Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 133
einen Misstrauensantrag, der ja schon fast in den Bereich
der Lächerlichkeit fällt, sondern es geht hier vor allem auch ... (GR Gerhard Pfeiffer: Aber nur bei Ihnen!)
Ich bin ja froh darüber, dass das bei uns in den Bereich der Lächerlichkeit
fällt, Herr Kollege Pfeiffer (GR Gerhard
Pfeiffer: Nur bei Ihnen! Das zeigt Ihr ...verständnis!), denn wenn Sie das
ernst nehmen, dann sind Sie kein guter Politiker! Wenn Sie diesen Misstrauensantrag
ernst nehmen, dann haben Sie Politik falsch verstanden! (Beifall bei der SPÖ. – Weiterer Zwischenruf des GR Gerhard Pfeiffer.)
Es hat eine Zeit gegeben, in der ein Spottlied,
"Adolf, bleib doch lieber Tapezierer!", einen Kabarettisten ins KZ
gebracht hat, wo er deswegen zu Tode gekommen ist. Wenn das heute der Fall ist,
dass hier auch Spottlieder gesungen werden - ich habe sie nicht gehört, und ich
bin auch nicht dafür, dass man Spottlieder singt, die ja eigentlich etwas
Lustiges sind; aber hier ein Spottlied zu singen, das ist ja an und für sich
etwas Trauriges und wahrscheinlich auch gar nicht allen Feuerwehrmännern
wirklich recht; das möchte ich hier sagen -, aber wenn es so ist und sie haben
Spottlieder gesungen, dann möchte ich dazu trotzdem meine Gratulation
aussprechen, denn ich sage: Spott bedeutet in einer Demokratie auch Freiheit!
Und Freiheit ist das, was ich meine, dass ich das hier auch sagen kann - auch
für Betroffene! (Beifall bei der SPÖ.)
Oder nimmt Herr Schüssel wirklich Maß an der Zeit vor
50 und 60 Jahren? - Das würde ich sagen. (Zwischenruf des GR Johannes Prochaska.) Aber ich muss noch einmal
sagen, ich passe nicht auf. Aufpassen hätte eigentlich manchmal – nein, ich
sage es lieber nicht, denn ich weiß nicht, ob das einen Ordnungsruf zur Folge
hat. (Ruf bei der FPÖ: Ist eh schon Wurscht, Frau Kollegin! – Ruf bei der
ÖVP: Probieren wir es einmal!) - Mancher Vater hätte aufpassen sollen,
damit sein Kind nicht gezeugt wird! Aber sonst ist das eigentlich egal.
Jetzt komme ich auf unser Ressort zu sprechen, gerade
auch, was die Personalangelegenheiten betrifft. Kollege Ulm hat vorhin in
seiner betont "richtigen" und "wahrhaftigen" Art ... (Ruf:
... singen!) - Ja, ich könnte es auch singen, aber die Frau Stadträtin
hat mir verboten zu singen. (Heiterkeit.)
Ich hätte schon gerne gesungen. Aber meine Stimme ist heute auch nicht so gut.
Herr GR Ulm, Sie haben hier die
Behinderteneinstellungsquote verteufelt. Ich nehme an, Sie kennen die
Behinderteneinstellungsquote von 2002. Wir haben bei den Magistratischen Ämtern
101,6 Prozent, bei den Landeslehrern nur 12,9 Prozent. - Das stimmt,
aber da müssen Sie auch mit den
Vertretern der Landeslehrer sprechen, weil es oft ungünstig ist, wenn
Behinderte oder Menschen mit anderen Bedürfnissen als Lehrer fungieren. - Bei
den Hausbesorgern haben wir eine Quote von 51,2 Prozent. - Auch das wäre
Ihnen wahrscheinlich nicht recht, wenn Hausbesorger mit Behinderungen
vielleicht in einem Rollstuhl die Stiegen hinunterwaschen. Das wird sehr schwer
möglich sein. - Bei den Wiener Stadtwerken sind es 39,2 Prozent. Aber Sie
wissen aus langjährigen Diskussionen, dass bei den Wiener Stadtwerken Menschen,
die verunfallt sind, dann als Portier und so weiter aufgenommen werden und
daher nicht in der Statistik des Behinderteneinstellungsgesetzes aufscheinen.
Insgesamt sind es 79,2 Prozent Menschen mit
anderen Bedürfnissen, die bei der Stadt Wien beschäftigt sind. Man kann immer
wieder sagen, dass das ein bisschen zu wenig ist. Da gebe ich Ihnen als
langjähriges Mitglied der Behindertenkommission völlig Recht: Das ist zu wenig.
Aber Sie wissen auch eines: Dass immer dann, wenn die Stadt Wien gerade ihre
Quote erfüllt hat, die Abschlagszahlung etwas höher geworden ist, und die
Gemeinde Wien musste mehr bezahlen.
Ich möchte zum Personal noch anmerken, dass es
65 359 Beamtinnen und Beamte, ohne Saisonbedienstete, waren, die im
Jahr 2002 bei der Stadt Wien beschäftigt waren. Das ist eine große Anzahl,
und ich meine, dass man all diesen Beamtinnen und Beamten an dieser Stelle -
weil sie eben der Frau Stadträtin unterstehen, obwohl ja seit längerer Zeit,
nämlich seit einem Jahr, die jeweiligen Stadträte auch für das Personal
zuständig sind - herzlichen Dank für die Arbeit sagen sollte, die sie für die
Stadt Wien geleistet haben. Sie sind das, was die Stadt Wien ausmacht, und die
Stadt Wien ist das, was uns ausmacht. Es ist auch so, dass natürlich immer mehr
bei der Stadt Wien arbeiten wollen, aber es können eben nicht alle aufgenommen
werden, weil zum Teil die Arbeitslosigkeit so hoch ist, dass die meisten
Menschen natürlich einen sicheren Beruf haben wollen.
Ich denke, dass in diesem Zusammenhang etwas
vielleicht auch gut ist – damit leite ich gleich zu meinem nächsten Thema über
-, nämlich dass auch 2 980 ausländische Bedienstete bei der Stadt Wien
beschäftigt sind, und zwar sowohl solche aus dem EWR-Bereich –
386 Bedienstete sind EWR-Staatsbürger – als auch solche, die als Migranten
bei uns leben. Ich glaube, dass das etwas sehr Wichtiges ist für die kommende
Zeit. Wir führen in diesem Bereich auch eine Evaluierung durch, und wir
brauchen beim Diversitymanagement natürlich auch Menschen, die eine
Fremdsprache als Muttersprache haben. Ich glaube, dass das etwas sehr Wichtiges
ist, und hier wurden auch im Jahr 2002 Weichen gestellt.
Ebenso wurden auch im Bereich der Lehrlingsaufnahmen Weichen
gestellt. Ich glaube, dass es für junge Menschen nichts Wichtigeres gibt, als
dass sie einen Lehrplatz finden und dort ihren Beruf erlernen beziehungsweise ausüben
können, weil es ja für jeden Menschen, wenn er aus der Schule kommt, auch
wichtig ist, dass er eine Beschäftigung hat. Für junge Menschen ist es nach dem
Schulabschluss – egal, von wo sie kommen, ob von einer höheren Schule oder von
einer Pflichtschule - das Wichtigste, dass sie Arbeit bekommen, dass sie sich
nicht unnütz vorkommen. Jede Mutter, jede Großmutter weiß, dass man einem Kind
sagt: Lerne, damit du einmal mehr Chancen hast! - Ich bin Gott sei Dank so
erzogen worden, dass es nicht geheißen hat: Und du, lerne jetzt!, sondern:
Lerne, denn du lernst es für dich selbst, weder für die Mutter noch für den
Vater! - Das ist sozialistische Erziehung! Gott sei
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