Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 122
jeder Frau
Schwester. Es gibt also für sie keinen Unterschied mehr. Auch das sind Sachen,
die wir vermeiden wollen.
Selbstverständlich sind bei Schaffung von mehr betreuten
Seniorengemeinschaften auch Standards und Qualitätsfestschreibungen notwendig.
Das ist wirklich erforderlich. Die Kommunikation zwischen Spital,
niedergelassenem Arzt und Wohngemeinschaft muss besser gefördert werden und die
Zuschüsse bei Wohngemeinschaften müssen so gehalten werden, dass auch
diplomierte Sozialarbeiter eingesetzt werden können, was derzeit nicht der Fall
ist. Man wünscht sich einen Sozialarbeiter bei einem Schlüssel eins zu zwanzig.
Momentan wird von der Gemeinde Wien nicht einmal ein Zecherl von einem
Sozialarbeiter gefördert. Jenes Geld, das die öffentliche Verwaltung nun
zusätzlich in betreute Wohnformen investiert, erspart langfristig Kosten auf
dem Pflegesektor und gibt den Bewohnern von betreuten
Seniorenwohngemeinschaften mehr Lebensqualität! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Mag Kowarik. - Bitte.
GR Mag Helmut Kowarik
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Der Rechnungsabschluss ist Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Gerade im
Gesundheitssystem ist es wichtig, dass man das eine oder andere aufzeigt, was
nicht ganz in Ordnung ist und was geändert gehört. Unabhängig davon, dass das
Wiener Gesundheitssystem sicherlich europaweit hervorsticht und eines der
besten der Welt ist, wenn man so sagen kann, muss es doch sein, dass man das,
was an Fehlern anliegt, aufzeigt und versucht zu verbessern. Wenn jemand über
das Wiener Gesundheitssystem das eine oder andere spricht, was vielleicht der
Mehrheit hier im Saale nicht passt, so heißt das nicht, dass es schlecht ist,
sondern, dass das eine oder andere geändert gehört. Es sind heute schon eine
Reihe von Punkten angesprochen worden, die meiner Ansicht nach seit Jahren
offen liegen, seit Jahren nicht bewältigt werden und sozusagen als
Dauerprobleme für das Wiener Gesundheitssystem gelten. Trotzdem sie schon
angesprochen worden sind, möchte ich doch das eine oder andere noch einmal
ansprechen.
Wir haben noch immer keinen Krankenanstaltenplan. Es gibt kein
Pflegeheimgesetz. Nach wie vor muss man in den geriatrischen Einrichtungen von
einem Pflegenotstand sprechen. Es gibt keine Planung für zukünftige
Finanzierungen im Wiener Gesundheitssystem. Es gibt auch keine Planung im
Bereich der Personalpolitik. Es gibt auch keine Klärung der Finanzierung der
Gastpatienten.
Ein paar Bemerkungen zum Pflegeheimgesetz: Voriges Jahr, genau vor einem
Jahr, glaube ich, war es, hat es eine Sitzung der Geriatriekommission gegeben,
wo auch verschiedene Leiter von Pflegeheimen anwesend waren und ihre Sorgen und
Nöte zum Besten gegeben haben. Unter anderem wurde dort vehement ein
Pflegeheimgesetz eingefordert, und wir haben die Gelegenheit gehabt, im Rahmen
eines interfraktionellen Gesprächs über dieses Pflegeheimgesetz zu sprechen. Es
ist leider Gottes wiederum Zeit vergangen und letztendlich noch nicht zu einem
Abschluss oder Vorlage dieses Gesetzes gekommen. Ich fürchte, dass hier noch
sehr heftige Diskussionen sein werden und dass wir wahrscheinlich, ohne etwas
vorwegnehmen zu wollen, diesem Pflegeheimgesetz nicht zustimmen werden, weil
damals bei diesem interfraktionellen Gespräch völlig falsch keine dazugehörigen
Verordnungen vorgelegt worden sind, und wir glauben, dass so ein
Pflegeheimgesetz ohne die entsprechenden Verordnungen, wo taxativ drinnen
steht, wie die Qualitätsstandards sein sollen, wie die bautechnische
Ausstattung sein soll, wie ein etwaiger Personalbedarf sein soll, eigentlich zu
nichts taugt. Man wird sehen, was vorgelegt wird, aber ich fürchte eben, dass
das doch nur ein Stückwert sein wird.
Gerade was den Personalbedarf betrifft, möchte ich schon der Kollegin
Matzka-Dojder erwidern, dass es schon vor Jahren verabsäumt wurde, eine Planung
durchzuführen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als es Diplomverleihungen
gab, wo Herr StR Rieder mit besorgter Miene festgestellt hat, dass es nicht so
einfach sein wird, allen einen Arbeitsplatz bei der Stadt Wien anzubieten.
Jetzt stehen wir vor der Situation, dass wir zu wenig diplomiertes Personal
haben und dass alles Mögliche unternommen werden muss und unternommen werden
soll, um entsprechendes Personal zu bekommen. Es war vor kurzem eine Tagung von
der Gewerkschaft, wo sehr wohl von einem Pflegenotstand gesprochen und auch
festgehalten wurde, was notwendig wäre, um diesen Pflegenotstand zu beenden,
wieder entsprechendes Personal zu bekommen und auch den Beruf etwas attraktiver
zu machen. Wir haben schon öfters in Wien darüber gesprochen. Immer wieder
wurden von unserer Fraktion entsprechende Forderungen aufgestellt. Ich erinnere
mich auch noch an die Worte der verschiedenen Leiter der Pflegeheime anlässlich
der Geriatriekommission, wo sehr vehement das eine oder andere gefordert wurde.
Ich möchte jetzt doch etwas festhalten und aufzeigen, zum Beispiel eine
Aufwertung des Berufs. Trotz der neuen Gesetze ist nach wie vor der Beruf nicht
so angesehen, wie er es eigentlich sein sollte. Nach wie vor gibt es keine
entsprechenden Dienstmodelle, die es auch einer Wiedereinsteigerin - vornämlich
Wiedereinsteigerinnen - möglich machen, bei Aufrechthaltung eines
Familienlebens ihren Beruf wieder auszuüben. Es ist auch hier notwendig, dass
durchlässige Ausbildungsmodelle mehr angeboten werden. Vielleicht ist es auch
notwendig, darüber zu diskutieren und es einzuführen, dass das Pflegepersonal
einen Abschluss mit einer Art Matura hat, die eine weitere Ausbildung, einen
weiteren Bildungsweg möglich macht. Das ist sicherlich interessant. Vielleicht
wird der Beruf dadurch etwas attraktiver oder noch mehr attraktiver.
Es wurde letztes Jahr gefordert, so genannte Jungdiplomiertenstationen
einzurichten. Es ist bis jetzt noch nichts geschehen.
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