÜNEN: Das verlangt auch niemand!)
Deshalb sage ich: Die GRÜNEN haben eine Mischung aus
Naivität, Weltfremdheit, Demagogie und Denkfaulheit! Das ist ihr System – und
auf das werden wir nicht einsteigen, denn dann könnten wir nicht die sozialste
Stadt der Welt bleiben (lebhafte
ironische Heiterkeit der GRe Mag Christoph Chorherr und Günter Kenesei) und
dann könnten wir auch diese absolut sozialen Maßnahmen im Bereich des Wohnbaus
nicht aufrechterhalten. Dann könnten wir nicht weiterhin 225 000
Gemeindewohnungen anbieten (Zwischenrufe
der GRe Mag Christoph Chorherr und Günter Kenesei), die günstig und billig
sind. Und selbst wenn jemand herausfällt - ich habe es gesagt -, gibt es für
jeden Einzelnen ...
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik (unterbrechend): Herr Kollege Stürzenbecher,
kommen Sie bitte zum Schluss!
GR Dr Kurt Stürzenbecher (fortsetzend): ... in jenen Fällen
soziale Sicherungen, und das soll auch so bleiben! - Das würde unterminiert mit
einer Umsetzung der Vorschläge der ÖVP, es würde aber auch unterminiert, wenn
die vollkommen weltfremden, demagogischen Vorschläge der GRÜNEN angenommen
würden! (Beifall bei der SPÖ. – GR Günter
Kenesei: ... von einer sozialdemokratischen Fraktion! Das heißt etwas!)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Ellensohn. Ich erteile es ihm.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben nichts anderes erwartet vom ersten Redner
der SPÖ und wir erwarten uns auch nichts anderes von der nächsten Rednerin der
SPÖ. Wir hören jetzt seit Tagen im Zusammenhang mit dem Pflegeskandal und mit
dem Sozialabbau-Skandal aus den Ressorts Laska und Pittermann, und wir hören
heute wieder: Alles ist super!
Sie verdrängen völlig die Wirklichkeit! Ich weiß
nicht, was Sie alle einwerfen, aber Mineralwasser alleine kann es nicht sein,
denn es ist fast nicht zu glauben, wie man über ... (Zwischenruf des GR Mag Andreas Schieder) – Und empfindlich sind
Sie immer gleich! Da kommt Herr Stürzenbecher hier ans Rednerpult und glaubt,
er darf die GRÜNEN bepflaumen - aber wenn man selbst auch nur einen einzigen
Satz sagt ...!
Wir sind nicht glücklich darüber (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Was sagt der Kerbler dazu?), dass in
Wien - und ich nenne die Zahl noch einmal - 3 000 Menschen jährlich von
der Stadt Wien delogiert werden. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Falsch! Falsch!
Das ist falsch!) Dann sagen Sie: Das ist super. Wien hat offensichtlich die
zufriedensten Obdachlosen Europas - so ähnlich klingt das bei Ihnen.
Wir gehen die Statistik durch und nehmen die Anzahl
der Wohnungen - das sind immerhin Zahlen, die Sie selbst veröffentlichen. Als
Herr Faymann das Ressort übernommen hat, wurden 730 Wohnungen
"freigesetzt" - oder so ähnlich. In 730 Wohnungen wurden die Menschen,
die darin gewohnt haben - da streiten wir nicht darüber, wie viele es waren -,
delogiert.
Mittlerweile werden 1 284 als Prognose genannt -
das ist ein Plus von 80 Prozent. Das heißt, seit Herr Faymann das Ressort
leitet, sind die Delogierungen in dieser Stadt um 80 Prozent gestiegen. -
Das sind die Zahlen von Wiener Wohnen in den Quartalsberichten, die wir
bekommen. Das sind keine Zahlen der GRÜNEN, sondern das sind die Zahlen, die
Sie selbst nennen.
Jetzt sagen Sie, das ist eine super Zahl. – Das kann
ich mir nicht vorstellen! Ein einziges Mal seit 1995 sind die Zahlen der
Delogierungen zurückgegangen. Das war gleich am Anfang, 1996. Da hat es ein
Pilotprojekt, FAWOS – noch einmal: Fachstelle für Wohnungssicherung -, im
20. Bezirk für den Gemeindebau gegeben. Da hat es einen kleinen Rückgang
von damals 730 auf unter 720 gegeben - immerhin. Nachher ist das sofort wieder
ruckartig angestiegen.
Um mit einem Irrtum aufzuräumen,
dem offensichtlich hier herinnen mehrere Leute unterliegen, stelle ich Folgendes
klar: Die Idee von Delogierungsprävention ist nicht, dass jemand, der sagt, er
will die Miete nicht zahlen, einfach das Geld dafür bekommt. Wer das glaubt,
hat keine Ahnung, was Delogierungsprävention ist, und hat auch den Bericht, den
wir alle immer von FAWOS
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