Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 63
Baumgarten, wenn er in der falschen Abteilung zu Hause sein muss. Und bitte sagen Sie mir nicht, ich war dort nicht drinnen! Ich habe dort dreieinhalb Jahre fünfmal in der Woche Leute besucht. Wenn Sie mir sagen, ich war dort nicht drinnen, dann ist das eine Behauptung, die Sie mit nichts untermauern können, ein sinnloser Zwischenruf!
Keinesfalls soll man und darf man verallgemeinern.
Wir von der Freiheitlichen Partei sind nicht bereit, pauschal abzuurteilen. Wir
können nur Einzelfälle aufzählen, aber die Summe der Einzelfälle muss ja auch
zu Konsequenzen führen. Jetzt muss eines passieren: Die schwarzen Schafe können
und müssen durch interne Kontrollen aufgedeckt werden, denn wenngleich die
Angehörigen von den Fehlern gewisser Pfleger und Schwestern informiert sind und
das thematisieren möchten, werden sie von den Patienten aus Angst daran
gehindert.
Meine Damen und Herren, es ist nicht nur der
Personalmangel, der die Missstände hervorruft. Die Missstände haben viele
Ursachen, die letztendlich zu Fehlhandlungen des Personals führen können. StRin
Pittermann ist nicht bereit, die Wurzel des Übels zu erkennen und zu beseitigen
und muss daher zurücktreten, denn das Pflegepersonal könnte viel effizienter
seiner Tätigkeit nachkommen, wenn neben dem Personalmangel, den es wohl gibt,
wenigstens die übrigen Rahmenbedingungen besser werden. Und hier gliedere ich
auf (Beifall bei der FPÖ.):
Wir haben bauliche Mängel seit 60 Jahren.
60 Jahre sind die Sozialdemokraten in diesem Ressort am Ruder und seit
60 Jahren verkommen unsere Pflegeheime. Die baulichen Missstände in den
Pflegeheimen! Sie können doch nicht sagen, dass das Pflegeheim Baumgarten von
heute auf morgen oder seit dem Antritt der blau-schwarzen Regierung baulich
verfallen ist. Das sind doch Missstände, mit dem das Pflegepersonal
zurechtkommen muss. Es gibt personelle Mängel, es gibt Ausbildungsmängel und es
gibt Materialmängel und die können Sie nicht leugnen! Das ist nicht alles erst
seit Schwarz-Blau! Seit Jahrzehnten sind Sie am Ruder und haben versagt! (Beifall
bei der FPÖ.)
Die baulichen Mängel! Ich habe der Frau StRin
Pittermann anlässlich einer Gemeinderatssitzung hier im Haus gesagt: Bitte
jetzt wird Baumgarten umgebaut, schauen Sie wenigstens, dass zu jedem Tisch am
Gang eine Klingel kommt. Die Leute sitzen am Gang, dort müssen sie essen,
trinken, fernsehen, den Tag verbringen und sie haben, wenn sie für sich oder
für andere Leute Hilfe herbeiholen wollen, nicht die Möglichkeit zu klingeln!
Als pflegebedürftige Person kann er nicht mit dem Wagerl reinfahren, denn dort
drinnen am Bett liegt die Klingel und heraußen möchte er klingeln. Und wenn er
nur eines möchte, er möchte klingeln, damit er groß aufs Klo gehen kann. Es ist
für einen erwachsenen, alten, Menschen nicht angenehm, dass er sich ankacken
muss. Das ist vielleicht für Sie lustig, aber für meine Verwandten war das
nicht lustig!
Und auf diese Fälle im Pflegeheim Baumgarten haben
wir Sie aufmerksam gemacht, und zwar haben die Freiheitlichen am
14. September einen Antrag gestellt: „Machen Sie beim neuen Lift ein
Vordach“. Nichts haben Sie gemacht, abgelehnt haben Sie den Antrag! Noch heute
müssen die Patienten im Pflegeheim Baumgarten bei Wind, Wetter, Regen und
Schnee im Freien zwischen dem Krankentransport und den PKW’s, die die Leute
bringen und abholen, umgeladen werden und die Leute müssen sich bei Regen und
Schnee dem Wetter aussetzen und werden verkühlt! Es ist für alte Leute nicht so
einfach, eine Verkühlung wegzustecken.
Türen fehlen in dem Pflegeheim, denn obwohl auf der
Gangtüre, die hinter der Abteilung ist - da ist die Abteilung, da draußen ist
Küche und Medikamentenzimmer - „Türe schließen“ draufsteht, kann das
Pflegepersonal die Türe natürlich nicht immer geschlossen haben. Die Leute
sitzen im Zug und verkühlen sich! Es ist nicht immer der Mangel an
Pflegepersonal, nein, Sie hätten auch, glaube ich, vorsorgen müssen!
Das Bad fehlt. Für Querschnittgelähmte wäre ein Bad
ganz gut, nicht nur ein Turnsaal. Da könnten die Leute auch wieder reanimiert,
Entschuldigung revitalisiert werden und solche Leute...(Heiterkeit bei der
SPÖ.) Ja man kann sich versprechen, da können Sie lachen, aber das ist
nicht zum Lachen wie die Leute ohne Bad wieder in einen gewissen
Gesundheitszustand gebracht werden sollen.
Und jetzt kommt es überhaupt schrecklich: Männer sind
gemischt mit Frauen. Wir wissen ganz genau, dass solche Abteilungen etwas besser
zu führen sind, aber man muss baulich vorsehen, dass die Männer und die Frauen
voneinander getrennt bleiben. Partiell führt das zu Horrorszenen: Männer laufen
mit und ohne Windeln mit nacktem Unterkörper am Gang vor den Frauen, davon sind
einzelne der Männer auch noch angekotet. Patienten oder Besucher müssen zwei
bis drei Mal die Woche die Schwestern und die Pfleger um Hilfe rufen. Ohne
Klingel können sie das aber nicht und das Schwesternzimmer ist zu. Jetzt sagen
Sie mir doch nicht immer, dass es nur am Personalmangel liegt! Durch bauliche
Änderungen könnte man das machen, damit sich Frauen im hohen Alter nicht
nackte, angekackte Männer anschauen müssen!
Ein Mann legt sich zu einer Patientin ins Bett - das
hab ich bezeugt - mit der Bemerkung: „Mach’ Platz, ich möchte mich zu dir
legen“. Das ist für eine alte Frau nicht lustig. Ein Mann greift unter die
Bettdecke einer Patientin und greift sie im Schambereich ab. Ich habe das
erlebt! Und wenn Sie mir dann sagen, Frau Neck-Schaukowitsch, wie oft ich im
Spital war, dann ist das doch eine Frechheit, was Sie mir da mit Ihrem
komischen Zwischenruf zumuten! Ein Mann greift unter die Bettdecke und zwar
mehr als zehn Mal hat er das gemacht! (GR
Harry Kopietz: Und Sie haben zugeschaut!) Ich habe natürlich die Pflegeleitung
verständigt. (GR Franz Ekkamp: Und Sie haben zug’schaut?) Was heißt hier
„zug’schaut“? Ich habe die Pflegeleitung verständigt! Und dann kommt er - hören
Sie zu, dann werden Sie sehen, was das Ergebnis ist -, streichelt ihre Beine
mit der Bemerkung: „Du bist eh noch halbjung.“
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular