Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 133
das ist nachlesbar in der "Wienerin" -, dass
Frauen eigentlich gar keine Politik von Frauen wollen. Ich meine, milde gesagt ist
das ein bisschen ein schräges Amtsverständnis. Dann hätte sie eigentlich ihren
eigenen Rücktritt beschließen müssen, weil sie ja eine Frau ist; und ich hoffe
doch, dass eine Frauenministerin Politik für Frauen macht - aber bitte!
Aber dann gab es auch noch ein Regierungsprogramm.
Wir waren irgendwie voller Erwartung und haben es durchsucht, um über die
Frauenpolitik etwas zu erfahren - immerhin, man höre und staune, eine ganze
Seite! (GRin Sandra Frauenberger: A4!) Danke für den Hinweis - A4! (GR
Harry Kopietz: Zweizeilig geschrieben!)
Aber auf dieser Seite fand man nichts als
Lippenbekenntnisse, und, was ja noch viel unglaublicher ist - aber ich weiß, da
überfordere ich jetzt das Sachwissen der Kollegen von der ÖVP-Fraktion -, die
meisten Forderungen haben sich auf etwas bezogen, was schon längst Realität
ist. Besonders "schön" habe ich die Forderung nach
geschlechtergerechtem Sprachgebrauch bei allen künftig vorgelegten Gesetzen
gefunden. Auch da ist es so! Ich meine, es ist ja irgendwie peinlich, wenn man
sich von einer jungen Abgeordneten so belehren lassen muss (ironische
Heiterkeit bei Gemeinderäten der ÖVP), aber das ist seit über zehn Jahren
geltendes Recht! Aber nicht nur das, Herr Kollege - hören Sie mir zu! -, dass
etwas festgeschrieben wurde, was schon längst Gesetz ist (GR Dr Kurz
Stürzenbecher – in Richtung der ÖVP -: Hören Sie zu! Da lernen Sie was!),
sondern das gesamte Regierungsprogramm war in keiner einzigen Zeile
geschlechtergerecht formuliert! Das setzt dem Ganzen noch eine Krone auf! Das
kann man in diesem Zusammenhang wirklich als konsequent bezeichnen (GR
Johannes Prochaska: ... der Rechnungsabschluss ...?), allerdings
als konsequent frauenfeindlich! (Beifall bei der SPÖ. – GR Johannes
Prochaska: Haben Sie den Rechnungsabschluss überhaupt gelesen?)
Aber abseits jeder politischen Polemik, meine Damen
und Herren (Ruf bei der ÖVP: Nein!) hat die Politik, die die
Bundesregierung gerade im Bereich Frauen betreibt, tatsächlich dramatische
Auswirkungen auf die Frauen in diesem Land: Die Frauenarbeitslosigkeit steigt,
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird durch Streichung der
Kinderbetreuungsmilliarden erschwert, die Pensionsreform drängt Frauen nur
weiter in eine Altersarmut (Ruf bei der ÖVP: Falsch! Falsch!) und, wie
gesagt, das Frauenbudget sinkt, seit Schwarz-Blau im Amt ist, jedes Jahr.
Aber - Sie haben völlig Recht -: Glücklicherweise
befinden wir uns in Wien! (GR Heinz-Christian Strache: Höchste
Arbeitslosenquote! Schlechteste Wirtschaftslage! Wien macht alles schlechter!)
Das ist ein Glück, und zum Glück haben wir in Wien auch eine Frauenstadträtin
namens Renate Brauner. (GR Johannes Prochaska: Wir wollen die Peperl Tomsik
wieder hören!) Wien beweist gerade in diesem Bereich einmal mehr, dass es
anders ist (GR Johannes Prochaska: Wir wollen die Peperl Tomsik wieder
hören!): Das Budget für Frauenpolitik steigt jedes Jahr, wir sind stolz auf
über 6 Millionen EUR in diesem Jahr. (GR Heinz-Christian Strache:
Höchste Frauenarbeitslosigkeit!) Wien hat die höchste Frauenerwerbsquote in
Österreich. (GR Heinz-Christian Strache: Die höchste
Frauenarbeitslosigkeit!) Frauenvereine werden, anders als das, wie wir alle
wissen, auf Bundesebene der Fall ist – und das ist ja nicht nur in der
Frauenpolitik, sondern leider auch in anderen Bereichen wie der Kulturpolitik
der Fall – in Wien nicht ausgehungert und es wird ihnen nicht die Zahlung so
angewiesen und verringert, dass sie nicht wissen, wie sie ein Jahr lang Arbeit
für Frauen machen sollen, sondern Frauenvereine in Wien werden mehrjährig abgesichert
und müssen eben nicht jedes Jahr ihr Aus fürchten.
Die Stadt Wien vergibt einen Frauenpreis - auch daran
könnte sich der Bund ein Beispiel nehmen; einen Frauenpreis auf Bundesebene gab
es früher einmal schon, unter sozialdemokratischen Frauenministerinnen -, und
die Stadt Wien beweist auch im frauenpolitischen Bereich ihre
Zukunftsorientiertheit. Das schon vor Jahren gegründete
Frauen-Ost-West-Netzwerk "milena" beweist, dass es gerade in diesem
Bereich ganz wertvolle Kontakte zum beiderseitigen Nutzen gibt,
Internet-Plattformen, wo man sich austauschen kann. Glauben Sie mir: Auch das
ist zum Wohle aller hier lebenden Frauen!
Kurz und gut: Während im Bund Frauenfeindlichkeit und
Rückschrittlichkeit (GR Gerhard Pfeiffer: "Wie im finstersten Mittelalter"!)
– hier kommt jetzt offensichtlich kein Protest – auf der Tagesordnung
stehen, wird in Wien tagtäglich Politik von und für Frauen gemacht .
Aber ich gebe Ihnen noch die Gelegenheit, zwei
weitere interessante Bereiche dieser Geschäftsgruppe kennen zu lernen, und zwar
den Bereich Lebensmittelkontrolle und den Bereich Tierschutz.
Die MA 38, die Lebensmitteluntersuchungsanstalt
der Stadt Wien, ist mit ihrer Forschung und Kontrolle immer auf dem neuesten
Stand und damit - auch hier - ein wichtiger Pfeiler für die Lebensqualität in
dieser Stadt. Regelmäßige Stichproben in Kooperation mit dem Marktamt (ironische
Heiterkeit bei Gemeinderäten der ÖVP) sorgen zudem für eine nahezu
lückenlose Kontrolle der Lebensmittelsicherheit in Wien.
Nachdem die Wienerinnen - ich glaube, da sind wir uns
einig ... - Wenn Sie mir vielleicht wieder einmal zuhören wollen und nicht
nur über Ihre eigenen schlechten Witze lachen! (Beifall bei der SPÖ. - StRin
Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Nein, über Ihre! – Heiterkeit bei der ÖVP.)
Nachdem die Wienerinnen - und ich schließe Sie ein, wollen
wir doch versöhnlich sein! - ... (Zwischenrufe der GRe Walter Strobl,
Johannes Prochaska und Gerhard Pfeiffer.) – Regen Sie sich nicht so auf,
sonst passiert noch ein Unglück! (Heiterkeit bei der SPÖ.) Aber Sie
werden mir doch Recht geben, ... (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) -
So hören Sie mir doch einmal zu, was ich sagen will! Das ist ja überhaupt
nichts Böses (GR Gerhard Pfeiffer: Das war schon genug Blödheit!): Ich
wollte Sie nur um Einverständnis bitten - das Sie mir sicher gerne geben -,
dass die WienerInnen ja bekannterweise
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