Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 76
Es ist ganz klar, dass begonnene Bauwerke beendet werden
müssen, die Mieter nicht belastet werden dürfen, also man muss rasch zu einem
Ende kommen.
Ich frage Sie daher, nachdem Sie vor mehreren Jahren
auch den Gedanken gehegt haben, der WBSF das Vorhaben gehegt hat, ein eigenes
Bauunternehmen zu haben: Werden Sie es dabei belassen oder werden Sie einen
Schritt weitergehen und ein Sanierungsunternehmen der Stadt Wien installieren?
Und ich frage Sie dazu noch im Zusatz: Sind Sie bereit, die Kontrolle der
Opposition so auszuweiten, dass Sie jetzt einen Vertreter der Opposition in den
Aufsichtsrat der GSD hineinnehmen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Werner Faymann:
Herr Gemeinderat, Sie werden verstehen: Das mit der Postenvergabe ist zu früh,
weil wir ja noch gar nicht wissen, ob wir überhaupt dort etwas übernehmen
können, weil ja das noch von den Ergebnissen der Wirtschaftsprüfer und
insbesondere von den morgen anberaumten Besprechungen abhängt. Daher möchte ich
zum Aufsichtsrat und zu der Bestellung dort noch nichts sagen, das ist ja weit
verfrüht.
Bei den anderen Punkten stimme ich im Wesentlichen
mit Ihnen überein und gehe sogar noch einen Schritt weiter. Ich will nicht nur
als Stadt keine Baufirma und keine Bausanierungsfirma haben. Ich würde es auch
begrüßen, wenn wir nach angemessener Zeit und es wirtschaftlich vertretbar ist
aus dieser Beteiligung wieder herausgehen. Ich habe es bisher als sehr positiv
betrachtet, dass Private, Gemeinnützige und Gewerbliche für uns tätig sind. Die
haben das zur Zufriedenheit, was Kostenkontrollen betrifft, was Zeitpläne
betrifft und was Betreuung der Mieter betrifft, getan, und ich habe auch diesen
Einstieg nicht gemacht, um irgendeine Ausweitung des Einflusses des WBSF oder
der Stadt vorzunehmen, sondern um in dieser Notsituation zu helfen, die
bestehenden Bauvorhaben und bauvorbereiteten Vorhaben abzuwickeln und hätte
durchaus nichts dagegen, wenn das die Wirtschaftsprüfer und die dafür
wirtschaftlich Zuständigen vom Zeitpunkt her in Ordnung finden, wenn wir uns
dort wieder zurückziehen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
Die letzte Zusatzfrage: Herr GR Wagner.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Stadtrat, Ihre Aussagen und die des Kollegen Fuchs beweisen mir oder
rufen mir in Erinnerung, wer die Gründungsväter des WBSF sind. Sie reden nur
über den Schuldigen, über den einen Kriminellen bei der GSD, aber Sie sind
nicht bereit, und auch nicht der Kollege Fuchs, über die politische
Verantwortung zu reden. Man weiß ja, wer den WBSF gegründet hat, und
offensichtlich sind ein paar Posterln verloren gegangen, und die ÖVP schreit
danach.
Mir geht es bitte wirklich darum, aufzuzeigen, dass
nicht nur ein Krimineller diesen Schaden verursacht hat, sondern auch, dass die
Kontrolle der Stadt Wien – Wiener Wohnen und auch die Kontrolle bei Ihnen in
Ihrem Bereich als Präsident des WBSF nicht funktioniert. Sie hatten ja den WBSF
zur Kontrolle; die hat er nicht ausgeübt. Offensichtlich sind Sie, Herr
Stadtrat, mit Ihrem Ressort als Stadtrat wirklich mehr als ausgelastet und
machen das hervorragend, aber Sie haben vielleicht zu wenig Zeit für den
Präsidenten des WBSF.
Ich frage Sie daher: Könnten Sie sich vorstellen, eine
Statutenänderung im WBSF vorzunehmen, wonach der Präsident nicht mehr
automatisch der amtsführende Stadtrat des Ressorts Wohnbau ist, sondern ein
Oppositionspolitiker?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Werner Faymann:
Der WBSF führt für die Stadt im Bereich des Grundstücksankaufs, der Bewertung
bei den Bauträgern im Bauträgerwettbewerb des Beirates und der Sanierung
wesentliche Aufgaben durch, hat aber dort, wo die Gemeinde selbst als Wiener
Wohnen tätig ist, nämlich genau in diesen Fällen der Sanierung der Vorhaben des
Wiener Wohnens, keine zusätzliche Funktion. Also die Verantwortung des WBSF ist
die: Dort, wo eine andere Einrichtung der Stadt, nämlich Wiener Wohnen, tätig
ist, dort zieht sich der WBSF in seiner Funktion der Beauftragung und Kontrolle
zurück, sonst müssten wir doppelt die Kontrolle durchführen, doppelt die
Ausschreibungen durchführen, obwohl es in beiden Fällen Einrichtungen der Stadt
sind. Und das Volumen der Bauvorhaben – ich habe es ja zuerst schon gesagt –, die
Wiener Wohnen in den letzten 15 Jahren durchgeführt hat, hat
3,3 Milliarden EUR betragen. Da hat natürlich nicht der WBSF diese
Kontrolle durchgeführt, und daher trifft den WBSF jetzt schon überhaupt keine
Schuld, weil es diese Arbeitsteilung gibt, wo nur Wiener Wohnen dafür
verantwortlich ist, hier die Konten einzurichten, die Abrechnungen vorzunehmen,
in eigener Verantwortung, natürlich unter dem Schirm und den politischen
Vorgaben, die wir hier treffen oder die im WBSF in den Gremien getroffen werden.
Das heißt, auch die Verantwortung des Präsidenten, der Geschäftsführung, der
Prokuristen, der Sachbearbeiter dort ist Wiener Wohnen übertragen. Und Wiener
Wohnen hat deshalb diese treuhändigen Bausonderkonten eingerichtet, weil
dadurch die Skonti schnell in die Bauvorhaben einfließen konnten, und hat daher
Abstand genommen, eine zusätzliche Rechnungskontrolle durchzuführen, wo man ein
eigenes Konto hat, wie das in Vorzeiten der Fall war, und die Rechnung
sozusagen immer hin- und hergeschickt hat, zwar elektronisch. aber doch. Man
muss es ja hinschicken und man muss es vor allem dort kontrollieren und man
muss es in angemessener Zeit wieder zurückschicken. Das kostet, wenn man nicht
sogar Zeit und Skonti verliert, jedenfalls Personal, und bei 3,3 Milliarden EUR
geht es um viel Personal, wenn man diese Konten selbst führt.
Daher bedaure ich es, dass wir deshalb diese
Vorgangsweise, die lückenlos funktioniert hat bis auf diesen einen Fall, der
durch kriminelle Vorgänge passiert ist, ändern müssen, gar nicht beim WBSF,
sondern direkt bei Wiener Wohnen, und in Zukunft bei der Einrichtung von Konten
die selbst als Konten der Stadt verwalten müssen mit dem zusätzlichen Personal,
das ich eigentlich nicht dafür vorgesehen hätte.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
So, danke.
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