Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 111 von 122
Zug in den
nächsten Jahren umzusetzen."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrags an den Ausschuss
beantragt.
Schutz von Boden, Wasser und Luft, das erfolgt auch durch den Wald. Der
Biosphärenpark im Wienerwald ist schon angesprochen worden. Dieser
Biosphärenpark oder das Biosphärenreservat Wienerwald ist jetzt in
Ausarbeitung. Es wird, denke ich, noch weitere Diskussionen geben. Auch wir
haben diese Diskussion geführt, die Kernzone zum Nationalpark zu machen. Ich
bin noch immer nicht wirklich überzeugt, dass es absolut nicht geht. Wie
gesagt, mein Vorredner hat auch schon den finanziellen Aspekt dieses Unterschiedes
herausgearbeitet.
Ein Weiteres möchte ich noch aus dem Naturschutzbeirat erzählen, das mir
auch sehr interessant vorgekommen ist und mir zu denken gegeben hat. Ich habe
dort die Frage gestellt, wie denn die rechtliche Absicherung, denn nur eine
gute rechtliche Absicherung bringt uns weiter, wie denn diese rechtliche
Absicherung stattfinden wird, ob es sich nur um eine zivilrechtliche oder auch
um eine hoheitsrechtliche handeln wird. Die Antwort des Juristen war:
Zivilrechtlich sicherlich, hoheitlich ist fraglich, da ohnehin viele
einschlägige Gesetze und rechtliche Schutzbestimmungen gegeben sind, nämlich
Naturschutzgebiete, Naturparks, Landschaftsschutzgebiete und so weiter. Daher
ist fraglich, ob ich dann noch zusätzliche Gesetze brauche.
Jetzt frage ich mich: Wenn es keine Änderung in der Schutzqualität gibt,
wenn es keine zusätzlichen Maßnahmen gibt, was wird dann in einem
Biosphärenpark besser oder stärker geschützt als bisher? Was ist dann der Sinn
dieses Biosphärenparks? Ist der einzige Sinn, einen neuen Namen für einen alten
Hut zu finden? Also das ist sicherlich nicht das, was wir uns für den
Wienerwald vorstellen.
Darüber hinaus wäre auch in dem angeblich so vorbildlichen Wiener Teil
des Wienerwaldes noch so mancher Handlungsbedarf gegeben. Ich nenne nur zwei
Beispiele für eine eher laxe Vorgangsweise der Wiener SPÖ.
Das eine ist der Kahlenberg. Die FPÖ hat vor kurzem gefordert, die
Zahnradbahn zu reaktivieren und die Gebäude am Kahlenberg einer sinnvollen
Nutzung zuzuführen. Unser Klubobmann hat da gemeint, es könnte ein
Wienerwaldmuseum sein oder vielleicht auch die Leitung des Nationalpark- oder
Biosphärenparkzentrums am Kahlenberg oder eine Umweltbehörde, etwas, was halt
für Umwelt steht am Kahlenberg. Aber nichts ist geschehen.
Ich meine, ein wichtiger Wienerwaldausblickspunkt, ein so beliebtes
Touristenziel, in Wienerliedern besungen, ist ganz einfach dem Verfall
preisgegeben.
Das ist in meinen Augen ein Skandal. Auch der Herr Bürgermeister findet
es fürchterlich, wie der Kahlenberg vor sich hin verfällt, aber trotzdem
geschieht nichts.
Ein weiterer Punkt ist der Wienerwaldbus. Also die bisherige Geschichte
ist einer Umweltmusterstadt auch alles andere als würdig. Die
Wienerwaldwanderer, der Naturschutzbund, auch die Opposition sind Sturm
gelaufen gegen die Verhinderungsmanöver, weil bisherige, sozusagen,
Probebetriebe waren ja eher lächerlich und zur Verhinderung gedacht und nicht
konstruktiv. Dann haben sich auch die Medien dessen angenommen, und jetzt sieht
es so aus, als ob es etwas werden würde mit einem sinnvollen Wienerwaldbus.
Allerdings frage ich mich, ob man der Lösung wirklich glauben darf oder ob das
auch wieder nur eine Verzögerungstaktik ist.
Ein weiteres schützenswertes Element ist zweifellos das Wasser. Es ist
eine lebensnotwendige Ressource, deren Qualität und Quantität nachhaltig zu
sichern wäre. Dazu gehört sicher die nachhaltige Bodennutzung im
Quellschutzgebiet, aber auch der sorgsame Umgang.
Jetzt sage ich, die Quellschutzgebiete werden sicher sorgsam bewirtschaftet.
Also der Quellschutz, würde ich meinen, funktioniert. Die MA 31 sorgt für
gute Leitungen und gute Trinkwasserqualität, funktioniert auch fast zur Gänze,
wenn man von Grundwassereinspeisungen für manche Bezirke und wenn man von noch
vorhandenen Bleirohren absieht.
Was allerdings nicht in Wien funktioniert, ist der sorgsame Umgang mit
dem Trinkwasser, denn die Wassersparmaßnahmen, die sind sehr klein geschrieben.
Der Kollege Blind hat schon wiederholt auch darauf hingewiesen, was man alles
mit Nutzwasser, mit Flusswasser machen könnte, wozu es sicher nicht notwendig
ist, Hochquellenwasser zu nehmen, wie zum Beispiel Straßen zu waschen.
Ein möglicher Grund, warum es keine Wassersparmaßnahmen gibt, mag
vielleicht darin begründet sein, dass, je weniger Wasser verbraucht wird, je
weniger Hochquellwasser verbraucht wird, desto mehr würden Wassergebühren und
Kanalgebühren sinken. Und dass die erhalten bleiben, daran ist man natürlich
interessiert, denn schließlich und endlich fließen ja jährlich fette Überschüsse
ins Budget. Wasser-, Kanal- und Müllsteuer führten 2002 zu
101,3 Millionen EUR Überschuss oder, damit es noch entsetzlicher
klingt, noch in Schilling berechnet, knapp 1,4 Milliarden S.
Nicht nur, dass Wasser für die Menschen zu schützen ist, es gilt auch,
die Menschen vor dem Wasser zu schützen. Dazu haben wir auch in Wien den
Schutzwasserbau. Da ist im Moment der naturnahe Rückbau, die naturnahe
Bewirtschaftung angesagt. Die früheren technischen Verbauungen werden
rückgängig gemacht, und, wie gesagt, die Liesing und andere Wienerwaldbäche
werden aus ihren Betonbetten herausgeholt. Das ist an und für sich eine sehr
gute Sache. Sie ist nur leider ein sehr teurer Spaß, denn schließlich und
endlich hat man mit mindestens genau so viel Steuergeldern seinerzeit diese
Verbetonierung vorgenommen.
Beim Wasserbau hat es wegen des Hochwassers heuer Mehrausgaben von
1,1 Millionen EUR gegeben. Gut, das ist verständlich, das war
vorhanden. Aber was einen verwundert, ist, dass es beim Hochwasserschutz selber
dafür ein Minus von 1,8 Millionen EUR gegeben hat. Also das spricht
auch nicht unbedingt für die Nachhaltigkeit im Wasserschutzbau.
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