Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 63
Unschuldsvermutung
gelten, aber er soll in der Zeit, wo er hier ein Disziplinarverfahren hat,
nicht einschlägig tätig sein. Das ist meine Vorstellung davon wie Dinge zu
laufen haben.
Mittlerweile
ist der Kollege am Mittersteig in der Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher
einschlägig als Arzt tätig.
Ich
nenne den Namen nicht. Ich sage Ihnen, Dinge müssen auf den Tisch des Hauses,
und es wird nicht genügen, wenn Sie glauben, Sie können das zurückhalten.
Der
Krankenanstaltenverbund hat es offensichtlich ermöglicht, dass er sich bewirbt
in Gugging und so weiter. Ich habe Sie gefragt, Frau Stadträtin: Haben Sie das
Krankenhaus Gugging informiert? Wenn nein, warum nicht? Und was schreiben Sie
mir? "Zu dieser Frage konnte mir der Wiener Krankenanstaltenverbund keine
Informationen bekannt geben." Das sage ich jetzt einfach noch einmal,
damit Sie es hören. Ich frage, warum er sich karenzieren lassen konnte und ob
Sie wissen, dass er in Gugging arbeitet, und Sie sagen mir darauf: Dazu konnte
mir der Wiener Krankenanstaltenverbund keine Auskunft geben.
Das
finde ich wirklich unfassbar für die Stadträtin, die politisch zuständig ist
für den Krankenanstaltenverbund. Der hat Ihnen eine Auskunft zu erteilen! Und
Sie haben Sie dann bitte auch in der Beantwortung mir mitzuteilen.
Es
hat viele Schreiben des Personals, Vertreter des Mittelbaus, Vertreter aus dem
Pflegedienst Ihnen gegenüber gegeben. Die wurden in Ihrem Stadtratbüro
nachweislich eingebracht, letztens am 29. Jänner 2002. Oberärzte schreiben
an StRin Pittermann und bitten um Untersuchung durch externe ExpertInnen. –
Diese Untersuchungen sind nicht erfolgt, das Disziplinarverfahren ist
verschleppt worden, trotz der Ankündigung, die Sie immer wieder auch an die
Angehörigenorganisation geschrieben haben, dass die Sachlage aufgeklärt wird.
Das war im Februar 2002. – Nichts ist aufgeklärt worden.
Am 12. Februar 2002 wird der Herr Bgm Häupl
informiert per Fax. – Niemand hat reagiert.
Im Jänner 2003 wurde die Österreichische Liga für
Menschenrechte eingeschaltet. Der Generaldirektor des Krankenanstaltenverbundes
sagte eine Prüfung zu.
Erst im April 2003 wird ein ernsthaftes
Disziplinarverfahren in Angriff genommen. Inzwischen sind die Zeugen sehr, sehr
frustriert. Viele haben das Haus verlassen, andere sind krank.
Und was durch diese Verschleppung der Ereignisse,
Frau Stadträtin, nicht möglich war, war, die aufsichtsbezogene Verantwortung
des vorgesetzten Primararztes hier zur Diskussion zu bringen, denn Sie sagten
mir auf meine entsprechende Frage in jener Anfrage, aus der ich Ihnen schon
zitiert habe: "Der Disziplinarbehörde liegen sämtliche im KAV bekannte
Fakten vor. Die rechtliche Beurteilung aller involvierten Personen obliegt der
Disziplinarbehörde. An dieser Stelle möchte ich Sie um eine faire Behandlung
der Angelegenheit bitten und ersuchen, nicht nur von Informationen von der Art
'dem Vernehmen nach' auszugehen."
Offensichtlich hat man die Sache so lange abliegen
lassen, dass der Herr Primar Hofrat wurde und in Ruhestand treten konnte.
Einige Dinge sind verjährt, strafrechtlich, dumme Sache, man kann sie auch gar
nicht mehr aufgreifen.
Und es gibt einen Rundbrief an die Mitarbeiter im
Haus, im SMZ Baumgartner Höhe. Da wird mitgeteilt vom ärztlichen Direktor und
der Pflegedirektorin: "Wir sind sicher, dass sich die Abteilung in einem gutem
Zustand befindet und es keinerlei Anlass gibt, diese als Beschwerde zwei Jahre
alte und erledigte Geschichte wieder aufzuwärmen und als neuen Skandal
hinzustellen."
Wir stellen fest, Frau Stadträtin: Erledigt ist gar
nichts. Das Disziplinarverfahren ist nicht abgeschlossen, die Konsequenzen sind
nicht gezogen und manches hat sich verjährt. – So viel zu Ihrer
augenblicklichen Beseitigung von Fehlern. (Beifall bei den GRÜNEN und bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Lakatha. Bitte schön.
GRin Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Frau Stadträtin! Ihre Anfragebeantwortung war lang
und eigentlich inhaltslos. Das dürfte der Herr Bürgermeister auch gewusst
haben, sonst wäre er hier, denn er hat auch die Verantwortung. (Beifall bei
der ÖVP.)
Skandal in Lainz, Hilferuf aus Lainz, Pflegeskandal
in Lainz.
Sie haben gesagt, dass Sie sich nichts vorzuwerfen
haben gerade im Falle Lainz, denn Sie haben sofort, wie Sie von den Missständen
erfahren haben, reagiert.
Frau Stadträtin! Das Tragische ist, dass Sie Recht
haben. Sie haben nämlich wirklich sofort reagiert, aber wie in manchen Fällen
zu spät, weil Sie einfach zu spät informiert wurden. Und das ist das. Die
Information kommt immer zu spät zu Ihnen.
Ich möchte nur ans SMZ-Ost, an die Hepatitis-Fälle
erinnern. Da waren auch Sie die Letzte, die die Information bekommen hat. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es ist Ihnen seit Ende 2000 einfach nicht gelungen, sich
als Stadträtin durchzusetzen und vor allem dass es die Beamten akzeptieren,
dass die letzte und einzige Entscheidung bei Ihnen liegt. Die Beamten sind da,
Sie zu beraten, Sie aufzuklären, Ihre Aufträge auszuführen, aber nicht
selbstständig zu agieren. Denn Sie sollten informiert werden, und es ist Ihre
politische Verantwortung für alle Bereiche, und das ist ein großer Bereich, für
den Sie zuständig sind, wahrzunehmen.
Es ist vielleicht ein Fehler, eine gewisse
Führungsschwäche oder auch durch falsche Berater, dass das eigentlich nie zum
Ausdruck kommt. Man hat nämlich den Eindruck, dass in Wien der Magistrat das
Gesundheitswesen steuert und nicht Sie als zuständige Stadträtin. Und das ist
ein entsetzlicher Zustand! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich werde ein bissel mehr bei Lainz bleiben. Ich bin
Hietzinger Mandatarin und habe einen sehr großen Bezug zu Lainz.
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