Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 102
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie recht herzlich zur 33. Sitzung
begrüßen und diese für eröffnet erklären.
Entschuldigt sind Frau amtsf StRin Mag Brauner, Herr
GR Barnet, Frau GRin Klicka und Herr GR Walter Strobl. Ich darf vor allem Herrn
Strobl gute Besserung wünschen, und Herr Barnet wird seine Heeresübung auch
irgendwann einmal erledigt haben.
Wir kommen
zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/03887/2003/0001-KSP/GM)
wurde von Herrn GR Heinz Hufnagl an den amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet: Im Oktober soll der
Masterplan Verkehr 2003 dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Was sind dabei die Schwerpunkte der Verkehrspolitik für die kommenden 10 bis
15 Jahre?
Ich ersuche um Beantwortung. - Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr
Vorsitzender!
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren versucht,
den Masterplan Verkehr sozusagen als Ersatz für das beinahe zehn Jahre alte
Verkehrskonzept für Wien zu erstellen. Dieses Konzept soll für die nächsten 10
bis 15 Jahre die Leitlinie für die Verkehrspolitik in Wien sein. Wir haben
dieses Produkt sehr ausführlich diskutiert. Es ist vorgestern, am Dienstag
Abend, auch in der Stadtentwicklungskommission zur Kenntnis genommen worden.
Wir werden in diesem Masterplan Verkehr vor allem auf die Punkte
Innerstädtischer Verkehr und die Frage der internationalen Einbettung Wiens in
das Verkehrsgeschehen eingehen.
Wir haben am 1. Februar 2002 in diesem Haus ja
schon das Positionspapier Wiens zum Generalverkehrsplan Österreich beschlossen.
In diesem Positionspapier waren die Punkte enthalten, die international
notwendig sind. Wenn wir erreichen wollen, dass Wien zu einem internationalen
Verkehrsknoten wird oder dies bleiben kann, dann müssen wir versuchen, die
Zulaufstrecken auf der Schiene, die Bahnhöfe, allen voran den Bahnhof Wien, und
natürlich auch die Güterbahnhöfe Freudenau und Inzersdorf zu ertüchtigen. Dazu
gehört auch der Lainzer Tunnel, dazu gehören die Anschlussstrecken Richtung
Osten, zum Flughafen und vom Flughafen weiter zur Ostbahn, die sogenannte
EWIWA-Trasse, und die EWESO-Trasse Richtung Süden. Denn wir können nicht
warten, bis sich die beiden Landeshauptmänner Klasnic und Pröll darauf einigen,
ob es den Semmeringtunnel geben soll oder nicht. Wien braucht eine Verbindung
Richtung Süden.
Alle diese Projekte sind, genauso wie die
Straßenprojekte des Umfahrungsringes für Wien, davon abhängig, dass die
Finanzierung auf der Bundesseite sichergestellt wird. Hier wird durch die
LKW-Maut für die Straße sehr viel getan. Es ist damit zu rechnen, dass es von
der Finanzierung her nicht gar so problematisch wird. Natürlich können hier im
Zeitablauf auch Probleme auftreten, aber gerade bei der Schiene wissen wir ja,
dass der Generalverkehrsplan Österreich nur die Finanzierung ganz weniger
Projekte sicherstellt und die rechtlichen Projekte eigentlich einer Wunschliste
gleichkommen.
Hier gilt es, aus ökologischen Gründen und auch aus
Gründen der Erreichung eines verträglichen Modal Split den Schienenausbau zu
forcieren. Das versuchen wir. Sie wissen, wir sind da auch in unmittelbaren
Verhandlungen mit dem Bund, mit den beiden Ministerien Finanzen und Verkehr,
sodass vor allem der Bahnhof Wien als wichtiges Kernstück eines Knotenpunktes
in Wien auf der Schiene zum Tragen kommen soll. Wir werden heute auch noch
einen Flächenwidmungs-Plandokument vorliegen haben, wodurch ein Teil des
Güterumschlags im Süden von Wien auch flächenwidmungsmäßig geregelt werden
kann.
Innerhalb Wiens haben wir eine Reihe von
Handlungsschwerpunkten herausgearbeitet; zu vielen dieser Punkte hat
glücklicherweise auch in der Stadtentwicklungskommission Einstimmigkeit
geherrscht. Ich erwähne zunächst den Bereich Sicherheit: Der Punkt
Verkehrssicherheit ist von allen Fraktionen in der Stadtentwicklungskommission
einstimmig beschlossen worden. Hier geht es darum, dass wir keine Toleranz im
Hinblick auf Verkehrsunfälle in Überschreitung von Verkehrsvorschriften haben
wollen. Als Maßgröße sehen wir vor, dass die Anzahl der Verletzten und Toten
bis zum Jahre 2020 um 50 Prozent reduziert werden soll. Wenn Sie die
Zahlen heute früh gehört haben: Es ist in den ersten fünf Monaten durch
intensive Maßnahmen gelungen, die Zahl der Unfälle schon um mehr als
10 Prozent zu reduzieren, erstmals seit vier Jahren.
Der zweite Schwerpunkt wird unter der Überschrift
"Platz da" sozusagen die Rückgewinnung des öffentlichen Raumes sein.
Wir wollen versuchen, dort, wo die Verteilung des Straßenraums, wo die
Straßenbreite besonders kritisch ist, das Augenmerk ein bisschen stärker auf
diejenigen zu legen, die mit Kinderwägen oder mit Packerln unterwegs sind, die
zu Fuß gehen müssen, die vielleicht die schwächeren Verkehrsteilnehmer sind.
Auf deren Aufgaben und auf deren Bedürfnisse soll stärker Rücksicht genommen
werden.
Dritter Schwerpunkt ist "Riesen-Radverkehr".
Der "Riesen-Radverkehr" ist jener Bereich, der schon seit dem
Frühjahr deutliche Verbesserungen und deutliche Steigerungszahlen erfahren hat.
Der "Riesen-Radverkehr" soll auch in dieser Form weitergeführt
werden. Wir wollen 30 Millionen EUR in diesem Bereich einsetzen,
damit das Hauptradwegenetz noch in diesem Jahrzehnt fertig gestellt werden
kann.
Vierter Schwerpunkt ist das
S-Bahn-Plus-Konzept. Dass die Verbindung in die Region gerade auf der Schiene
besonders gestärkt gehört, können Sie jeden Morgen in den Verkehrsnachrichten
hören, wenn die Staus Richtung Wien besonders stark sind. Das liegt daran, dass
65 Prozent mit dem Individualverkehrsmittel nach Wien hereinpendeln. Genau
das ist der Riesen-Nachteil für die Stadt, und hier bedarf es entsprechender
Angebote. Allerdings muss ich sagen, dass wir hier auch
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