Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 102
Ausländerbeschäftigungsgesetzes in der Pflege auf
keinen Fall Anwendung finden dürfen. StRin Brauner und ich haben vor, glaube
ich, fast zwei Jahren davor gewarnt - und soweit ich weiß, auch
Caritas-Präsident Landau -, dass es zu Schwierigkeiten für uns kommen wird, die
Pflege im adäquaten Maße zu vollziehen, wenn diesen MitarbeiterInnen keine
Arbeitsbewilligungen gegeben werden.
Die Stadt Wien ermöglicht auch ausländischen
Pflegepersonen, zu nostrifizieren. Wir haben dann die nostrifizierten Kräfte,
die nach unseren Gesetzen arbeiten dürfen, nur erhalten sie keine
Arbeitsbewilligung, weil sie nicht in das Ausländerbeschäftigungsgesetz so
hineinfallen, dass sie arbeiten dürfen. Das trifft aber genauso auch die
privaten Vereine. Denn auch wenn man da sagt, man kann locker
2 000 EUR zahlen, würde ich raten: Fragen sie einmal die Vereine, ob
sie das wirklich können!
Unabhängig von diesen Bestimmungen, die ja die
Gemeinde Wien nicht beeinflussen kann, um offene Dienstposten zu besetzen,
haben wir diese Personalnot erkannt und im Vorjahr eine Pflegekampagne gemacht,
um vermehrt junge Menschen in den Pflegeberuf zu bekommen. Wir wiederholen das,
es ist schon Anfang nächsten Jahres wieder eine groß angelegte Werbekampagne
mit einer Schwerpunktwoche auch im Rathaus angesetzt, um den Beruf
Krankenpflege für die Menschen interessant zu machen. Wir wollen dabei besonders
den Auftrag geriatrische Pflege haben.
Wir haben aber auch verstärkte die Ausbildung im
Bereich des zweiten Bildungsweges, sodass sowohl Pflegehilfeausbildung im
zweiten Bildungsweg als auch die Aufschulung von der Pflegehilfe auf
diplomierte Krankenpflegefachkräfte angeboten wird. Ich möchte nur an die
Initiative gemeinsam mit dem Herrn Vizebürgermeister erinnern, vor allem auch
an die Möglichkeit für die privaten Vereine, Personal zu rekrutieren und
aufzuschulen, ohne dass ihnen Kosten erwachsen, und dass dies bezahlt wird. Wir
haben das vor zirka einem halben Jahr vorgestellt. Ursprünglich war es für
300 Plätze geplant. Wir haben 380 Anmeldungen, und wir sind so froh
darüber, dass wir, obwohl es für 300 budgetiert ist, auch diese Anmeldungen
ernst nehmen, weil wir wissen, was uns gerade im Bereich der Pflege an Menschen
fehlt.
Ich möchte auch noch einmal darauf hinweisen, dass
innerhalb des KAV Pflegehelferinnen, wenn sie sich im Rahmen ihres
Dienstvertrages und mit Bezahlung auf diplomierte Krankenpflegefachkräfte
aufschulen lassen, sich verpflichten müssen, drei Jahre im Bereich der
geriatrischen Pflege tätig zu sein. Wir haben weiters auch die Absicht, wer
immer die weiterführenden Lehrgänge für höhere Hierarchien besucht, dass
derjenige einige Zeit verpflichtend auf einer Geriatrie arbeiten muss, damit er
auch dort die Arbeitsbedingungen absolut einschätzen kann.
Wir wollen jetzt auch wieder verstärkt Ärzte in den
Pflegedienst aufnehmen. Sie wissen ja, Jungärzte bekommen praktisch keine
Anstellung, und es ist sicher sinnvoll, dass man versucht, sie, soweit es
gesetzlich möglich ist, aufzunehmen. Ich habe auch schon einmal bei der
Landesgesundheitsreferentenkonferenz und bei der Strukturkommission angeregt,
ob man nicht irgendein Curriculum für fertige Ärzte schaffen kann, weil sie die
medizinischen Prüfungen haben, sodass man ihnen eine Ausbildung gibt, durch die
es auch möglich ist, dass sie aktiver an der Pflege beteiligt sind.
Es muss uns aber klar sein, dass es infolge dessen,
was jetzt alles geschehen ist und wie Geriatrieeinrichtungen geschildert worden
sind, sehr schwer ist, Menschen für die Arbeit in Geriatrieeinrichtungen zu
gewinnen. Daher ist es unser Anliegen, weiter verstärkt Tage der offenen Tür
wahrzunehmen, um den Menschen zu zeigen, wie es wirklich ist und was dort auch
die Positiva sind. Man soll, wie gesagt, nicht alles herabwürdigen, und wir
hoffen, dass es uns damit gelingt, Menschen wieder dafür zu gewinnen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Die erste Zusatzfrage: Herr Mag Kowarik.
GR Mag Helmut Kowarik (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!
Sie haben jetzt eine breite
Palette dessen aufgezeigt, was Sie zu tun gedenken. Ich möchte da auf eines
zurückkommen. Sie haben davon gesprochen, dass man verstärkt Ärzte für die
Pflege heranziehen wird. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir vor zehn Jahren
hier in diesem Haus einen diesbezüglichen Antrag gestellt hatten, der von der
Sozialdemokratie mit sehr großem Unmut aufgenommen wurde (VBgm Dr
Sepp Rieder: Herr Kowarik, das stimmt aber nicht!), weil man damals
festgestellt hat, es kann nicht sein, dass die Ärzte im Pflegebereich wirken.
Vielleicht hat sich das geändert, und ich nehme an, die Not wird vielleicht
auch hier die Möglichkeit schaffen, dass man das eine oder andere durchführt.
Ich muss leider feststellen,
dass der Tenor Ihrer Worte darin bestand, dass man sich eigentlich auf
ausländische Krankenschwestern und aus dem Ausland kommendes diplomiertes
Personal verlässt. Sie haben selbst gesagt, dass europaweit, ja fast weltweit
Probleme im Pflegeberuf bestehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir auf
Dauer hochwertiges und diplomiertes Personal aus dem Ausland bekommen werden,
wenn wir es verabsäumen, in unserem eigenen Land selbst dementsprechend zu
rekrutieren.
Ich möchte eine konkrete
Frage an Sie stellen. Sie haben gestern in Ihrer Mitteilung auch festgehalten,
dass man Maßnahmen unternehmen wird, um das Ansehen des Pflegeberufes zu heben.
Das ist eine langjährige Forderung von uns, und ich glaube, es ist ganz
wichtig, dass dieser Beruf entsprechendes Ansehen hat und entsprechende
Kampagnen gemacht werden. Was gedenken Sie zu tun, um das Ansehen im Pflegeberuf
zu heben?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Wir wollen durch Aufklärung in der Bevölkerung durch diese Imagekampagnen das
Ansehen heben. Wie gesagt, ich habe im Spitalsbereich selber nicht bemerkt -
und auch nicht von Seiten Angehöriger oder Patienten -, dass je das
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