Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 63
Möglichkeit, ein Tier mit sich zu nehmen, ist ihre Schwiegermutter sehr glücklich. Gleichzeitig muss sie aber mit ansehen, wie ihre Tante psychisch dekompensiert und die Mobilität zusehends schlechter wird."
Abgelehnt. Ich sage Ihnen jetzt warum. Ein
Vollkostenplatz in Lainz kostet – wie aus den Recherchen des Herrn Klubobmannes
Chorherr hervorgeht – 125 EUR pro Tag. Ein Vollkostenplatz in einem
Doppelzimmer in einer modernsten Seniorenresidenz mit Pflegestation und
ärztlicher Begleitung kostet im Monat 2 950 EUR, in Lainz
3 750 EUR. 800 EUR Differenz. Aber nicht ein 8-Bett-Zimmer,
sondern ein 2-Bett-Zimmer, alles da. Warum nicht? Warum lehnt die MA 47
das ab? Weil der Betrag dann wieder einem so genannten Privaten – und das ist
ja pfui – zugute kommt.
Hier muss durchgegriffen werden. Hier wird Geld
verschleudert. Das ist etwas, dem man nicht zusehen kann. Hier müssen
Konsequenzen gezogen werden, und zwar vom Herrn Bürgermeister, der die
Übernahme und die Arbeit und die Verantwortung in diesem Bereich nicht länger
von sich weisen kann. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zum KAV. Der KAV-Generaldirektor hat im
Kontrollausschuss Folgendes gesagt – lassen Sie mich das vorlesen, weil ich
mitgeschrieben habe –: "Wir haben zur Kenntnis nehmen müssen, dass der
Pflegedirektor des GZW trotz bester Qualifizierung in St. Andrä der
Größenordnung in Lainz nicht ganz gewachsen war. Wir haben daher den Vertrag
nicht verlängert. Die Abteilungsschwester hat schon mehrmals zu Problemen bei
der Dienstauffassung geführt." Und da findet man es seitens der
Disziplinarvorgesetzten nicht für notwendig, nachzusehen, wie dort
gewirtschaftet wird? Das ist ja eigentlich das Eingeständnis der eigenen
Schuld. Was soll man dazu noch sagen? Wir haben gesehen, der kann es nicht, die
Abteilungsschwester war schon ein paar Mal ein bissel auffällig. Da schauen wir
gar nicht nach zwei Jahre lang. Das ist ja ungeheuerlich, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Das ist Ihr System, und da müssen Sie endlich Konsequenzen
ziehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist fahrlässig, muss ich sagen, im höchsten
Ausmaße. So ist es. Hier funktioniert die verantwortungsvolle Dienstaufsicht
nicht. Hier müssen Konsequenzen für die verantwortlichen Führungskräfte
ebenfalls gezogen werden.
Jetzt zu Ihnen, Frau Dr Pittermann. Ich sage deswegen
Frau Dr Pittermann, denn als Gesundheitsstadträtin gehören Sie für mich schon
der Geschichte an.
Auch Sie haben persönliche Mitschuld. Sie sind
Bestandteil und Protagonistin dieses Systems zugleich. Sie haben keinen Zutritt
zu den wichtigen Führungskräften gefunden, um die positiven Aspekte – die
innerhalb dieses Systems ja auch vorhanden sind – zu entwickeln. Sie haben
daher keine Führungskompetenz. Sie haben nicht erreicht, dass die unzähligen
Qualitätssicherungsvorschläge, Systeme, Konzepte und was es da alles gibt auch
nur ansatzweise in die Tat umgesetzt werden. Sie haben daher auch keine
Kontrollkompetenz, sonst hätten Sie das erreicht.
Sie haben im Kontrollausschuss Folgendes gesagt –
auch das habe ich mitgeschrieben –: "Ich bin sehr daran interessiert, dass
die Geriatriezentren einen guten Standard haben. Es wird für mich selbst
einmal, sollte es so weit kommen, der Fall sein, dass ich dort hinkomme. Denn
ich möchte nicht von meinen Kindern gepflegt werden, dafür habe ich sie nicht
geboren."
Ist Ihnen klar, was dieser Satz eigentlich bedeutet?
Ist Ihnen klar, was Sie da gesagt haben? Das können Sie als Mensch durchaus
sagen. Sie können sagen, meine Kinder sollen Kaiser von China werden. Aber dass
die Kinder anderer Mütter dann dafür geboren worden sind, Sie zu pflegen, weil
es Ihre Kinder nicht tun sollen, also das muss man schon sagen, das
qualifiziert Sie nicht als Politikerin. Das kann Ihnen als Mensch durchaus
anrechenbar sein, aber als Politikerin kann man so einen Satz auf gar keinen Fall
sagen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich werde Ihnen jetzt hier nicht viel aus meiner
Geschichte erzählen. Ich könnte es, aber es interessiert ja niemand. Hier sind
nicht meine persönlichen Befindlichkeiten interessant, sondern Ihre. Es geht
nicht um mein Amt, sondern es geht um Ihr Amt und um Ihre Amtsauffassung, und
das ist das Problem. (Beifall bei der
ÖVP.)
Frau Dr Pittermann! Sie haben in einem Akt der Panik
den Dr Vogt vorgeschlagen, einen Arzt. Man kann dem Pflegepersonal alles
vorschlagen, alles könnten sie ihm vorschlagen, weil sie sind wirklich gutmütig
und gutgesinnt. Aber ihnen einen Arzt vorzuwerfen als Ombudsmann, das hat
gezeigt, dass Sie auch keinerlei wie immer geartetes Gefühl haben, wie man mit
diesen Menschen umzugehen hat. (GRin Josefa Tomsik: Kennen Sie Dr Vogt?)
Ich kenne den Herrn Dr Vogt.
Sie, Frau Dr Pittermann, sind als Mensch, als
Politikerin und als Fachfrau nicht für diese Position qualifiziert. Wir wollen,
dass Sie daraus Konsequenzen ziehen.
Und ich sage mit Cicero: Patent portae proficiscere.
Die Türen stehen offen. – Gehen Sie! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Mag
Schmalenberg. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Zunächst möchte ich mich bedanken für den enormen
Zuspruch, den ich erhalten habe für meine gestrige Rede. Ich werde auch
versuchen, das Vertrauen, das in mich gesetzt wurde, zu bestätigen.
Und ich möchte hier festhalten, dass ich die
Informationen, die ich erhalte, vertraulich behandle; das ist nämlich mein
persönlicher Vertrauensgrundsatz. (Beifall
bei der FPÖ.)
Heute aber geht es um die Vorfälle im
Geriatriezentrum Am Wienerwald. Auch hier haben wir das Problem, das da heißt:
Wie geht die Gemeinde Wien mit ihren Mitarbeitern um? Ich behaupte, hier liegt
eine der Hauptursachen für die Missstände, die es im Pflegebereich gibt.
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