Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 122
es so,
dass wir 2002 die letzte Stelle einnehmen. Der private Konsum geht zurück, hier
gibt es kein Wachstum. Da hat es in den Jahren 1996 bis 1999 ein
durchschnittliches Wachstum von 2,5 Prozent gegeben. In den letzten beiden
Jahren hat es nur mehr ein so genanntes Wachstum von kaum einem Prozent
gegeben. Die privaten Investitionen gehen zurück. Die Arbeitslosigkeit steigt
stärker als in allen anderen EU-Ländern und wir haben die niedrigste
öffentliche Investitionsquote aller EU-Staaten. Hier davon zu sprechen, dass
die Bundesregierung sehr gut arbeitet und, wie Sie es im letzten Teil Ihrer
Ausführungen, Herr DDr Schock, gebracht haben, dass jetzt das Budget oder die
Arbeit des Herrn Finanzministers zu fruchten beginnt, ist schon eine sehr
starke Chuzpe! Das hat mit Wirtschaftspolitik überhaupt nichts zu tun! Wenn
hier von einer wirtschaftsfreundlichen Politik gesprochen wird, dann kann ich
Ihnen sagen, da verwechseln Sie etwas. Es wird eine Politik für ein paar
Freunde aus der Wirtschaft und keine wirtschaftsfreundliche Politik gemacht! So
schaut es auf Bundesebene aus! (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, kommen wir kurz zur
Wirtschaftsförderung in Wien. Wenn Sie sagen, die Wirtschaftsförderung ist
zurückgegangen, wenn es eine absolute Zahl von 132,5 Millionen EUR
gibt, dann bleibt das Ihnen überlassen. Wenn Sie Rechenbeispiele anstellen, das
eine ist Wirtschaftsförderung und das andere ist keine Wirtschaftsförderung,
dann müssen wir uns vielleicht einmal darüber unterhalten, was denn
Wirtschaftsförderung ist. Ist es keine Wirtschaftsförderung, wenn man in einen
Standort 65 Millionen EUR investiert? Profitieren davon keine Klein-
und Mittelbetriebe? Sie wissen ganz genau, dass das sehr wohl so ist, dass die
Klein- und Mittelbetriebe diesbezüglich profitieren. Wenn wir uns die
Investitionen, die die Stadt Wien vornimmt und die ich Ihnen schon vorher
gesagt habe, anschauen und vergleichen - Sie haben es in Ihren Ausführungen
gebracht, der Bund hat 2,4 Milliarden in den vergangenen Jahren investiert
-, dann sage ich Ihnen heute wieder das Gleiche wie schon vor einem Jahr. Die Stadt
Wien investiert in absoluten Zahlen mehr als der Bund, aber der Bund hat ein
sechsfach höheres Budget zur Verfügung. (StR
DDr Eduard Schock: Der Bund 2,4, Wien 1,3! Was ist höher?) Also das muss
man sich schon sehr genau anschauen. Wenn Sie sich das anschauen,
2,4 Milliarden, und bei uns sind die nachfragewirksamen Investitionen
3,26 Milliarden, dann ist das sehr wohl ein Unterschied. (StR DDr Eduard Schock: Sie vergleichen
Äpfel mit Birnen, Herr Kollege!)
Ich darf Ihnen jetzt noch etwas sagen, weil Sie so laut zwischenrufen.
Da habe ich einmal eine gute Bemerkung vom Herrn Abg Stummvoll im Nationalrat
gehört, nämlich: "Je lauter Ihre Zwischenrufe sind, umso schwächer sind
Ihre Argumente!" Das trifft auch auf Sie zu! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, noch ein Punkt, weil Sie auch den
Herrn Klubobmann Oxonitsch angesprochen haben, dass er gesagt hat: "Die
Oppositionsparteien können den Rechnungsabschluss nicht lesen." Ich habe
mir sehr aufmerksam die Rede des Herrn Klubobmanns Kabas angehört und mir
genauso die Frage gestellt, welches Exemplar des Rechnungsabschlusses der Herr
Klubobmann Kabas zur Verfügung gehabt hat und welches wir zur Verfügung gehabt
haben, weil der hat von ganz anderen Dingen gesprochen. (GR Gerhard Pfeiffer: Gibt es zwei?) Meines Wissens gibt es eben
nicht zwei, Herr Kollege Pfeiffer, sondern es gibt ein Exemplar. Es ist also
mit dem Lesen oder mit der Interpretation wahrscheinlich ein bisschen mit dem
Herrn Klubobmann Kabas durchgegangen.
Wenn Sie die Frage stellen, warum wir hier nicht eine Strategiedebatte
führen - Sie haben das im Finanzausschuss schon gemacht - und das damit
begründen, dass der Rechnungsabschluss nicht mehr so interessant ist, dann habe
ich Verständnis dafür, dass er für die Opposition nicht so interessant ist,
weil wenn Sie den Rechnungsabschluss objektiv kommentieren, dann müssen Sie
feststellen, dass es ein hervorragender Rechnungsabschluss ist. Wenn Sie die
Strategien für die Zukunft nachfragen, dann sage ich ihnen von dieser Stelle
aus, die Strategien für die Zukunft bleiben die gleichen, nämlich dass wir
sozialgerecht in die Bildung, in die Kultur, in unsere Jugend und in die
Wirtschaft investieren und dabei gleichzeitig auch den Schuldenstand
reduzieren. Ich glaube, die Strategie in den letzten Jahren war keine
schlechte, und wir werden diesen Weg natürlich weiter gehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, um zum Schluss zu kommen, weil Sie
auch das Wiener Konjunkturpaket beziehungsweise die kommunalen Investitionen
angesprochen haben: Es gibt derzeit Gespräche oder es hat zum Teil schon
Beschlüsse bezüglich des Finanzausgleichsgesetzes gegeben. Wenn man sich das
anschaut, dann kommt hier - der Herr Vizebürgermeister hat in seinen
Ausführungen schon darauf hingewiesen - ganz klar heraus, auf der einen Seite
gibt es Erhöhungen, zusätzliche Einnahmen, diese zusätzlichen Einnahmen bleiben
aber nur beim Herrn Finanzminister beziehungsweise bei der Bundesregierung, und
auf der anderen Seite gibt es Kürzungen, die allerdings die Gemeinden treffen,
und wenn es weniger Finanzmittel für die Gemeinden, für die Städte gibt, dann
ist es doch wohl klar, dass es auch weniger Investitionen in die Zukunft gibt.
Denn woher sollen die Gemeinden, die Städte das Geld noch nehmen, wenn zusätzliche
Kürzungen auf sie zukommen.
Dazu sage ich Ihnen auch noch etwas, das ganz klar Ihr
Verständnis von Wirtschaftspolitik zeigt. Ich habe diesbezüglich in der
Wirtschaftskammer einen Antrag gestellt, dass sich alle Fraktionen dafür
einsetzen, dass es zu dem nicht kommt, dass es weiterhin so ist, dass die
Städte, die Gemeinden genügend finanzielle Mittel zur Verfügung haben, um die
nötigen nachfragewirksamen Investitionen, vor allem für das Baunebengewerbe,
durchführen zu können. Und siehe da, in der Diskussion haben fast alle gesagt,
das ist richtig. Nur bei den Abstimmungen hat es dann leider so ausgeschaut,
dass die freiheitliche Fraktion und auch die ÖVP-Fraktion in der
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