Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 133
Aber das sage ich Ihnen, Kollegen von der Sozialdemokratie:
Da habe ich von Ihnen noch kein Modell gesehen, in dem das drinsteht. (GR
Harry Kopietz: O ja!) Ich habe es noch nicht gesehen. Die Harmonisierung
ist darauf auch nicht die Antwort, denn die Harmonisierung berücksichtigt genau
das nicht. Wenn Sie mir dieses Modell zeigen können, dann sage ich Ihnen,
Kollege Kopietz: Das ist in Ordnung, dann diskutieren wir aber auch über eine
Harmonisierung unter diesen Bedingungen! Das ist ja der Punkt, über den wir
jetzt in der Frage der Pensionsreform eigentlich politisch diskutieren sollten,
nämlich: Wie schaut es mit der Harmonisierung aus? Und was heißt das für jene
Berufsgruppen oder Menschengruppen, die davon benachteiligt sein könnten, weil
dann Nebengebührenwerte und Außendienstzeiten nicht mehr richtig angerechnet
werden? (GR Harry Kopietz: Ihr diskutiert ja nicht!) O ja! (GR Harry
Kopietz: Ihr beschließt ja immer nur!) Das ist nicht wahr, die
Harmonisierung ist noch nicht beschlossen. Sie wissen, dass das lange dauert.
Aber einstweilen seid ihr diejenigen, die noch nicht mitstimmen. Das ist einmal
der Punkt. (GR Franz Ekkamp: Über die ASVG-ler seid ihr drübergefahren!)
Jetzt zur zweiten Frage, nämlich zum Wachkörper. (GR
Harry Kopietz: Was ist ein Wachkörper?) Wissen Sie was, ich mache Ihnen
jetzt keine verfassungsrechtliche Vorlesung darüber, was ein Wachkörper ist.
Fragen Sie Ihren Kollegen Stürzenbecher, er hat das vorhin dauernd
hineingerufen, er kann es Ihnen besser als ich sagen. Aber lassen Sie mich
jetzt meine Argumente weiter ausführen.
Das Argument ist wie folgt: Im Jahr 1996 hat nicht
eine freiheitlich geführte Bundesregierung, sondern eine Regierung von SPÖ und
ÖVP das Strukturanpassungsgesetz 1996 beschlossen - Wirksamkeit
1. 1. 1997 -, das auch weitgehende Eingriffe in die Pensionsrechte
vorgenommen hat. Unter anderem wurden damals die so genannten Ersatzzeiten
nicht mehr als pensionsbegründend anerkannt für die vorzeitige Alterspension
wegen langer Versicherungszeit und auch nicht in Höhe und Dauer.
Was heißt das konkret? - Für viele Gruppen gibt es
Nachteile, aber insbesondere für eine Berufsgruppe, der ich angehöre - das kann
Ihnen gefallen oder nicht -, und das sind die Soldaten. Die Soldaten haben
dadurch bis zu fünf Jahre ihrer Pension verloren! Jetzt möchte ich wissen, was
die Sozialdemokratie getan hätte, wenn der Günther Barnet, damals seines
Zeichens Oberleutnant, gesagt hätte: "Jagdkommandozug auf mein Kommando,
rechts um, wir marschieren vor die Löwelstraße, in Uniform!" Wir haben ein
paar Garnituren von der Republik zur Verfügung gestellt bekommen; die meisten
Uniformteile haben wir uns selbst gekauft, weil sich die Republik für uns nie
etwas leisten wollte. Wir lassen unsere Gerätschaften zu Hause: Wir haben keine
Feuerwehrschläuche, sondern Sturmgewehre und Panzerabwehrrohre – aber das wäre
erstens nicht zulässig und zweitens wirklich unbillig gewesen.
Wären wir im Jahr 1996 vor die Löwelstraße gegangen
und hätten wir gesagt: Ihr habt uns fünf Jahre unserer Pension gestohlen! - Was
Kollegin Tomsik da gesagt hätte, weiß ich sicher. Sie hat mich ja dazu
motiviert, überhaupt darüber zu sprechen, sonst hätte ich es bleiben lassen.
Sie hat nämlich in dieser Debatte das 34er-Jahr und den Austrofaschismus
hervorgeholt, und genau das wäre von euch gekommen, wenn der Günther Barnet mit
seinem Jagdkommandozug vor der Löwelstraße angetreten wäre und gesagt hätte:
Ihr habt mir fünf Pensionsjahre gestohlen! - Dann hättet ihr das 34er-Jahr
aufgerufen und hättet gesagt: Die Soldaten dürfen das nicht, die dürfen da
nicht streiken, die dürfen sich nicht darüber aufregen, die haben uns bedroht!
Das ist der Grund, warum man sich die Frage stellen
muss ... (GR Harry Kopietz: Das haben wir aber bei der Polizei auch nicht
gesagt!) Bitte, Kopietz! Jetzt im Nachhinein zu sagen, Sie hätten damals
nichts gesagt und nicht das 34er-Jahr aufgerufen, ist deswegen nicht
glaubwürdig, weil Tomsik es gerade erst gemacht hat. Also, Vorsicht! (GR
Harry Kopietz: Als die Polizei vor der Löwelstraße gestanden ist, hat sich kein
Mensch aufgeregt! Ich habe sie sogar verstanden!)
Der Punkt ist nur, es wäre vielleicht sogar
gesetzlich schwierig gewesen (GR Harry Kopietz: Ich bin hinunter gegangen
und habe mit ihnen geredet!) - ich glaube Ihnen das eh -, weil im
Wehrdienstgesetz, im Gegensatz zu anderen Gesetzen, klar steht, dass die
Teilnahme an politischen Veranstaltungen in Uniform verboten ist, als Reaktion
auf das 34er-Jahr. Deswegen haben wir das auch nicht gemacht, weil wir es nicht
dürfen.
Dieselbe Frage stellt sich heute auch wieder; nicht
bei den Bediensteten, da stellt sich nicht die Frage, ob sie in der Freizeit
dort hingegangen sind oder nicht. Das mit den Pensionisten stimmt nicht ganz,
weil das Disziplinarrecht auch für den Beamten in Ruhe gilt. Ich will Sie nicht
verbessern, aber es ist so: Disziplinarrecht gilt auch für Beamte in Ruhe. (GRin
Josefa Tomsik: Das weiß ich schon! Aber die Pensionisten können nicht ...!)
Der Punkt ist die Frage: War die Genehmigung der
Abstellung des Gerätes gesetzmäßig oder nicht? Mich hat nur dieses eine
Argument überzeugt, und zwar deswegen, weil ich ins Feuerwehrgesetz hineingeschaut
habe - es wundert mich, dass dazu noch keiner etwas gesagt hat. Wenn wir im
§ 1 Abs. 2 des geltenden Wiener Landesfeuerwehrgesetzes nachlesen,
dann steht dort: "Die Bedingungen, unter denen die Feuerwehr zum Einsatz
kommt". In einem der Sätze heißt es: "Die Feuerwehr der Stadt Wien
kann unbeschadet der ihr durch Geschäftseinteilung für den Magistrat der Stadt
Wien übertragenen Aufgaben auf Ersuchen" - und jetzt passen Sie auf -
"in dringenden Fällen auch andere technische Hilfsleistungen sowie zeitweilige
Beistellung von Personal, Fahrzeug, Gerät und Ausrüstung vornehmen".
Ich muss also nicht so wehleidig wie die ÖVP sein. Aber wo
ist da der dringende Fall, in dem eine technische Hilfsleistung stattfindet?
Ich meine, wenn ein Verein kommt und sagt: Bitte, wir hätten gerne die Wiener
Feuerwehr, haben sie dort Zeit und machen sie uns eine Versicherung, weil wir
Kinder über eine Rutsche ins
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular