Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 57
dass ein Drittel der
Arbeitsplätze in Wien von Nichtwienerinnen und -wienern besetzt sind und dass
wir im Jahr 2003 rund 150 000 mehr Personen haben werden, die nach Wien
hineinpendeln, als Wienerinnen und Wiener, die aus Wien herauspendeln und
außerhalb Wiens arbeiten.
Das sind Tatsachen, die als
Grundlage dafür dienen müssen, um über die Situation wirklich sprechen zu
können. Und die Politik dieser Bundesregierung - ob Sie das jetzt hören wollen
oder nicht, oder negieren wollen oder nicht - kostet viel Geld, und das
verursacht insbesondere den Ländern und Gemeinden hohe Kosten. Tatsache ist,
dass die Realeinkommen, und Sie werden
es alle persönlich merken - und es werden ja hoffentlich auch alle mit den
Menschen in dieser Stadt sprechen und daher genau diese Rückmeldung auch
erhalten - dass die Realeinkommen der unselbständig Erwerbstätigen seit dem
Jahr 2000 zurückgehen. Nicht nur nicht steigen, sondern zurückgehen.
Tatsache ist auch, dass die
Pensionsanpassungen seit dem Jahr 2000 unter der Inflationsrate liegen und das
heißt, dass die Pensionen ja auch seit mehreren Jahren ständig an Wert
verlieren. Das heißt, nicht nur nicht mehr werden, sondern weniger werden. Das
ist die Situation, die wir hier vorfinden. Und das muss ich zur Kenntnis nehmen
und darüber muss man auch reden, wenn man über die Situation in Wien sprechen
möchte. Tatsache ist, dass es in den letzten zwei Jahren um 15 000
Arbeitslose mehr in Wien gibt. Und das ist genau die Zeit, seit diese
schwarz-blaue Bundesregierung auch regiert.
Und ich möchte daher jetzt
hier an dieser Stelle zwei Anträge einbringen, wo ich sehr hoffe, dass auch die
beiden Parteien die im Bund die Regierung stellen, hier mitstimmen werden, weil
es hier ganz konkret darum geht, die Situation in unserer Stadt für die
Menschen zu verbessern. Der eine Antrag lautet:
“Der Wiener Gemeinderat fordert die Bundesregierung
auf, rasch ein wirksames Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen sowie zur Verringerung
der Arbeitslosigkeit in Wien zu erarbeiten. Schwerpunkte dieses Programms
müssen sein die deutliche Erhöhung öffentlicher Investitionen, die gezielte
Förderung beschäftigungsschaffender privater Investitionen durch hohe
Investitionsfreibeträge anstelle gießkannenartiger Lohn- und
Nebenkostensenkung, die steuerliche Entlastung kleiner bis mittlerer Einkommen,
die besondere Förderung von Klein- und Jungunternehmen, die Abschaffung vieler
Zugangsbeschränkungen zu den sogenannten Freien Berufen und die Schaffung von
Lehrlingsstiftungen, an denen sich der Bund, die Länder und die Wirtschaft
beteiligen sollen.“
Diesen Antrag möchte ich gerne einbringen. (Zur
Vorsitzenden gerichtet.) Ich bringe ihn dann nachher hinauf.
Und hier wird sich dann bei der Abstimmung zeigen,
wie ernst Sie es wirklich meinen.
Da gehe ich eigentlich mit Sicherheit davon aus, dass
die Freiheitliche Partei mitstimmen wird.
Der zweite Antrag lautet:
"Der Wiener Gemeinderat fordert die Bundesregierung
auf, sehr rasch ein Paket von Maßnahmen zu beschließen, durch das insbesondere
die Bezieherinnen und Bezieher kleiner Einkommen deutlich entlastet werden.
Insbesondere erwartet sich der Wiener Gemeinderat eine rasche und spürbare
steuerliche Entlastung kleinerer Einkommen, keine weiteren Verschlechterungen
der Leistungen der Sozialversicherung, die Wiedereinführung der kostenfreien
Mitversicherung naher einkommensloser Angehöriger, die Rücknahme der
Verschlechterungen im Bereich der Arbeitslosenversicherung, einen
Inflationsausgleich für die Pensionen für das laufende Jahr sowie eine
Pensionsanpassung für 2004 zumindest in Höhe der Inflationsrate, die
Abschaffung der Besteuerung von Unfallrenten generell und die Rücknahme der so
genannten Pensionssicherungsreform."
Ich gehe nach dem, was Sie hier gesagt haben und
sonst immer sagen, davon aus, dass wir diesen Antrag gemeinsam beschließen
werden.
Tatsache ist, dass die Bundesregierung gegen all die
Dinge, die ich vorhin aufgezählt habe, nichts tut. Und sie tut nicht nur
nichts, sondern es gibt darüber hinaus in vielen wesentlichen Bereichen, die im
weitesten Sinn natürlich auch zur Sozialpolitik gehören, massive Kürzungen.
Der Bildungsbereich ist heute nicht unser zentrales
Thema, aber da ist einfach anzusprechen, dass die Stundenkürzungen massive
Einschnitte bedeuten: für die Kinder, für die Lehrerinnen und Lehrer, und
natürlich auch für die Eltern, die dann die Nachhilfestunden, die auf Grund von
weniger Lehrstunden anfallen, bezahlen müssen.
Die Universitäten - und Menschen, die Zeitung lesen,
werden es in den letzten Tagen verfolgt haben - suchen jetzt bereits Sponsoren,
um Firmen beschäftigen zu können, die die Institute putzen, weil offenbar nicht
einmal dafür mehr genug Geld vorhanden ist.
Es gibt weiterhin kein Geld für Kinderbetreuung. Frau
Kollegin Korosec, weil Sie heute hier wieder gefragt haben, in welchem Land es
drei Jahre Karenzgeld oder Ähnliches gibt, sage ich: Ich kenne kein anderes
Land, und das ist gut so! (GRin Ingrid Korosec: ... beibehalten!) Denn
unsere Aufgabe ist es, die Möglichkeit zu schaffen, dass Beruf und Familie
vereinbar sind, und zwar sowohl für Männer - für die ist es sowieso immer
vereinbar, da ist das nie ein Thema - als auch für Frauen. Die Voraussetzung
dafür sind ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen, und die gibt es in
unserer Republik nur in Wien! (Beifall bei der SPÖ.)
Tatsache ist auch, dass diese
Bundesregierung die Lehrlingsstiftungen abgeschafft hat. Es wissen alle, die
sich damit beschäftigt haben, dass Lehrlingsstiftungen eine ganz wichtige
Einrichtung sind für die Jugendlichen, die am Arbeitsmarkt keine Lehrstelle
finden. Der große Vorteil gegenüber Lehrgängen - das erkläre ich jetzt für
diejenigen, die sich vielleicht noch nicht so viel damit beschäftigt haben -
besteht darin, dass in den
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