Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 76
gar nicht
möglich ist, weil es noch gar keine konkreten Punkte gib -, was Ihnen nicht
gefällt. Sie sagen pauschal, Sie wollen sozusagen über das Thema gar nicht
sprechen, und das ist das Problem. Sie sind schlichtweg - und das wirft man
Ihnen ja in vielen Dingen vor – reformunfreudig. (GRin Renate Winklbauer:
Das haben wir ja gesehen, was bei der Pensionsreform herausgekommen ist! Das
wissen wir!) Sie sind nicht im Stande, Reformen tatsächlich anzugehen. Das
zeigt sich auch in vielen Wiener Bereichen.
Das heißt,
wenn wir uns zum Beispiel die Arbeiterkammer Wien anschauen, dann steht dort
ganz eindeutig drinnen, dass die Reform notwendig ist. Sie ist eine
Grundsatzfrage, meine Damen und Herren. Diese Reform ist notwendig, weil ganz
einfach das Sozialhilfesystem derartig uneinheitlich in den Bundesländern ist.
Wenn Sie sich die Homepage der Arbeiterkammer Wien genau anschauen, dann werden
Sie nicht nur sehen, dass Wien hier in der Summe mit der Auszahlung der
Richtsätze sehr schlecht abschneidet, sondern dass es eben quer durch den
Gemüsegarten in jedem Bundesland andere Bestimmungen und andere Richtsätze
gibt. Das zu vereinheitlichen, ein einheitliches Sozialhilfesystem für Österreich
zu schaffen, ist ein ambitioniertes Vorgehen und dafür ist dieser
Bundesregierung zu gratulieren! (Beifall
bei der ÖVP. – GR Kurt Wagner: Wozu sollen wir gratulieren, wenn Sie sagen, es
gibt das eh noch nicht?)
Wir liegen Österreich weit mit dem Schnitt von 500 EUR, Kollege
Wagner... Hören Sie mir zu, das werden Sie brauchen, das werden Sie brauchen! (GR
Kurt Wagner: Hauptsache sind Ihnen Reformen, wo wir alle draufzahlen!) Ja,
dass wir es angehen! Sie sind der Verhinderer der Reformen, die schauen genauso
aus wie Sie, die Verhinderer! Das ist das Problem hier in Österreich, dass man
mit Ihnen derzeit keine Reformen machen kann! Sie zeigen es gerade wieder! (GR
Kurt Wagner: Sie wollen nur Reformen, wo wir alle draufzahlen! Darauf können
wir verzichten, Herr Kollege!)
Es hat sich jetzt schon gezeigt, dass in der Diskussion mit den
Bundesländern die Bundesländer auf Grund des Föderalismusprinzips und der
bundesstaatlichen Situation natürlich hier ein ganz wichtiger Gesprächspartner
sind. Sie haben sich auch schon zum Wort gemeldet und es wird sich dann in den
Diskussionen, die erst losgehen werden, ganz deutlich zeigen, wo die
Bundesländer ihre Grenzen haben. (GR Kurt
Wagner: Bei den Kommunalsteuern! Das ist ihre Antwort!) Sie können sie auch gerne aufzeigen, ich werde es Ihnen auch sagen.
Ich gehe davon aus, dass zum Beispiel die Notstandshilfe
ihren ursprünglichen Anliegen und Aufgaben nicht mehr voll gerecht wird. (GRin
Mag Sonja Wehsely: Sie ist rasant steigend in den letzten Jahren!) Wir gleiten
zunehmend in die Armut hinüber, das muss man sagen. Österreich hat hier
international über die Bundesländer und über die Sozialhilfesysteme eine ganz
schlechte Position.
Der
Rechtsanspruch für die Sozialhilfe muss ermöglicht werden. Es muss gesichert
werden, dass es gleiche Zugangsbestimmungen gibt und eine gleiche Höhe. Es sind
zum Beispiel eine.... (GR Kurt Wagner: Erklären Sie mir: Soll es ein
Versicherungsrecht bleiben oder nicht?) Kollege Wagner, jetzt sollten Sie
mitschreiben: Sicherung und Betreuung, Beratung, Qualifizierung und Vermittlung
der Langzeitarbeitslosen muss weiterhin ein Thema bleiben, auch für uns - und
jetzt kommt es -, und die Gelder müssen in den Verhandlungen über den
Finanzausgleich sichergestellt werden. Da können Sie beweisen... (Beifall
bei der ÖVP.)
Der Herr
Landeshauptmann kann dann beweisen, dass er ein guter Verhandler ist und wenn
es neun Bundesländer sind, dann werden die auch stark genug sein, das
einzufordern, was hier an Notwendigkeiten gegeben ist. (GR Kurt Wagner: Das
ist ja interessant, denn Sie verstehen es, Verhandlungen festzusetzen ohne dass
man verhandelt!)
Wir
bekennen uns zu dieser Reform. Es geht - und ich wiederhole es noch einmal - um
die Vereinheitlichung der Sozialhilfesysteme (GR Kurt Wagner: Das Nulldefizit
haben auch die Bundesländer bezahlt!) und ein One-Test-Prinzip, das heißt,
dass man im Sozialbereich nur mehr an eine Stelle gehen muss und nicht
aufgeteilt einmal auf Länderebene und einmal auf Bundesebene, und das ist der
Schritt.
Jetzt
werde ich Ihnen ein kurzes Zitat vorlesen. Das sollten Sie dann auswendig
lernen, Herr Kollege Wagner. (GR Kurt Wagner: Wir sind aber nicht in der
Schule, Herr Professor!) Ihr Programm lässt sich mit wenigen Worten sagen,
aber Ihre Schwesterpartei, die SPD, ist für Sie vielleicht manches Mal doch ein
wichtiges Vorbild, ja. (GR Kurt Wagner: Das ist interessant! Immer erwähnen
Sie die SPD!) Na freilich, die haben auch gescheite Ideen! Sie könnten
trotzdem davon lernen!
Das, was
wir vorhaben, ist kein Abschied vom Sozialstaat. Er wird umgebaut, weil er
sonst kein Sozialstaat bleiben würde. Bisher haben wir gesagt, wir können das
finanzieren und die Probleme damit heilen. Heute müssen wir sagen, wir können
damit weder die Probleme heilen, noch können wir es weiter finanzieren. Er hat
das erkannt, Sie nicht! Daraus ziehen wir jetzt die Konsequenzen. (GR Kurt
Wagner: In Deutschland wird für 12 Monate die Arbeitslose bezahlt! Haben
Sie das verschlafen?)
Das ist
keine Abkehr von sozialdemokratischen Grundüberzeugungen. Es ist eine Abkehr
von falschen Instrumenten! Ein letztes Zitat, wo der Herr Wirtschaftsminister
Clemens sagt: „Nein, im Sinne der Gerechtigkeit und Freiheit wollen wir wieder
mehr in Richtung Eigenverantwortung in den Schulen, Hochschulen, Städten, Gemeinden,
aber vor allem bei jedem Einzelnen. Wir brauchen wieder die, die Verantwortung
übernehmen, die nicht immer nur auf die anderen fragen und hoffen.“
Meine Damen und Herren, dieses Grundsatzprinzip gilt auch
für den Föderalismus und Sie können dann bei den Verhandlungen beweisen, dass
Sie klug verhandelt haben. (GR Kurt Wagner: Sagen Sie das bei den
Regressbestimmungen Ihren Landeshauptleuten! Sie
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