Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 122
man dann
die Entwicklung bis 2021 anschaut, dann heißt das, dass sich in Wien in Zukunft
insgesamt ein Plus von 3 Prozent ergeben wird, was die Wohnbevölkerung
betrifft, dass aber auf die Bezirke 21 und 22 insgesamt 23 Prozent
Zuwachs entfallen, eine Zahl von ungefähr mehr als 30 000 Einwohnern,
denen in Wien insgesamt 55 000 gegenüberstehen werden.
Das heißt also, die innere Stadterweiterung ist hoch gelobt worden und
wird sehr hervor gehoben, aber sie hat im Grunde genommen noch nicht
stattgefunden.
Das Zweite war eine interessante Bemerkung für einen sozialdemokratischen
Gemeinderat. Er hat gesagt: Die Infrastruktur in dieser Stadt funktioniert
nicht mehr so wie früher. Eine ganz erstaunliche Erkenntnis von einem
Sozialdemokraten, da hört man das ja eher nicht so. Eine Erklärung auch, die im
Widerspruch steht zu den Wortmeldungen, die wir heute gehört haben, wo man doch
eher den Eindruck hatte, beginnend mit dem Herrn Vizebürgermeister und
durchgehend durch alle Redner der sozialdemokratischen Mehrheitsfraktion, dass
die Entwicklung und alles, was es in Wien gibt, einfach paletti ist.
Und dann die Schlusserkenntnis, die der Herr Kollege VALENTIN gleich an
den Anfang seiner Rede sozusagen gesetzt hat. Er hat festgestellt: Ohne Bund
geht nichts. Und ich glaube, da hat er völlig Recht. Diese Erkenntnis scheint
sich nunmehr bei den Sozialdemokraten langsam durchzusetzen. Und auch die
Bewertung des Bundesministers Gorbach dürfte ja in diese Richtung gehen. Ein
Weg, eine Erkenntnis, für die die Sozialdemokraten mit Garantie positiv zu
beobachten sein werden.
Ich darf auch darauf hinweisen, dass aus ähnlichen Quellen, nehme ich
an, eine Meldung gespeist wurde, vom 11. Juni in der
"Kronen-Zeitung", wo steht: "Kein Geld für Wiener
Bahnhöfe", und man befürchtet jetzt, dass der Erlös der ÖBB-Immobilien von
der Bundesregierung lediglich zur Reduktion von Schulden verwendet wird.
Ich möchte feststellen, dass der Bundesminister Gorbach in einer noch
nicht lange – am 12. Juni hat das stattgefunden – zurückliegenden Pressekonferenz
hier Klartext gesprochen hat. Es ist gar keine Frage, dass hier die Beteiligung
des Bundes festgeschrieben ist und dass die Projekte des Generalverkehrsplanes
so wie sie sind durchgeführt werden werden, beziehungsweise dass auch die Finanzierung
der Pläne des Generalverkehrsplans als gesichert zu betrachten sind und dass
die Bereitschaft des Bundesministers und des Bundesministeriums vorliegt, eine
Vorziehung von Großprojekten in Wien zu gewährleisten, sprich also, den
Zentralbahnhof Wien, den Bahnhof Wien vorzuziehen. Das bedeutet natürlich, dass
diese Vorziehung erfolgen kann, wenn eine Reihung erfolgt, eine
Prioritätenliste aufgestellt wird, das heißt also, wenn Wien, die Stadt Wien
und die sozialistische Mehrheit sich entschließt, von sich aus Verantwortung
dahin gehend zu übernehmen, dass sie hinsichtlich der Projekte, die sie
vorreiht, wie den Zentralbahnhof, auch zur Kenntnis zu nehmen hat, dass sie
dann Projekte nehmen muss, die sich hinten anstellen müssen. Ohne das wird es
nicht gehen.
Entscheidend ist natürlich, dass es entsprechende Umwidmungen seitens
der Stadt Wien gibt. Und da wird seitens des Ministeriums klar gesagt, dass
dann auch die ÖBB über Projekte hinaus zu konkreten Taten schreiten werden.
Den Befürchtungen, wonach Wien-Projekte gefährdet sind, ist Minister
Gorbach in seiner Pressekonferenz mit aller Klarheit entgegengetreten, und ich
glaube, dass das eine wichtige und gute Antwort für Wien ist, eine wichtige
Sache. Es ist auch so, dass die Möglichkeiten, die von sozialistischer Seite,
von Bgm Häupl, ventiliert wurden, die in Richtung Public Private Partnership
gehen, bei der Gestaltung des Zentralbahnhofes selbstverständlich auf
Zustimmung stoßen werden. Hier ein solches Finanzierungsmodell zu machen und
aufzubauen ist sicherlich eine wertvolle und gute Sache.
Entscheidend ist aber, dass es endlich gelingt, entsprechend dem Letter
of Intent zu einer gemeinsamen Bindung von Bund, Land und ÖBB zu kommen. Hier
sind Schritte erforderlich, und hier muss man sich bemühen, keine Zeit und
keine Termine zu verlieren.
Wien wird aber nicht nur die nötigen Umwidmungen vornehmen können, um
also Rechtssicherheit auch für den Grundbesitzer ÖBB zu schaffen, sondern es
wird selbstverständlich auch Klarheit zu schaffen sein seitens der sozialistischen
Stadtverwaltung, in welchem Ausmaß ein eigener finanzieller Beitrag zu diesem
Großprojekt Zentralbahnhof dabei sein wird und in welchem Ausmaß. Und ich
glaube, Gorbach sagt ja auch die Verwendung eines großen Teils der Umwidmung
von Veräußerungserlösen für den Bahnhofsneubau zu, und ich glaube, dass er mit
seinem Versprechen hoffentlich Recht behält, dass dann dieser Zentralbahnhof
noch in diesem Jahrzehnt einer Verwirklichung zugeführt werden kann. (Beifall
bei der FPÖ.)
Zum Thema Hauptbahnhof selbst liegen Pläne und Vorstellungen der ÖBB da.
Es geht um eine Verschiebung des Personenbahnhofes Richtung Südtiroler Platz,
vor allem die Kassenhalle wird in dieser Richtung dann gelegen sein. Und damit
wäre etwas erreicht, worüber wir Wiener uns auf alle Fälle freuen, wenn das
endlich eintritt, dass diese groteske Fehlplanung vergangener Jahrzehnte,
nämlich eine U-Bahn-Linie eine ganze Station weg vom Bahnhof zu legen,
beseitigt wird, eine Groteske, die Generationen von Reisenden mit Zugverspätungen
und schweren Gepäckabschleppungen bezahlen mussten, weil sich irgendwer nicht
rechtzeitig mit den Verkehrsplanungen so beschäftigen konnte, dass die Lösung
einer U-Bahn-Linie zum Bahnhof schon vor Jahrzehnten verwirklicht worden wäre.
Und daher: Ein Bahnhof Wien als Durchgangsbahnhof mit
Verknüpfung von U-Bahn und S-Bahn ist also meiner Meinung nach nur dann denkbar
und möglich, wenn das Zusammenführen zwischen Bahnhofsprojekt auf der einen
Seite und einer Neulösung des ganzen Areals und Komplexes Südtiroler Platz mit
S- und U-Bahn-Lösung angegangen wird. Eine Beseitigung dieses
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular