Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 133
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es sind leider auch alle Feuermänner hinausgegangen
und nicht mehr bei dieser Debatte dabei, die womöglich eine Wohnung suchen. Es
ist auch sonst ein bisschen Unruhe im Saal, aber es geht schon.
Gestern hat der Klubobmann der GRÜNEN Christoph
Chorherr in seiner ersten Rede über die "GesmbHisierung" der Stadt
Wien gesprochen; über die SPÖ-GesmbH, die die Stadt Wien umfasst.
Da ist der Bereich Wiener Wohnen natürlich
prädestiniert, herangezogen zu werden, denn Wiener Wohnen ist schon lange
ausgegliedert, und nicht nur Wiener Wohnen allein. Ich möchte ein paar Fälle
aufzählen und auf die Probleme, die wir Grüne
und wahrscheinlich alle Oppositionsparteien damit haben, hinweisen.
Bei Wiener Wohnen gibt es
Quartalsberichte. Die sind immer ausführlicher geworden – das muss man
zugestehen – und immer inhaltsschwerer, aber die Inhaltsschwere kommt immer
erst dann dazu, wenn eine der drei Oppositionsparteien etwas urgiert. Das wird
allerdings relativ zügig gemacht.
Der Verkauf der
Gemeindebauten war so ein Beispiel, wo wir gesagt haben, das findet sich nicht
leicht. Da waren 38 Anlagen – Sie erinnern sich an die Diskussion –, die
in den vergangenen Jahren verkauft wurden, die man nur in Nebensätzen gefunden
hat. Das hat sich geändert auf Grund der Arbeit der Grünen, auf Grund der Arbeit des Kontrollamtes der Stadt
Wien. Jetzt müssen Bauten, die verkauft werden wollen, ausgeschrieben werden, öffentlich
kundgetan werden. Jetzt funktioniert der Informationsfluss wesentlich besser.
Es gibt auch im Internet auf der entsprechenden Homepage sehr ausführliche
Unterlagen über die Verkäufe.
Im Quartalsbericht heißt es dann
trotzdem relativ lapidar in einer Zeile: Es wurde nichts verkauft. Wenn drei
Projekte angeboten wurden, wenn es Probleme gegeben hat beim Verkauf, dann wird
das nicht erwähnt, bis man fragt. Und das ist genau das Problem, das wir mit
Ausgliederungen haben. Diese Objekte wären früher vor einem Verkauf da
durchmarschiert, wie es 1998 beim ersten Objekt, das verkauft wurde, auch der
Fall war. Da fehlt uns einfach die Information. Die Information ist ständig
eine Holschuld, und leider, leider kann man nicht überall hineinsehen, und man
weiß auch nicht überall genau, wo die Information verborgen ist. Sie blüht eben
oft auch im Verborgenen.
So auch bei ein paar
Subfirmen von Wiener Wohnen. Das werden nicht alle wissen, die hier herinnen
sind: Es gibt ein Call Center, das ist neu und heißt "Stadt Wien – Wiener
Wohnen – Kundenservice GesmbH", das wiederum ein Call Center betreibt
beziehungsweise den Auftrag gegeben hat, ein Call Center zu betreiben, nämlich
die ARGE Vienna Call, und ausgelagert hat. Anrufe von Mietern und Mieterinnen
in den Gemeindebauten, die sich beschweren wollen oder Fragen haben, werden
dort entgegengenommen. Da sind bis zu 11 Call Center Agents im Einsatz.
Das ist ein sehr kurzer
Bericht im Quartalsbericht von Wiener Wohnen, nämlich zwei Seiten, da findet
sich alles zum Call Center. Da drinnen steht, die Qualitätskriterien werden
laufend überprüft von "Wiener Wohnen – Kundenservice". Die
Qualitätskriterien sind auch genau aufgelistet: Servicelabel, Lost call rate,
Performance und so weiter und so fort, nicht angeführt bei den
Qualitätskriterien sind die Arbeitsbedingungen der Leute, die in diesem Call
Center arbeiten. Auf die Frage im Ausschuss, wie es diesen Call Center Agents
geht – früher ist ja diese Arbeit auch getan worden von Bediensteten der Stadt
Wien, von Angestellten bei Wiener Wohnen, von Beamten und Beamtinnen, jetzt
machen das Leute, die für ein Call Center arbeiten, und üblicherweise läuft das
unter McJobs –, wie viel die verdienen, war die Antwort: Das wissen wir leider
nicht. Die Frage, was die für Arbeitsbedingungen haben, ist so gut, wie es eben
gegangen ist, beantwortet worden, aber leider auch nicht 100-prozentig konkret.
Die Arbeitsbedingungen sind natürlich nicht besser, als sie vorher waren, und
wir nehmen nicht an, dass die Leute mehr verdienen als vorher. No na net. Deswegen
hat man es ja in erster Linie gemacht, damit Geld gespart werden kann.
Jetzt verstehe ich schon den
Finanzdruck, der auf den Kommunen in Österreich lastet, nicht zuletzt wegen
einer Bundesregierung, die ja auch kein Interesse daran hat, dass die Stadt
Wien funktioniert, trotzdem müsste sich die SPÖ anschauen, was sie will. Man
kann nicht auf der einen Seite gegen McJobs auftreten, zu Recht gegen McJobs
auftreten, und dann selber welche einführen.
Jetzt haben wir uns
natürlich auch angeschaut, wer denn bei "Wiener Wohnen –
Kundenservice", einer 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien, in welchen
Funktionen sitzt. Der Prokurist ist jemand, der auch regelmäßig an den
Sitzungen des Wohnausschusses teilnimmt, und nach meiner Meinung müsste er
diese Fragen natürlich beantworten können. Jetzt weiß ich nicht, ob er nicht in
der Lage war, das zu tun, oder ob er es nicht wollte, auf jeden Fall sind diese
Antworten nicht gekommen. Es tut auch nichts zur Sache, wer es ist. Das können
alle nachschauen im Firmenbuch, das ist ja kein geheimes Papier.
Zweiter Punkt: die "Wiener Wohnen –
Hausbetreuungs GmbH". Jetzt wissen wir natürlich schon, dass es der Bund
mit einer Gesetzesnovelle leider notwendig gemacht hat, dass man da neue Wege
findet. Aber auch da wieder: Es wird eine "Wiener Wohnen – Hausbetreuung
GmbH" gegründet, die gleich einmal mit 1 Million EUR
ausgestattet wird, und wie ausführlich ist dazu der Quartalsbericht heuer? Das
ist er. Der komplette Bericht für eine Hausbetreuungs GmbH umfasst zwei, drei,
vier, fünf, sechs, sieben, acht Zeilen, und das war es schon. Ende des Jahres
gab es soundso viele Hausbetreuer, mittlerweile sind es
70 Hausbesorgerbereiche, die von 29 HausbetreuerInnen abgedeckt werden.
Auch hier gilt: Alles, was man sich nicht holt an
Informationen, gibt es nicht, alles, was man nicht selber fragt, gibt es nicht.
Das ist genau dasselbe Problem. Es ist wieder eine GesmbH, eine SPÖ-GesmbH.
Prokurist in der "Wiener Wohnen – Hausbestreuungs GmbH" ist der
Pressesprecher vom Herrn Faymann. Man fragt sich,
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